gruppe von teenagern,  mobiltelefone im flur  high school benutzen.
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Editorial Jugend

«Eusi Jugend» muss es uns wert sein

04.09.2024
von SMA

Nicole Platel ist Direktorin von Pro Juventute und schreibt, dass eine Investition in die psychisch gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine Investition in die Zukunft unseres Landes ist.

Nicole Platel, Direktorin Pro Juventute

Nicole Platel
Direktorin Pro Juventute

Seit März 2024 bin ich Direktorin der Stiftung Pro Juventute, getrieben vom Wunsch, in meiner Tätigkeit direkt und indirekt für das Wohl von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz zu wirken. Wir von Pro Juventute sind als Wegbegleiterin, Unterstützerin und Fürsprecherin für Kinder und Jugendliche da.

Ein wichtiger Weg, den Jugendliche in der Schweiz bestreiten, ist die Wahl eines Berufes. Auch wenn sich die Durchlässigkeit des Schweizer Bildungssystems in den letzten Jahren stark erhöht hat, bleibt der Übergang von der Schule in den Beruf eine wichtige Weichenstellung. Die Zeit kann anspruchsvoll, spannend und auch herausfordernd sein, erfolgt sie doch mitten im Jugendalter, mitten in der Pubertät, in der sich der Körper verändert und weitreichende Prozesse im Gehirn stattfinden.

Ob als Eltern, Lehrpersonen oder Ausbildungsverantwortliche in Betrieben: Wir als Erwachsene sind gefordert, den Jugendlichen in dieser Zeit darin beizustehen, ihre Berufung, ihren Platz in der Welt zu finden.

Bei Pro Juventute erleben wir es tagtäglich: Die heutige Jugend hat unglaublich viel drauf, ist digital fit und bereit, mitzuwirken. Gleichzeitig sehen wir auch eine Jugend, die mit verschiedenen Konflikten und Krisen konfrontiert ist und sich mit einer erhöhten psychischen Belastung auseinandersetzen muss.

Bei Pro Juventute erleben wir es tagtäglich: Die heutige Jugend hat unglaublich viel drauf, ist digital fit und bereit, mitzuwirken.

Der erste Liebeskummer, Streit in der Familie oder die Frage nach dem eigenen Platz in der Welt: Viele der für junge Menschen in der prägenden Zeit ihrer Kindheit und Jugend wichtigen Themen sind nach wie vor die gleichen.

Doch die Sorgen und Probleme sind auch schwerer geworden. Wir erleben aktuell eine Multikrise. Der Beratungsaufwand beim 147, unser Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche, hat im Vergleich zu 2019 um 70 Prozent zugenommen. Besonders gestiegen sind Beratungen zu persönlichen Krisen wie Ängsten, Depressionen oder selbstverletzendem Verhalten. Jeden Tag melden sich acht bis neun Kinder und Jugendliche mit Suizidgedanken beim 147, 2019 waren es noch drei bis vier Beratungen täglich. Jeden zweiten Tag muss Pro Juventute eine Blaulichtorganisation aufbieten, weil sich ein junger Mensch etwas antun will.

Wir müssen als Gesellschaft alles daransetzen, die Resilienz und Ressourcen junger Menschen zu stärken, auch hinsichtlich der psychischen Gesundheit. Das Erlernen eines gesunden Umgangs mit digitalen Medien ist im 21. Jahrhundert zu einer Schlüsselkompetenz geworden. Die digitalen Medien sind inzwischen fester Bestandteil des Aufwachsens. Es ist wichtig, dass man Kinder und Jugendliche nicht damit allein lässt und Strukturen unterstützt, die sie stärken.

Gerade weil Kinder und Jugendliche heute mit immer mehr Anforderungen und Erwartungen konfrontiert sind, müssen wir ihnen für ihre psychisch gesunde Entwicklung die Zeit und den Raum geben, um sich frei von Stress und Druck entfalten zu können.

Mein Wunsch als Direktorin von Pro Juventute ist es, dass wir Kindern und Jugendlichen den Platz in der Gesellschaft ermöglichen. Wir haben eine tolle Jugend mit unglaublich viel Potenzial, die es uns wert sein muss. Die Investition in ihre psychisch gesunde Entwicklung ist eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft, Wirtschaft, letztlich unseres Landes.

Dafür setze ich mich täglich ein und ich danke allen von Herzen, die es mir gleichtun und uns auch dabei unterstützen.

Text Nicole Platel

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