frau hilft einem mann  makula-degeneration
zVg/Schweizerischer Blindenbund
Pflege Gesundheit

Altersbedingte Makula-Degeneration: Wenn die Sehkraft unserer Augen abnimmt

08.04.2023
von SMA

Knapp 400 000 Schweizerinnen und Schweizer sind sehbehindert, also in ihrem Sehen eingeschränkt. Im Alter ist die Altersbedingte Makula-Degeneration AMD die häufigste Sehbehinderung. Wird eine AMD diagnostiziert, ist es ratsam, eine regionale Beratungsstelle für sehbehinderte Menschen aufzusuchen. Dort können Fachpersonen mit einer Fülle an Hilfsmitteln und kostenlosen Dienstleistungen dazu beitragen, die Selbstständigkeit von Betroffenen zu erhalten bzw. zu erhöhen.

Daniela Hennig<br>Low-Vision-Beraterin, Schweizerischer Blindenbund

Daniela Hennig
«Low Vision»-Beraterin, Schweizerischer Blindenbund

Bei einer «Low Vision»-Beratung klären speziell ausgebildete Optik-Fachpersonen das verbliebene Sehvermögen ab und helfen bei dessen optimaler Nutzung mit Hilfsmitteln. Für den häuslichen Alltag werden in Lebenspraktischen Fähigkeiten im eigenen Zuhause Methoden für gefahrloses Kochen, Waschen etc. geschult. Das sichere Fortbewegen in Gebäuden oder im Freien, oft mit dem Weissen Stock, unterrichten Lehrpersonen für «Orientierung & Mobilität». Für Fragen zur Sozialversicherung oder Behördliches engagieren sich Fachpersonen für Soziale Arbeit und Inklusion.

Auch die Fachexpertin Daniela Hennig, «Low Vision»-Beraterin beim Schweizerischen Blindenbund, betont, dass die Makula-Degeneration der häufigste Grund für eine Sehbehinderung in westlichen Industrienationen ist.

Frau Hennig, wo liegen die Ursachen einer altersbedingten Makula-Degeneration, die meist nach dem 60. Lebensjahr auftritt?

Die Ursachen sind noch nicht eindeutig geklärt, es gibt aber eine Reihe bekannter Risikofaktoren. Der Hauptrisikofaktor ist das Alter. Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit der Erkrankung markant zu. Zu den bekannten Risikofaktoren zählen ausserdem Rauchen und genetische Veranlagungen. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle, indem mehr Frauen als Männer davon betroffen sind.

Was versteht man unter der Makula im Auge?

Die Makula ist unser Sehzentrum in der Netzhautmitte. Sie ist mit ihrer hohen Dichte an Sinneszellen die Stelle des schärfsten Sehens im Auge. Dies ermöglicht uns das Erkennen von feinen Details und damit zum Beispiel das Lesen von klein gedrucktem Text, das Erkennen von Gesichtern und so weiter.

Man unterscheidet zwei Formen der Makula-Degeneration.

Das ist richtig. Es gibt die trockene Form der Makula-Degeneration und die feuchte Form. Dabei ist die trockene Makula-Degeneration die deutlich häufigere Form. Sie ist meist durch einen schleichenden, langsamen Verlauf gekennzeichnet. Ausgelöst wird die Erkrankung durch Störungen im Abbau von Stoffwechselprodukten aus der Netzhaut. Dadurch entstehen kleine, gelbliche Ablagerungen, die man Drusen nennt. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es zur Beeinträchtigung der Sehzellen im Makulabereich kommen und dadurch zum Funktionsausfall dieser Zellen. Die seltenere feuchte Makula-Degeneration kann sich aus einer trockenen Form heraus entwickeln. Als Reaktion auf den gestörten Stoffwechsel wachsen hier neue, krankhafte Gefässe im Bereich der zentralen Netzhaut. Die Gefahr einer schnellen Sehverschlechterung ist hier sehr viel höher.

Welche Symptome manifestieren sich bei der trockenen Makula-Degeneration?

Bei der trockenen Makula-Degeneration zeigt sich häufig eine langsame Abnahme der Sehschärfe. Da die Makula und damit das Sehzentrum betroffen ist, führt dies zu Problemen in der Detailerkennung. Betroffene bemerken dies meist zunächst beim Lesen von klein gedrucktem Text, da diese Sehaufgabe eine hohe Anforderung an das Auflösungsvermögen unseres Auges stellt. Gesichtsfeldausfälle erschweren die Lesefähigkeit unter Umständen zusätzlich, da Buchstaben und Teile von Wörtern fehlen. Auch die Erkennung von Gesichtern ist erschwert, da auch dies ein hohes Mass an Detailerkennung erfordert.

Dann gibt es wie erwähnt auch die feuchte Makula-Degeneration.

Ja, das ist korrekt. Hier bilden sich, wie schon kurz angesprochen, krankhafte Blutgefässe in der Netzhaut. Da die Gefässwände dieser Blutgefässe brüchig sind, kann es zu Flüssigkeitsaustritt und Blutungen in der Netzhaut kommen. Unbehandelt kann dies innerhalb kurzer Zeit zu massiven Beeinträchtigungen des Sehvermögens führen. Für die feuchte Form gibt es Behandlungsmöglichkeiten. Die frühe Erkennung ist daher enorm wichtig.

Welche Symptome treten bei der feuchten Makula-Degeneration auf?

Neben der Gefahr eines möglicherweise stärkeren und schnelleren Abfalls der Sehleistung durch die Erkrankung kann sich eine feuchte Makula-Degeneration durch Formverzerrungen im wahrgenommenen Bild äussern. Ein Objekt wird also unter Umständen nicht nur unscharf, sondern teilweise in der Form verzogen wahrgenommen. Des Weiteren zeigen sich Gesichtsfeldausfälle unterschiedlichen Grades, welche Betroffene gegebenenfalls als Schatten oder trübe Stellen im Gesichtsfeld beschreiben.

Wie erfolgt die Diagnose einer altersbedingten Makula-Degeneration?

Die Augenärztin oder der Augenarzt sind zuständig, eine saubere Diagnose zu stellen und andere Krankheiten, die wie eine Makula-Degeneration aussehen können, auszuschliessen. Regelmässige augenärztliche Kontrollen sind hier sehr wichtig, um eine behandlungsbedürftige Situation frühzeitig zu erkennen. Je früher sie erkannt wird, desto besser schlägt die Therapie an. Dies gilt insbesondere, wenn in der Familie Makula-Degenerationen bekannt sind, da das genetische Risiko erhöht ist. Eine frühzeitige, saubere Diagnose ist unabdingbar, zumal bald neue Therapien zur Verfügung stehen dürften.

Wie schliesslich kann man durch entsprechende Hilfsmittel die Betroffenen im Alltag unterstützen?

Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln für die verschiedenen Lebensbereiche. In unseren persönlichen Beratungen klären wir die individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse der Betroffenen ab. Bei der Versorgung mit optischen Hilfsmitteln steht häufig die Verbesserung oder der Erhalt der Lesefähigkeit im Zentrum. Zu diesem Zweck arbeitet man mit vergrössernden Sehhilfen wie zum Beispiel Lupenbrillen, Lupen oder digitalen Hilfsmitteln, welche die Schrift vergrössern.

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