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Familie

Einen gesunden Umgang mit Bildschirmmedien lernen

27.05.2021
von SMA

Smartphone, Tablet und Computer sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. In der Pandemie hat die Mediennutzung nochmals zugenommen. Was bedeutet dies für den Familienalltag? Die Herausforderungen sind je nach Alter der Kinder anders.

Eine Welt ohne Bildschirmmedien ist kaum mehr vorstellbar. Wir sind «always on», immer erreichbar, immer vernetzt. Und dies in fast allen Lebensbereichen: Arbeit, Kontakt mit Freunden und Verwandten, Einkaufen, Lernen, Kreativsein oder Unterhaltung und Spiel: Alles mit Bildschirmmedien machbar. So weit, so toll.

Viel Anlass für Sorgen und Streit

Nebst allen Vorteilen bedeutet der Medienkonsum für Familien auch häufig Anlass zu Sorgen und Auseinandersetzung. Hausaufgaben werden vernachlässigt, schulische Leistungen lassen nach, Regeln werden nicht eingehalten, Pornomaterial kursiert im Klassenchat, Angst vor Suchtentwicklung und Mobbing. Die Liste von negativen Begleiterscheinungen ist lang. Was also tun? Je nach Alter der Kinder sind andere Themen aktuell.

Mit gutem Beispiel voran

Eigentlich beginnt es mit «Tag Null». Babys und Kleinkinder lernen durch Nachahmung. Und ihr Vorbild sind Eltern und Betreuungspersonen. Wollen wir, dass unsere Kinder später auch mal Bildschirmpausen einlegen, sich nicht durch jedes Piepsen ablenken lassen und uns zwischendurch ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, so müssen wir ihnen dies vorleben. Und zwar am besten von Beginn weg. Dies ist für die gesunde Entwicklung von Kleinkindern nicht nur wegen der Vorbildfunktion wichtig. Babys brauchen viel ungeteilte Aufmerksamkeit für die Entwicklung eines gesundes Selbstwertes.

Auf digitalen Babysitter möglichst verzichten

Bildschirmmedien üben bereits auf kleine Kinder einen grossen Sog aus. Es ist verführerisch, für eine Stunde Ruhe bereits die Kleinsten vor den Screen zu setzen. Dabei ist Vorsicht geboten. Im ersten Lebensjahr können Kinder selbst einfachste Videos noch nicht erfassen, weil die Bilder viel zu schnell wechseln. Kleinkinder können Videos nicht von der Wirklichkeit unterscheiden und sind darum schnell verängstigt oder verwirrt. Studien zeigen, dass Fernsehen in den ersten Lebensjahren für die sprachliche Entwicklung schlecht ist. Kinder schlafen weniger gut und der Austausch zwischen Eltern und Kind wird gestört. Für Kleinkinder bis vier Jahre sollten Bildschirmmedien eine Ausnahme bleiben. Werden sie ab und zu genutzt, sollte dies nicht länger als eine halbe Stunde dauern.

Bildschirm-Welt gemeinsam entdecken

Ab vier Jahren können Eltern gemeinsam mit den Kindern auf digitale Entdeckungsreise mit altersgerechten Kurzfilmen, Apps und Spielen. Kleinkinder sollten noch nicht alleine vor den Bildschirm gesetzt werden. Experten raten, die maximale Bildschirmzeit bis im Alter von ca. 6 Jahren auf 30 Minuten pro Tag zu beschränken.

Ins Internet einführen

«Wie sieht der Eiffelturm aus? Was fressen Haie?» Fragen von Kindern sind ein guter Anlass, um sie ab dem Schulalter bei den ersten Schritten im Internet zu begleiten. Aber: Es gibt im Internet viele Orte, an denen sich Kinder besser nicht aufhalten, und sie sind nur einen Klick entfernt. Fachleute raten Eltern, bereits mit Primarschulkindern darüber zu sprechen, dass im Internet viel Gewalt und Sex gezeigt wird und immer wieder nachzufragen, ob ihr Kind etwas gesehen hat, das es nicht versteht oder nicht mochte. Eltern sollten deutlich machen, dass sie ihrem Kind immer helfen werden, wenn es online etwas Unangenehmes erlebt hat, egal was es ist. Ab wann sind Kinder bereit, das Internet allein zu nutzen? Selbstständiges Surfen empfehlen Experten ab zwölf Jahren und raten bis zu diesem Alter auch von einem Bildschirm im Kinderzimmer ab.

Medienzeit begrenzen, Austausch suchen

Homeschooling und Homeoffice haben die Bildschirmzeit im Familienalltag deutlich erhöht. Es ist hilfreich, zwischen Mediennutzung für die reine Unterhaltung und für andere Zwecke wie Lernen, Arbeiten, soziale Kontakte zu unterscheiden. «Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen», dieses Motto passt auch hier. Fachleute raten, gemeinsam mit den Kindern Medienzeit für das Vergnügen festzulegen. Es ist normal, dass man diese immer wieder anpassen muss. Manchen Kindern hilft es, eine Wochenbildschirmzeit selbst einteilen zu können, andere brauchen fixe Zeiten pro Tag. Der Austausch mit anderen Eltern kann entlasten und neue Ideen vermitteln. Die Schweizer Plattform «Jugend und Medien» hält viele wertvolle Informationen für Eltern bereit – auch schon vor dem Jugendalter.

Bewegung und Entspannung 

Die Bildschirmzeit zu begrenzen ist unter anderem darum so wichtig, weil Kinder für eine gesunde Entwicklung viel Bewegung brauchen. Mindestens eine Stunde pro Tag mittlere oder intensive Aktivität lautet die Empfehlung von Fachleuten. Das stärkt nicht nur die gesunde körperliche Entwicklung – regelmässige Bewegungspausen sind auch beim Lernen und für die psychische Gesundheit wichtig, denn Bewegung führt zu Entspannung und Wohlbefinden.

Jugendalter: Frühzeitig Hilfe holen

Auch im Jugendalter raten Fachleute: Bleiben Sie im Gespräch, interessieren Sie sich dafür, was Ihr Kind im Netz macht und machen Sie Regeln ab. Je älter Kinder werden, desto weniger Einfluss haben Eltern ganz allgemein. Bildschirmmedien sind Arbeitsinstrumente für die Schule. Für Eltern ist es manchmal schwierig zu durchschauen, ob ihr Teenie nun mit Freunden wegen der Hausaufgaben chattet oder doch eher eine neue Gamestrategie ausheckt. Fachleute ermuntern Eltern, sich frühzeitig beraten zu lassen, bevor die Fronten verhärtet sind oder Jugendliche in eine Abhängigkeit rutschen.

Text Annett Niklaus

Smart
fact

Hilfreiche Adressen

Nationale Plattform zum Thema mit vielen Empfehlungen und Informationen:
www.jugendundmedien.ch

Elternberatung Pro Juventute:
www.elternberatung.projuventute.ch
058 261 61 61 (24 h)

Elternberatungsstellen im Kanton Zürich:
www.kjz.zh.ch

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