Wenn die Schule ausfällt und die Freizeit vermehrt in den eigenen vier Wänden verbracht wird, greifen Kinder und Jugendliche oft zu einer digitalen Beschäftigung. Der Umgang damit ist nicht einfach. Als Eltern gilt es, aktiv und aufmerksam die Kinder in ihrem Medienkonsum zu begleiten.
Aufgrund der momentanen Ausnahmesituation absolviert die junge Generation den Unterricht digital und soziale Kontakte werden über Snapchat und WhatsApp gepflegt. Medien sind zurzeit notwendig, um die Normalität einigermassen bewahren zu können. Was müssen Eltern dabei beachten?
Eine Umstellung für das Familienleben
Familien durchlaufen eine herausfordernde Zeit: Die Eltern verrichten ihre Arbeit von zu Hause aus und die Kinder gehen nicht zur Schule. Man ist die meiste Zeit zusammen und muss gemeinsam nach Lösungen suchen. Wenn es um den Medienkonsum geht, gilt es, alte Regeln neu zu überdenken und sich der aktuellen Situation anzupassen. Der Schulunterricht wird nämlich dank elektronischen Begleitern weitergeführt, was zur vermehrten Nutzung digitaler Medien führt. Umso wichtiger ist es jetzt, dass Eltern zusammen mit den Kindern über den Medienkonsum zu sprechen.
Bildschirmzeit unterscheiden
Es ist zentral, die Verwendung der Medien bewusst zu unterscheiden – nämlich zwischen Mediennutzung und Medienkonsum. Unter der Mediennutzung versteht man den Gebrauch der digitalen Medien als Werkzeug: online recherchieren, Lernvideos anschauen oder über digitale Plattformen Aufträge erledigen. Diese Tätigkeiten gehören zum neuen schulischen Alltag dazu und sind notwendig, um den Fernunterricht am Leben zu halten.
Es ist zentral, die Verwendung der Medien bewusst zu unterscheiden – nämlich zwischen Mediennutzung und Medienkonsum.
Der Medienkonsum hingegen ist die blosse Nutzung der digitalen Medien in der Freizeit. Sich auf Social Media herumtreiben, Gamen oder die Lieblingsserie schauen ist Zeit vor dem Bildschirm, die aus schulischer Sicht nicht notwendig ist. Deshalb sollten Eltern hier genauer hinschauen.
Wertvolle Begleiter für die Entwicklung
Keinesfalls sollte man die Benutzung elektronischer Medien aber verteufeln. Weil der physische Kontakt untereinander eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich ist, helfen digitale Medien den Kindern, soziale Kontakte weiterzupflegen. Sherin Attoun, Projektverantwortliche für Medienkompetenz bei Pro Juventute, meint dazu: «Für die Entwicklungsaufgabe von Jugendlichen ist es wichtig, dass sie Kontakte zu Gleichaltrigen haben. Dieser Austausch findet nun vorwiegend digital statt. Er ist im Moment deshalb besonders wichtig, stellt aber Jugendliche und Kinder vor Herausforderungen.»
Sich im Homeschooling effizient zu organisieren, ist nicht einfach. Auch nimmt man auf digitalem Weg die Kommunikation anders wahr. Schriftliche Nachrichten können zu Missverständnissen führen und bei Anrufen via Videocall gehen Nuancen, welche sonst über die Körpersprache erkannt werden, verloren. «Kinder und Jugendliche lernen im Moment, in solchen Situationen zu navigieren und deutlicher zu kommunizieren», so Sherin Attoun weiter.
Offen und als Vorbild die Medienkompetenz fördern
Wie in vielen anderen Lebensbereichen haben Erwachsene wenn es um den Medienkonsum geht eine Vorbildfunktion. Gerade in der aktuell herausfordernden Situation ist es wichtig, einen gesunden Medienkonsum vorzuleben und die Verwendung von Medien mit den Kindern explizit zu thematisieren. So können Eltern helfen, die Medienkompetenz ihres Nachwuchs zu stärken.
«Der Begriff der Medienkompetenz umfasst zum einen das technische Wissen, das es braucht, um mit digitalen Medien umzugehen», erklärt Sherin Attoun. «Aber auch die Fähigkeit, die Gefahren und Möglichkeiten von digitalen Medien zu erkennen und über das eigene Medienverhalten zu reflektieren, gehört mit dazu.» Durch gemeinsame Gespräche und ein ausgebautes Vertrauensverhältnis innerhalb der Familie können die Kinder darauf sensibilisiert werden.
Den Bildschirm auch einmal ausgeschaltet lassen
Als Familie kann man sich zu Zeiten der Coronakrise auch mehr Aktivitäten fern der digitalen Welt vornehmen. Abwechslung, Bewegung und Bildschirmpausen sind für Kinder nämlich wichtig. Medienfreie Zeiten zu bestimmten und gemeinsame Aktivitäten ohne digitale Begleiter zu planen, stärken das Familienleben und sorgen für eine Pause von Online-Unterricht und Homeoffice.
Für eine längere gemeinsame Zeit zu Hause lohnt es sich, Kinder verstärkt auch für analoge Spiele oder Ausflüge im Freien zu begeistern. Auch können Kinder spielerisch für Haushaltsarbeiten begeistert werden – indem man mit ihnen beispielsweise zusammen etwas kocht und sich vorstellt, ein eigenes Restaurant zu betreiben.
Damit man die positiven Seiten der digitalen Welt von Kindern aber entdecken kann, braucht es von Seiten der Eltern Unterstützung. Besonders kleine Kinder können die Bildschirmnutzung noch nicht ohne Hilfe regulieren. Mit gemeinsamen Medienaktivitäten, klaren Regeln und offenen Gesprächen helfen Eltern ihren Kindern, die digitale Welt kennenzulernen und gesund zu nutzen.
Text Dominic Meier
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