vom wissen zum können zum tun
Digitalisierung Bau & Immobilien

Vom Wissen zum Können zum Tun

10.06.2022
von SMA

Die Digitalisierung ist für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft von zentraler Bedeutung. Führungskräfte und Mitarbeitende aller Unternehmen entlang der ganzen Wertschöpfungskette sind gefordert, Chancen und Herausforderungen zu erkennen und sich entsprechend neu auszurichten.

Thomas Glättli
Co-Geschäftsführerende Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland

Andrea Leu
Co-Geschäftsführerende Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland

 

Durchgängige Prozesse, einheitliche Datenmodelle, standardisierte Schnittstellen, übergreifende Kooperationen sollen zu höherer Produktivität, mehr Effektivität und zu besserer Qualität führen. Ein ambitiöses Vorhaben, das von der Branche zu langsam umgesetzt wird. Es braucht grössere Anstrengungen aller Beteiligten, um aus der Digitalisierung mehr Nachhaltigkeit und eine höhere Wertschöpfung zu generieren. Gebaut wird heute noch häufig wie vor 100 Jahren.

Während viele andere Sektoren durch die Digitalisierung deutlich produktiver geworden sind, hinkt die Bau- und Immobilienwirtschaft mit jährlich nur rund einem Prozent Produktivitätszuwachs in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich hinterher. Die neue Dynamik wird Auswirkungen weit über die Branche hinaus haben, denn mit rund 15 Prozent des Bruttoinlandproduktes ist sie ein zentraler Wirtschaftsfaktor in der Schweiz und beeinflusst viele andere Sektoren. Eine produktivere Bau- und Immobilienwirtschaft ist deshalb auch gesamtgesellschaftlich mehr als sinnvoll.   

Strukturierte und von Maschinen interpretierbare Informationen bilden das Fundament für die Vernetzung der Wertschöpfungskette und das Lifecycle Datamanagement von morgen.

Die Herausforderungen der digitalen Bau- und Immobilienwirtschaft müssen daher rasch auf den Boden gebracht werden, die Rahmenbedingungen sind vorhanden. Digitale Technologien schaffen die Voraussetzungen für die Vernetzung und integrative Zusammenarbeit aller Akteur:innen entlang dem Lifecycle eines Bauwerks.

Damit werden Bestellung, Planung, Erstellung, Betrieb und Rückbau nicht weiter als einzelne isolierte Prozesse betrachtet, sondern als durchgängiger und datenbasierter Prozess. Strukturierte und von Maschinen interpretierbare Informationen bilden das Fundament für die Vernetzung der Wertschöpfungskette und das Lifecycle Datamanagement von morgen.

In der aktuellen Praxis ist eine echte digitale Durchgängigkeit allerdings, nur schwer umzusetzen, weil Daten viel zu heterogen vorliegen und Unternehmen dazu tendieren ihre eigenen Datenstrukturen aufgrund von projektspezifischen Anforderungen anzulegen. Als wirksames Instrument kann hier das Use-Case-Management eingesetzt werden, das BIM-Projekte in Anwendungsfälle (Use Cases) gliedert und damit die Grundlagen für ein durchgängiges Informationsmanagement schafft. So entstehen entscheidende neue Prozesse, die den Anforderungen an digitale Abläufe entsprechen.

Alle an einem Projekt beteiligten Parteien stellen dabei sicher, dass die Informationen während des gesamten Lebenszyklus konsistent ausgetauscht werden können. Neue Dienste und komplett veränderte Formen der Zusammenarbeit werden dadurch möglich. Eines ist dabei zentral: Das Potenzial der digitalen Bau- und Immobilienwirtschaft muss als Wertschöpfer und nicht als Kostenfaktor verstanden werden. Zusätzlich zu den finanziellen Vorteilen müssen die Akteur:innen die strategische Bedeutung der Digitalisierung erkennen.

Und schliesslich sind koordinierte Anstrengungen erforderlich, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, neue Talente mit Digital- und BIM-Kenntnissen anzuziehen, vorhandene Mitarbeitende weiterzubilden und Unternehmenskulturen zu verändern. Digitale Technologien müssen zukünftig grossflächig eingesetzt bzw. erprobt werden und schliesslich zu Standards und Normen führen, welche die Branche insgesamt weiterbringen. Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus ist dabei durchaus sinnvoll.

Genau hier setzt Bauen digital Schweiz / building-SMART Switzerland an, indem nationale und internationale Best Practices öffentlich gemacht werden und damit den Boden für die notwendige Harmonisierung legen. Denn eines ist klar: Die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft ist nicht ausschliesslich eine Frage der Technologie, sondern vor allem das Resultat einer Branchen- und Unternehmenskultur, die in die richtigen Strategien und passenden Organisationen münden.

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