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Immobilien Finanzen

Sind Immobilienanlagen noch immer ein sicherer Anlage-Hafen?

28.02.2023
von SMA

Unabhängig davon, wie volatil in den letzten Jahren der Aktienmarkt auch ausfiel, auf eine Sache war stets Verlass: Wer in Immobilienanlagen investierte, profitierte von einer hohen Rendite sowie von einer vergleichsweise sicheren Anlageklasse. Doch trifft dies noch immer zu? Und worauf sollten Immobilienanlegerinnen und -anleger achten? Ein Überblick.

Steigende Zinsen und hohe Baukosten führen dazu, dass in der hiesigen Immobilienbranche derzeit von einem «raueren Wind» gesprochen wird. Angesichts von Inflation und Zinserhöhungen stellt sich die berechtigte Frage, ob das Anlegen in «Betongold» noch immer so attraktiv ist wie zuvor. Wer sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzt, stellt schnell fest: Die Situation muss differenziert betrachtet werden. Denn obschon auch der Immobilienmarkt aufgrund der Inflation sowie der Zinsmassnahmen der Nationalbank volatiler geworden ist, erfreuen sich gewisse Sektoren der Branche nach wie vor enormer Beliebtheit. Vor allem nachhaltige Renditeimmobilien stehen bei der institutionellen Anlegerschaft nach wie vor hoch in Kurs. Zu diesem Schluss gelangt Professor John Davidson vom Institut für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern. In einem aktuellen Beitrag der Handelszeitung erläutert er: Auch wenn tendenziell die Preise für Immobilien unter Druck geraten sind, bleibt die Nachfrage nach «grünen» Büros in der Schweiz gross.

«Vor allem Objekte in Toplagen mit guten Nachhaltigkeitsratings und niedrigen Unterhaltskosten sind sehr begehrt», lässt sich Davidson zitieren. Dies sowohl bei Käuferinnen und Käufern, Mietenden als auch bei der institutionellen Investorenschaft. Daher rechnet er in diesem Segment auch 2023 nicht zwingend mit sinkenden Preisen. Vielmehr geht der Experte davon aus, dass sich gute, nachhaltige Büros besser entwickeln werden als andere Officeräumlichkeiten in weniger attraktiven Lagen. Jedoch – auch in diesem Segment seien Bewertungskorrekturen nicht völlig auszuschliessen.

Nachhaltige Strategie zahlt sich aus

Wo liegen gemäss dem Professor die Gründe dafür, dass der Nachhaltigkeitsthematik auch angesichts eines schwierigeren Marktumfelds eine so hohe Relevanz zukommt? Gemäss John Davidson sei das Interesse an nachhaltigen Büroimmobilien vielfältig: Unternehmen wollen mit Investitionen in grüne Gebäude ihr Nachhaltigkeitsversprechen realisieren. Die Mitarbeitenden wiederum schätzten die gute Luftqualität in den technisch aufwendig konstruierten, modernen Minergiebauten. Und die langfristig orientierte, institutionelle Anlegerschaft reichere ihr Portfolio auch deshalb mit «sauberen» Gebäuden an, weil diese im Unterhalt günstiger sind als herkömmliche Bauten. John Davidson geht gegenüber der Handelszeitung für die kommenden Monate von einer «spannenden Repricing-Phase» im Immobilienmarkt aus – mit entsprechenden Auswirkungen auf den kotierten wie auch den privaten Markt.

Wer im aktuell volatilen Marktumfeld in Immobilien anlegen möchte, muss über ein tiefgreifendes Verständnis über die Zusammenhänge und aktuellen Risiken verfügen.

Generell stellt die Preisfrage aktuell die grosse Unbekannte in der Immobilienbranche dar, die den Marktteilnehmerinnen und -teilnehmern Kopfzerbrechen bereitet. Fachleute betonen aber, dass der Immobilienmarkt nach wie vor attraktive Anlagepotenziale bereithält. Doch angesichts der komplexen Ausgangslage sowie verschiedener Einflussfaktoren, deren Entwicklung sich nur schwer antizipieren lasse, sei der Beratungsbedarf bei der Anlegerschaft klar gestiegen.

Wie geht es weiter mit Immobilienanlagen?

Wie das Finanzportal cash.ch schreibt, habe die Erwartung steigender Zinsen in den letzten Wochen zusätzliche Nahrung erhalten: Die Inflation in der Schweiz ist von 2,8 Prozent (Dezember 2022) auf 3,3 Prozent (Januar 2023) deutlich angestiegen. Gleichzeitig halten manche Marktbeobachtende fest, dass sich die Schweizer Inflation im internationalen Vergleich nach wie vor auf einem tiefen Niveau bewege. Und während manche Fachleute aufgrund dieser Tatsache keine Veranlassung zu einer Anpassung ihrer Zinsprognosen sehen, malen andere ein deutlich düstereres Bild: «Das Thema Inflation ist noch nicht gegessen und wird uns auch in der Schweiz noch eine Zeit lang beschäftigen», sagt Florian Schubiger von Hypotheke.ch gegenüber cash.ch. Die Angst vor einer noch grösseren Zunahme bei der Teuerung sei real, der Hypothekenexperte rechnet damit, dass die Schweizerische Nationalbank im März die Leitzinsen nochmals deutlich erhöht.
Diese Ausführungen zeigen auf, dass sich Fachleute hinsichtlich der Tendenzen im Immobilienmarkt uneins sind. Angesichts der vielen Einflussfaktoren überrascht das kaum. Einig sind sich die Expertinnen und Experten allerdings in diesem Punkt: Wer im aktuell volatilen Marktumfeld in Immobilien anlegen möchte, muss über ein tiefgreifendes Verständnis über die Zusammenhänge und aktuellen Risiken verfügen. Das Einholen von Fach- und Zweitmeinungen sei daher enorm wichtig, ebenso wie das Prüfen mehrerer Offerten und Optionen.

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