Symbolbild Berufe in der Nachhaltigkeit
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Nachhaltigkeit Energie

Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Berufsmarkt der Zukunft

10.06.2023
von SMA

Die gesellschaftliche Relevanz von «Nachhaltigkeit» hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Dies wirkt sich, wenig überraschend, auch auf den Aus- und Weiterbildungsmarkt aus. Doch wenn die Schweiz dem Thema Nachhaltigkeit im Berufsalltag wirklich gebührend Rechnung tragen möchte, darf sie dieses wichtige Handlungsfeld nicht nur über den akademischen Bildungsweg erschliessen.

Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der globalen Agenda hat auch in der Schweiz zu einem verstärkten Fokus auf dieses Thema geführt. Die Aus- und Weiterbildungslandschaft des Landes reagiert, indem sie Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in ihre Lehrpläne und Programme integriert. Betrachtet man hierzulande den Aus- und Weiterbildungsmarkt zum Thema «Nachhaltigkeit», ist das Angebot dementsprechend beeindruckend: Fachhochschulen, Universitäten und private Anbieter bieten regelmässig neue Kurse an, kreieren Seminare und Studiengänge und erweitern auch das Angebot für Menschen, die sich auf dem zweiten Bildungsweg in diesem Segment verwirklichen möchten. Dabei lauten die am häufigsten verwendeten Schlagworte «Digitalisierung und Nachhaltigkeit», «Corporate Responsibility», «Nachhaltigkeitsmanagement» oder ganz einfach «Transformation». 

Diese neue Gewichtung von Nachhaltigkeit durch die Bildungsinstitutionen ist verständlich: Längst handelt es sich bei diesem Begriff laut Fachleuten um eine wesentliche Schlüsselkompetenz, welche Unternehmen und Organisationen in der Schweiz zunehmend von ihren Mitarbeitenden fordern. Die steigende Nachfrage nach Fachkräften mit Kenntnissen in den Bereichen Umweltmanagement, erneuerbare Energien, nachhaltige Beschaffung und Corporate Social Responsibility spiegelt die steigende Bedeutung der Nachhaltigkeit im Berufsmarkt wider. Es ist daher angemessen festzuhalten, dass die Nachhaltigkeit im Berufsmarkt der Zukunft eine tragende Rolle spielt. Und nicht nur die Arbeitgeberseite forciert diese Entwicklung, sondern auch die Arbeitnehmenden selbst: Eine Deloitte-Studie aus Österreich zeigt zum Beispiel, dass jede vierte Person, die einen technischen Studiengang (MINT-Studiengang) absolviert, aktiv am Klimaschutz mitarbeiten möchte.

Zu enger Fokus bei Berufen in der Nachhaltigkeit?

Doch hier zeigt sich auch ein Wermutstropfen, denn die meisten der eingangs erwähnten Studiengänge sprechen ein vornehmlich akademisches Publikum an. In den komplexer werdenden Anforderungen der Berufswelt ist damit eine gewisse Verwissenschaftlichung zu beobachten. Um angesichts der aktuellen Ressourcenverknappung und der sich zuspitzenden Klima- und Biodiversitätskrise aber rasch handeln zu können, muss in der breiten Bevölkerung ein grundlegendes Bewusstsein für die Herausforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten der Nachhaltigkeit geschaffen werden. Oder anders ausgedrückt: Nachhaltigkeit und Bildung dürfen nicht exklusiv sein, sondern müssen in sämtlichen Bereichen und Bevölkerungsschichten implementiert werden. 

Damit Nachhaltigkeit nicht ein wünschenswerter Zusatz, sondern Standard wird, sind breit verankerte Kompetenzen auf jeder Ebene unerlässlich.

Das schweizerische Bildungssystem gestattet dafür eine Qualifizierung auf verschiedenen Wegen. Weiterführende Weiterbildungen sind also nicht allein Studienabgänger:innen vorbehalten. Die höhere Berufsbildung ermöglicht eine Spezialisierung im angestammten Berufsfeld (z. B. durch die Meisterprüfung) und fördert gleichzeitig komplementäre Kompetenzen. Auch wenn längerfristig die Nachhaltigkeitsthematik ein integraler Bestandteil der beruflichen Grundbildung sein muss, sind kurzfristig gesamtheitliche, vorausschauende Denkweisen gefragt, welche über das eigene Berufsfeld hinausblicken. Um den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, sprich den Sphären Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft Rechnung zu tragen, müssen je nach Branche die Schwerpunkte zugunsten der anderen Dimensionen verschoben werden. Dabei gibt es keine allgemeingültigen Prozesse und Spielregeln. Jeder und jede ist gefordert, Alternativen und innovative Lösungen zu selbst zu entwickeln. Abhängig vom Berufsfeld, Funktion und Tätigkeit sind die Einflussmöglichkeiten anders. Ein:e Maurer:in in einer Totalunternehmung kann nicht über Beschaffung und Lieferkette entscheiden, jedoch durchaus auf der Baustelle für Sicherheit sorgen und Material optimal und ohne grossen Abfallüberschuss einsetzen.

Voraussetzung für Berufsprüfungen und Höhere Fachprüfungen sind in der Regel ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) sowie eine gewisse Berufserfahrung. Zu den meisten Abschlüssen gibt es vorbereitende Lehrgänge. Das Praxiswissen der Absolvent:innen kann, im Gegensatz zu Absolvent:innen akademischer Ausbildungen, den Vorteil haben, dass sie direkter bei den Bedürfnissen der Kundschaft sind und eine rasche Umsetzung ermöglichen. Der Arbeitsmarkt ist daher gefordert, akademische und berufsbildende Karrieren nicht gegeneinander auszuspielen, sondern die jeweiligen Qualifikationsprofile zu nutzen und idealerweise zu kombinieren. Damit Nachhaltigkeit nicht ein wünschenswerter Zusatz, sondern Standard wird, sind breit verankerte Kompetenzen auf jeder Ebene unerlässlich.

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