Wenn der 30-jährige Silvan Widmer nicht für die Schweizer Fussballnati kickt, steht er für den Bundesligisten 1. FVS Mainz 05 auf dem Platz. Doch auch abseits des Rasens fehlt es dem zweifachen Vater nicht an Abenteuer – dafür sorgen seine zwei kleinen Töchter. Wie sich der Fussball-Kapitän in der Papa-Rolle schlägt, hat er «Fokus» verraten.
Silvan Widmer, Hand aufs Herz: Würden Sie sich freuen, wenn eine Ihrer Töchter irgendwann mal einen Fussballer daten würde?
Klar, warum auch nicht? Das Wichtigste ist für mich, dass die Person meine Tochter glücklich macht und sie respektvoll behandelt. Alles andere, sprich Beruf, Hobby etc. ist mir weit weniger wichtig. Ich werde sowieso bei allen Verehrern ganz genau hingucken (lacht).
Sie spielen in Deutschland als Profi, sind Teil der Schweizer Nati und haben zwei kleine Töchter. Haben Sie so etwas wie einen geregelten Alltag?
Nur teilweise, denn bei uns fällt jeder Tag sehr unterschiedlich aus. Unter der Woche gehen die Kids in den Kindergarten beziehungsweise in die Kinderkrippe. Während dieser Zeit trainiere ich, und das bezieht sich nicht nur auf den Rasen. Verschiedene Behandlungen, Krafttraining, die therapeutische Pflege meines Körpers sowie ausgiebiges Dehnen und so weiter gehören hier dazu. Nachmittags, wenn meine Frau Céline und ich die Kinder abgeholt haben, wird es uns auch nicht langweilig: Wir verbringen möglichst viel Zeit als Familie, spielen mit den Kleinen oder gehen auf kleine Ausflüge. Mir ist es ein enormes Anliegen, meine Töchter beim Grosswerden zu begleiten und so gut ich kann für sie da zu sein. Denn die Jahre vergehen schnell: Unsere Grosse ist bereits fünfeinhalb Jahre alt und die Kleine darf bald drei Kerzen auf der Torte auspusten.
Durch Ihren Beruf als Fussballprofi sind Sie eine öffentliche Person. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Ihre Beziehung und Ihre Vaterrolle?
Es stimmt, dass ich im öffentlichen Fokus stehe. Ich versuche, damit möglichst unverkrampft umzugehen und zeige mich auch gerne mit meiner Familie und meinen Kindern. Nach einem Sieg beispielsweise hole ich meine Kids gerne mal auf den Rasen zu mir und feiere mit ihnen. Ich finde es grossartig, dass sie auf diese Weise einen Blick in meine Welt erhalten und miterleben können, was ihr Vater tut. In den sozialen Medien hingegen bin ich sehr vorsichtig und schütze ihre Privatsphäre aktiv.
Kindererziehung ist eine grosse und komplexe Aufgabe. Welche Werte möchten Sie und Ihre Frau Ihren Töchtern vermitteln?
Uns sind Offenheit, Akzeptanz sowie Toleranz besonders wichtig. Meine Frau und ich versuchen zudem, unseren Kleinen gute Manieren beizubringen. Das Allerwichtigste ist allerdings, dass die beiden mit einem Lächeln durch ihr Leben gehen. Unsere Familie befindet sich in einer privilegierten Lage und meine Frau und ich können unseren Kindern sehr vieles ermöglichen. Das tun wir auch gerne – achten aber auch darauf, dass sie dies zu schätzen wissen und nicht einfach alles als selbstverständlich ansehen.
Wie funktionieren Ihre Frau und Sie als Eltern-Team? Teilen Sie gewisse Aufgaben auf?
Wir sind ein gut eingespieltes Team und nein, wir machen beide alles. Wir richten uns immer nach dem Programm des anderen. Meine Frau arbeitet ebenfalls, deswegen ergänzen wir uns, wo wir können. Wenn ich zum Beispiel frei habe, übernehme ich den Einkauf und erledige Haushaltsaufgaben. Es ist ein Geben und Nehmen, das für uns gut funktioniert.
Welche Rolle spielt das Umfeld, zum Beispiel die Grosseltern, für Ihre Familie?
Unser privates Umfeld befindet sich in der Schweiz und wenn wir dort sind, spannen wir entsprechend gerne die Grosseltern und andere Verwandte ein. Die freuen sich natürlich auch immer darüber, auf die Kleinen aufpassen zu dürfen. In Deutschland hingegen greifen wir gelegentlich auf die Unterstützung eines Babysitters zurück. Da unsere Grosse wie gesagt bereits in den Kindergarten geht und die Kleine die Kita besucht, das klappt sehr gut für uns.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Kinder?
Ich hoffe, dass sie mit Menschen aufwachsen werden, die ein gutes Herz haben. Ich möchte vor allem nicht, dass jemand sie ausnutzt. Mein Beschützerinstinkt ist da sehr stark ausgeprägt.
Der kleine Eltern-Stresstest mit Silvan Widmer
Ihre Töchter wollen vor dem Essen etwas Süsses. Wer sagt eher ja, Sie oder Ihre Frau?
Keiner von uns, denn vor dem Essen bekommen unsere Kinder nichts Süsses.
Wer ist generell der strengere Elternteil?
Eher meine Frau Céline, zumindest bei gewissen Themen (lacht).
Tablet, Computer, Fernseher und Co. – dürfen die Kids damit spielen?
Eigentlich sehr selten, zu Hause schauen sie gezielt altersgerechte Fernsehsendungen, die wir für sie aussuchen. Generell sind bei uns keine Devices am Esstisch zu finden.
Welche Gutenachtgeschichte ist die beste?
Alle funktionieren! Unsere Töchter entscheiden jeweils, worauf sie Lust haben. Kürzlich wollten sie einen Klassiker hören: Das tapfere Schneiderlein.
Wie schnell können Sie Windeln wechseln?
Schnell sein ist weniger wichtig, als es gut zu machen – und das kann ich!
Welchen abschliessenden Tipp haben Sie für junge Eltern?
Man darf nicht zu streng mit den Kindern sein. Aber auch nicht mit sich selbst: Nachwuchs zu haben, birgt auch Herausforderungen, da bleibt man nicht stets ausgeglichen oder souverän. Man sollte sich keinen zu grossen Druck machen. Vielen Eltern geht es gleich, man ist aber nicht allein.
Zur Person
Silvan Widmer wurde am 5. März 1993 geboren. Seine Juniorenzeit verbrachte er beim SV Würenlos, dem FC Baden sowie dem FC Aarau. Sein Challenge-League-Debüt für Aarau gab er am 23. Juli 2011 gegen den FC Winterthur. Nach Engagements in St. Gallen, Basel sowie in der italienischen Liga wechselte er 2021/2022 zum deutschen Bundesligisten Mainz 05. Ein Jahr später wurde Widmer von Cheftrainer Bo Svensson zum neuen Mannschaftskapitän ernannt. Am 14. Oktober 2014 debütierte Widmer beim EM-Qualifikationsspiel gegen San Marino für die Schweizer Fussballnationalmannschaft. Sowohl für die Europameisterschaft 2021 als auch die Weltmeisterschaft 2022 wurde er ins Nati-Kader berufen. Gemeinsam mit seiner Frau Céline lebt Silvan Widmer heute in Deutschland, die beiden haben zwei Töchter.
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