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Digitalisierung Finanzen IT

Low-Code – ein Quantensprung in der Entwicklung digitaler Lösungen?

28.02.2023
von SMA

Ausgerechnet in Zeiten zunehmender Digitalisierung haben Unternehmen mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen, der insbesondere im IT-Sektor eklatant ist.  Low-Code-Anwendungen könnten zu einer Entspannung der Situation beitragen: Denn sie ermöglichen die Entwicklung von Anwendungen und Apps mit deutlich  geringerem Coding-Aufwand. Das schafft auch für Fintech neue Potenziale.

Eine Software von Grund auf neu zu codieren, ist aufwendig, zeitintensiv und setzt ein äusserst spezifisches Know-how voraus. Und gerade Letzteres wird immer mehr zur Mangelware: Gemäss Berechnungen von ICT-Berufsbildung Schweiz, dem Ausbildungsverband der IT- und Kommunikationsbranche, werden hierzulande bis 2028 über 35 000 IT-Spezialist:innen fehlen. Besonders hoch ist der Bedarf an Softwareentwickler:innen und Cyber-Security-Expert:innen. Wer also eine eigene Plattform, eine individuelle App oder ein neues User-Interface für die eigenen Dienstleistungen entwickeln möchte, wird die dafür benötigten Talente aus einem zunehmend härter umkämpften Markt rekrutieren müssen. Das dürfte sich auch für die aufstrebende Fintech-Branche als Hemmschuh erweisen.

Hier könnten sogenannte Low-Code-Entwicklungsplattformen und -Tools Entlastung bringen: Diese stellen Entwicklerinnen und Entwicklern einen standardisierten Modul-Baukasten zur Verfügung. Der Clou dabei: Die Ziel-Applikation kann über eine grafische Benutzeroberfläche zusammengestellt werden, sozusagen im «Drag-and-Drop-Verfahren». Auf diese Weise steigert Low-Code die Geschwindigkeit der Softwareentwicklung und reduziert gleichzeitig deren Kosten. Darüber hinaus soll es Low-Code möglich machen, dass Entwicklungsaufgaben teilweise auch von Nicht-IT-Fachleuten durchgeführt werden können. Dies würde den Bedarf an Softwareentwicklungsprofis reduzieren.
Dieser Ansatz ist an sich nicht neu: Bereits seit Jahren gibt es Digitalisierungslösungen, die zum Beispiel das Erstellen einer Website oder von Printmaterialien im Baukastensystem erlauben. Low-Code ist damit eher eine konsequente Weiterentwicklung dieses «Do-it-yourself-Ansatzes», der neu auch komplexere Applikationen einfacher umsetzbar macht. Fachleute betonen aber, dass Low-Code-Plattformen das Coding zwar enorm vereinfachen können, eine gewisse Lernkurve aber dennoch bestehen bleibt.

Die Nachfrage nach Low-Code steigt

Low-Tech-Tools könnten aber nicht nur als Innovationsbeschleuniger für Techunternehmen dienen – der Markt birgt ebenfalls ein spannendes Investitionspotenzial. Denn wie das Research- und Beratungsunternehmens Gartner in einem aktuellen Bericht festhält, dürfte dieser Technologiesektor im Jahr 2023 mit rund 20 Prozent ein enormes Wachstum verzeichnen. Und auch darüber hinaus soll die Kurve steil nach oben zeigen. Dies, weil immer mehr Unternehmen auf Hyperautomatisierung sowie «Composable-Business-Initiativen» setzen werden. Diese werden gemäss den Analyst:innen von Gartner bis 2026 die beiden Haupttreiber für die flächendeckende Nutzung von Low-Code-Technologien darstellen. «Unternehmen werden zunehmend auf Low-Code-Entwicklungstechnologien setzen, damit sie die ansteigenden Anforderungen ihrer Kundschaft an eine schnelle Anwendungsbereitstellung sowie hochgradig individualisierte Automatisierungsworkflows erfüllen können», betont Varsha Mehta, Senior Market Research Specialist bei Gartner. Indem sowohl professionelle IT-Entwickler:innen als auch Nicht-IT-Personen mit Low-Code-Tools ausgestattet werden, können Unternehmen ihre digitale Kompetenz und damit ihre Agilität enorm erhöhen. Und genau dies werde im heutigen und künftigen Marktumfeld von Betrieben aller Grösse und Branchen immer stärker gefordert.

Low-Code ist eher eine konsequente Weiterentwicklung des «Do-it-yourself-Ansatzes».

Gemäss Gartner werden Low-Code-Anwendungsplattformen (LCAP) voraussichtlich die grösste Komponente des Marktes für Low-Code-Entwicklungstechnologien ausmachen: Im Jahr 2023 soll ihr Anteil um 25 Prozent auf fast zehn Milliarden US-Dollar wachsen. Doch während LCAP zwar das grösste Marktsegment bilden, werden die sogenannten «Citizen Automation Development Platforms» (CADP) mit einem prognostizierten Wachstum von 30 Prozent für 2023 das schnellste Wachstum erzielen. CADP dienen dazu, Inhalte über mehrere Software-as-a-Service-Anwendungen hinweg verfügbar zu machen sowie Reportings und Datenvisualisierungen zu erstellen. Dank der intuitiven, flexiblen sowie immer leistungsfähigeren Funktionen von Low-Code-Entwicklungstools werden Business Technologists und Citizen Technologists künftig neue agile Lösungen kreieren, die der Nachfrage der Unternehmen nach verbesserter Produktivität und Effizienz nachkommen. Gartner prognostiziert, dass Entwickler:innen ausserhalb der heutigen «klassischen» IT-Abteilungen bis 2026 mindestens 80 Prozent der Userbase für Low-Code-Entwicklungstools ausmachen werden, gegenüber 60 Prozent im Jahr 2021.

Was bedeutet dies nun konkret für die Finanzbranche? Einerseits natürlich, dass Low-Code-Anwendungen die Entwicklung neuer Lösungen im Bereich Fintech erleichtern könnten. Der Personalbedarf in der Softwareentwicklung wird verringert, während gleichzeitig Nicht-IT-Fachpersonen mit der entsprechenden Einarbeitung ebenfalls dazu in der Lage sind, kundennahe, neue Ansätze zu realisieren. Gleichzeitig ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um sich über Investitionsmöglichkeiten in diesem Wachstumsmarkt zu informieren. Die Digitalisierung ist eine laufend fortschreitende Entwicklung, was die Relevanz von Low-Code-Anwendungen (und den Firmen, die sie zur Verfügung stellen), nur noch erhöhen wird.

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