Die Coronapandemie hat zur Folge, dass das Zuhause auch zum Arbeitsplatz wird und neue Bedürfnisse erfüllen muss. Mit weitreichenden Konsequenzen: Homeoffice wird es künftig nicht mehr nur als Ausnahme geben. Und das hat Auswirkungen auf die Art, wie wir wohnen.

Martin Tschirren, Direktor Bundesamt für Wohnungswesen BWO
Schuld war die Coronapandemie. Von einem Tag auf den anderen waren plötzlich mehr oder weniger alle Büroarbeitskräfte zu Hause. Die Wohnung oder das Haus mutierte schlagartig zu einem Multifunktionsort: Die Küche wurde zum Pausenraum, der Balkon zum Büro, die Waschküche zum Konferenzsaal. Bügelbretter verwandelten sich in Stehpulte, Kinder platzten in Zoom-Konferenzen und Katzen setzten sich ungeniert auf Computertastaturen. Kurz: Die Wohnung oder das Haus wurde zum Dreh- und Angelpunkt des Lebens. Die Einrichtung, die Behaglichkeit und vielseitige Nutzbarkeit gewannen an Bedeutung.
Die Zeit während des Lockdowns bleibt hoffentlich eine Ausnahmesituation. Aber sie verdeutlichte den Stellenwert einer Wohnung oder eines Hauses und die vielfältigen Ansprüche, die sie erfüllen müssen.
Inzwischen ist klar: Homeoffice wird künftig einen höheren Stellenwert haben. Damit werden Wohnen und Arbeiten stärker miteinander verschmelzen. Das hat einen Einfluss auf die Bedürfnisse und Ansprüche an ein Zuhause. Bei Suchanfragen auf Wohnungsvermittlungsportalen sind zusätzliche Zimmer, ein Balkon, ein Garten oder andere nutzbare Aussenräume gefragt.
Homeoffice wird künftig einen höheren Stellenwert haben. Damit werden Wohnen und Arbeiten stärker miteinander verschmelzen.
Flexible Wohnelemente
Doch es muss nicht unbedingt immer eine neue Wohnung oder ein neues Haus sein: Zusätzliche Arbeits- und Rückzugsräume lassen sich durchaus mit durchdachten Wohn- oder Architekturelementen umsetzen. Gerade zu Hause ist es wichtig, dass die Arbeit nicht immer präsent ist und sich mal wegsperren lässt.
Statische Grundrisse, die nur eine Nutzung zulassen, haben ausgedient. Bei einem Neubau sollte eine flexible Nutzung der Wohnung in die Planung einfliessen. Und auch bestehende Häuser oder Wohnungen lassen sich bis zu einem gewissen Grad den neuen Bedürfnissen anpassen. Dabei geht es um eine Wohnraumgestaltung, die unterschiedliche Nutzungen und den Wechsel von offenen und geschlossenen Räumen zulässt. Dazu gehören Wände, schicke Raumteiler, oder eben die gute, alte Schiebetüre, die in einem zeitgemässen Design ein Revival erlebt.
Text Martin Tschirren, Direktor Bundesamt für Wohnungswesen BWO
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