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Business Innovation

Der Führungsstil im digitalen Zeitalter

18.11.2022
von Julia Ischer

Die digitale Transformation bestimmt immer mehr unseren Alltag. Darauf müssen auch Unternehmen reagieren und  ihre Art der Führung anpassen. Durch diesen Wandel entstand das Konzept des Digital Leaderships. Was zeichnet den neuen Führungsstil aus? Welche Kompetenzen müssen solche Leader mitbringen und welche Herausforderungen stehen ihnen bevor? «Fokus» hat nachgefragt.

Die Welt verändert sich und wird stets digitaler. Das bringt auch Neuerungen in der Berufswelt mit sich. Deshalb ist es wichtig, dass sich Führungskräfte dem digitalen Wandel anpassen. Frühere Geschäftsmodelle funktionieren heutzutage nicht mehr und müssen auf die jetzige Zeit abgestimmt werden. Daraus hat sich das Modell des Digital Leaderships entwickelt.

Unterstützung des Unternehmens im Wandel

«Ein Digital Leader begleitet das Unternehmen während der digitalen Transformation und überwindet mit entsprechenden Führungsfunktionen, -aufgaben und -modellen die damit einhergehenden Herausforderungen», sagt Prof. Dr. Stella Gatziu Grivas, Dozentin am Institut für Wirtschaftsinformatik der FHNW. Die neue Führung stellt demnach eine Schlüsselperson in der Digitalisierung des Unternehmens dar und treibt diese voran.

Organisation, Planung und Führung

Die Aufgaben eines Digital Leaders sind vielfältig. Entrepreneurship ist dabei ein wichtiges Stichwort. Die Leader von heute entwickeln mit ihrem Team Innovationen und bringen diese in das Unternehmen ein. Zudem definieren sie Strategie sowie Vision des Unternehmens und setzen diese anschliessend um. Hinzu kommt das Daily Business, die Organisation des Unternehmens, das gesichert und gepflegt werden muss. Aber auch das Führen der Mitarbeitenden ist eine zentrale Aufgabe: Kollaborieren, unterstützen und kommunizieren sind dabei die wichtigsten Schlüsselbegriffe. Zudem delegieren und kontrollieren Führungskräfte immer weniger und sind je länger, je mehr Teil des Teams.

Erforderliche Kompetenzen eines Digital Leaders

Der neue Stil fordert vieles von Führungskräften. Veränderungen passieren in unserer schnelllebigen Welt immer rapider, weswegen darauf rechtzeitig reagiert werden muss. Deshalb ist die Fähigkeit, agil zu handeln, sehr wichtig. Man muss merken, was im Umfeld geschieht, wie die Konkurrenz arbeitet und darauf reagieren können, um die Marktanteile zu bewahren.

Je agiler und selbstorientierter ein Unternehmen arbeitet, desto wichtiger ist ein Plan, eine Strategie und eine Vision, welche die Führung weitergibt und auslebt. Nur so wird die Planung von den Mitarbeitenden auch umgesetzt. Deshalb sind auch strategisches Denken und Management Grundvoraussetzungen für eine:n Digital Leader.

«Des Weiteren sind technologische und digitale Kompetenzen essenziell. Ein Digital Leader muss die Technologie verstehen, die relevanten Trends für das Unternehmen eruieren und deren Wirkung auf das Unternehmen analysieren können», so die Expertin. Aus diesem Grund seien oft die CIOs die neuen Digital Leader eines Unternehmens, meint Gatziu Grivas weiter. Sie verstehen einerseits die Technik, andererseits kennen sie das Business.

Ausserdem müssen Digital Leader in derjenigen Branche, in der sie arbeiten, Expert:innen sein. Wer ist die Konkurrenz? Welche Innovationen sind momentan marktführend im jeweiligen Bereich? Solche Fragen müssen beantwortet werden können.

Abschliessend ist die emotionale Intelligenz eine wichtige und gefragte Führungsqualität in der heutigen Zeit. Durch die grossen und sehr prägenden Veränderungen im Zuge der digitalen Transformation entstehen Ängste aufseiten der Mitarbeitenden. Mit diesen muss umgegangen werden können. «Die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen, das Unausgesprochene verstehen, motivieren, mitziehen und begleiten – das ist für mich emotionale Intelligenz. Dieser Charakterzug wird umso wichtiger im heutigen Zeitalter», merkt die Expertin an.

Die Schwierigkeiten des neuen Führungsstils

Gatziu Grivas zufolge ist eine der grössten Herausforderungen im Konzept des Digital Leaderships die Erkenntnis, dass die Mitarbeitenden im Fokus stehen. «Die Schwierigkeit liegt darin, das Team zu motivieren und Talente im Unternehmen zu behalten. Dafür müssen die Mitarbeiter:innen an erster Stelle stehen.» Es muss ein Umdenken seitens der Führungspersonen stattfinden. Fühlt man sich dazu gezwungen, wird die Führungsveränderung höchstwahrscheinlich scheitern.

Eine weitere Hürde stellt der Gap zwischen Theorie und Praxis über diesen neuen Führungsstil dar. Es gibt zahlreiche Modelle, auf die sich ein Unternehmen im Wandel zum Digital Leadership hin stützen kann. Daraus das zum Unternehmen Passende zu wählen, ist sehr schwierig. Wie setzt man die Theorie in die Praxis um und wo fängt man dabei überhaupt an? Auf diese Fragen Antworten zu finden ist für viele eine Herausforderung.

Die Bildung hat eine tragende Rolle

Bei dieser Menge an Schwierigkeiten und gefragten Kompetenzen fragt man sich zurecht, ob Unternehmen überhaupt schon bereit für einen solchen Wandel sind. «Es braucht seine Zeit, bis man die Notwendigkeit für die Veränderung sieht und es ist ein langer Weg mit vielen Stolpersteinen, bis die tatsächliche Änderung stattgefunden hat», betont Gatziu Grivas. Deshalb sei es vor allem der Aufgabenbereich des Bildungssektors und der Hochschulen, Unternehmen auf das Thema zu sensibilisieren und ihnen Beispiele von erfolgreich transformierten Unternehmen aufzuzeigen. Wenn man Erfolgsbeispiele kennt, investiert man gerne genug Energie und Zeit.

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