geofencing
Digitalisierung IT Sicherheit

Gesteigerte Unternehmenssicherheit dank Geofencing?

15.10.2021
von Lisa Allemann

Geofencing ist heutzutage fast überall im Alltag anzutreffen: Ob bei Diebstahlsicherungen in Geschäften, Luftraumbegrenzungen bei Drohnen oder im eigenen Smart Home. Die Technologie leistet einen essenziellen Beitrag zur Digitalisierung und dazu, die Sicherheit in Unternehmen zu steigern.

Früher hat man um Burgen oder ganze Städte herum Mauern errichtet, damit die Bevölkerung vor Angriffen geschützt ist. Heutzutage sind solche Schutzmauern nicht mehr sichtbar und Einlasskontrollen nicht ausschliesslich reell. Denn mit Geofencing ist es möglich, solche Grenzen auch virtuell zu erstellen. «Geofencing ist ein zusammengesetztes Kunstwort, bestehend aus ‹geographic› (geographisch) und ‹fence› (Zaun)», erklärt Prof. Dr. Christian Matt, Mitdirektor des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bern. Er führt aus: «Damit verbunden ist das Auslösen von Aktionen, sobald eine geolokalisierte Position auf der Erdoberfläche oder in der Luft überschritten wird. Häufig handelt es sich dabei um geschlossene Flächen, sprich virtuelle Räume.» Reaktionen auf das Überschreiten der Grenzen können beispielsweise das automatische Schliessen der Haustüre beim Verlassen des Hauses, die Verweigerung einer Starterlaubnis für Drohnen in der Nähe eines Flughafens oder der ausgelöste Alarm bei einem Diebstahlsversuch sein. Hinter all diesen Alltagsbeispielen steckt die Technologie des Geofencing.

Standortbestimmung notwendig

Voraussetzung dafür, dass das Überschreiten der Grenzen überhaupt erst erkannt wird, ist die Standortbestimmung von Menschen oder Objekten. «Von Interesse sind häufig auch die aktuellen Distanzen zu Räumen, Gebäuden oder Ladengeschäften, um in Abhängigkeit dessen eine Aktion auslösen zu können. Dazu braucht es IT-Geräte (z.B. Smartphones oder Wearables), die regelmässig ihre Position senden oder diese zumindest auf Nachfrage zur Verfügung stellen können», sagt Matt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, anhand derer Geofencing umgesetzt werden kann – Global Positioning System (GPS), Wi-Fi, Bluetooth, Radiofrequenz-Identifikation (RFID) oder hybride Varianten davon. Je nach Anwendung empfiehlt sich eine andere Technologie basierend auf Kriterien wie Standortgenauigkeit oder Reichweite.

Geofencing zur Steigerung der Unternehmenssicherheit

Geofences sind aber nicht nur in unserem Alltag nützlich. Auch für Unternehmen ist die Technologie von Interesse und kann unter anderem zur Steigerung der Sicherheit beitragen. Bekannte Beispiele dafür sind Geldtransporter oder Mietwagen, bei denen mittels Geofencing sichergestellt wird, dass sie einen vordefinierten Bereich nicht verlassen. «Dank Geofencing ist es auch möglich, dass ein Gerät von Mitarbeitenden immer nur dann uneingeschränkt genutzt werden kann, wenn diese sich innerhalb des festgelegten geographischen Gebiets aufhalten. Gleichzeitig kann so beispielsweise Hacker:innen das Leben erschwert werden, falls gewisse Operationen innerhalb eines festgelegten Bereichs ausgeführt werden müssen, oder aber nicht autorisierte Anwendungen innerhalb des vordefinierten Geofence-Bereichs blockiert werden. Auch können E-Mail- und Netzwerkzugangseinstellungen an Arbeitsplätzen automatisch aktiviert werden. Darüber hinaus besteht für Unternehmen die Möglichkeit, smarte Türschlösser zu nutzen, die sich automatisch ver- und entriegeln, sobald ein Smartphone in der Nähe ist oder diesen Bereich verlassen hat», so Matt.

Einschränkungen können dazu führen, dass in einer Umgebung mit erhöhten Risiken der Sicherheitszustand nicht angepasst wird und daher das entsprechende Gerät zur Schwachstelle wird. Prof. Dr. Christian Matt

Geofencing kann zusätzlich an der Kundenschnittstelle und damit als Teil eines Produkts oder einer Dienstleistung bereitgestellt werden. Vor allem im Marketing erfreut sich die Technologie einer grossen Beliebtheit, da potenzielle Kundschaft dank ihr sogleich mit einer Push-Benachrichtigung und standortbezogenen Anzeigen, Verkäufen oder Werbeaktionen angelockt werden kann, wenn sie sich in der Nähe des Geschäfts oder dessen Konkurrenz befindet. «Es ergeben sich auch Möglichkeiten, Geofencing in Produkten bei Endkund:innen zu verwenden, so kann bei Mietwagen oder E-Scootern festgelegt werden, in welchem Gebiet sich das jeweilige Fahrzeug bewegen darf oder wo es abgestellt werden muss. Auch ergeben sich weitere direkt auf der Technologie aufbauende, kreative Möglichkeiten in der Produktentwicklung, etwa durch die Nachverfolgung von Haustieren und der entsprechenden Alarmierung, beispielsweise bei nächtlichem Verlassen des Grundstücks», meint Matt.

Grenzen der Technologie

Die Technologie hat aber, wie jede andere auch, einige Einschränkungen. Einerseits ist Geofencing darauf angewiesen, Daten bezüglich des Standortes zu erhalten. Ist ein IT-Gerät also ausgeschaltet oder wurde die Standortfreigabe deaktiviert, wird Geofencing nicht funktionieren. «Andererseits verbraucht die Standortbestimmung zumeist kontinuierlich Strom, ist nicht immer zu 100 Prozent verlässlich und die Erkennung der Bewegungsereignisse kann gestört sein. Diese Einschränkungen können dazu führen, dass in einer Umgebung mit erhöhten Risiken der Sicherheitszustand nicht angepasst wird und daher das entsprechende Gerät zur Schwachstelle wird», erläutert Matt.

Da Geofencing mit standortbezogenen Daten arbeitet, existiert ausserdem ein Gefahrenpotenzial zur Verletzung der Privatsphäre. Datenschutzrechtliche Aspekte müssen folglich vor der Implementierung von Geofencing durchdacht werden, und zwar auf beiden Seiten: «Produktanbieter, die Daten auf einem eigenen Server verarbeiten, bergen grundsätzlich ein Risiko des Missbrauchs (‹Verkauf von Daten›) oder werden möglicherweise selbst zu Opfern eines Datenlecks», führt Matt aus.

Geofencing bringt für Unternehmen also einige Vorteile und Möglichkeiten mit sich. «Die Implementierung ist flexibel und einfach. Dadurch entstehen tendenziell weniger Sicherheitslücken, insofern vertrauenswürdige Schnittstellen genutzt werden. Ausserdem gibt es Möglichkeiten, die Technologie relativ kostengünstig zu implementieren», so Matt. Trotzdem gilt es, bei der Umsetzung genau zu überlegen, für welche Anwendung Geofencing genutzt werden soll und wie daraus entstehende potenzielle Sicherheitslücken und Datenschutzprobleme von vornherein vermieden werden können.

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