Ob ein warmes Schaumbad mit eiskaltem Cüpli, stilvolle Zigarre oder ein gutes Glas Wein vor dem offenen Kamin, Genuss kommt in allen Formen und Facetten.
An kalten Wintertagen kann man eine Tasse Tee trinken, um sich aufzuwärmen oder den Durst zu löschen. Oder man kann daraus eine ganze Zeremonie mit frischen Kräutern und Siebchen machen und Genuss pur zelebrieren. Ob japanisch, chinesisch oder britisch – hier steht nicht der Verzehr im Vordergrund, sondern der Moment des Geniessens, zu dem nicht nur eine edle Zubereitung, sondern auch das richtige Ambiente gehört. Und das Allerwichtigste: Man nimmt sich Zeit für die totale Entspannung, neue Sinneseindrücke und Momente der Erholung. Ähnliches gilt auch für Bier, ein gutes Glas Rotwein oder andere Formen des Alkohols. Gemäss dem Biersüffler-Blog steht Konsum primär für den achtlosen Verbrauch. Genuss steht dagegen für die bewusste Zufuhr. Es soll Menschen geben, die keine Hingabe für den wahren Genuss entwickeln wollen oder können. Genuss ist für sie wegen des Aussetzens des bewussten Erlebens zu einer Nebensächlichkeit geworden, zu einer Art Routine.
Es soll Menschen geben, die keine Hingabe für den wahren Genuss entwickeln wollen oder können. Genuss ist für sie wegen des Aussetzens des bewussten Erlebens zu einer Nebensächlichkeit geworden, zu einer Art Routine.
Klassische Genussmittel
Der Verzehr von Spirituosen ist untrennbar mit dem Genuss verbunden. Der Alkohol ruft eine positive Sinnesempfindung hervor, wie «The Frequent Traveller» schreibt. Doch nicht nur Spirituosen zählen zu den klassischen Genussmitteln. Schon bei den Römern, Griechen und Ägyptern war beispielsweise der Wein wichtiger Bestandteil der aufblühenden Hochkultur und zählte damals schon zu den absoluten Genussmitteln. Darüber hinaus bietet das Genussortiment weitere exquisite Bestandteile neben den alkoholischen Gaumenfreuden. Der Genuss lässt sich unterscheiden in kulinarische, geistige und körperliche Genüsse. Genuss lässt sich im weitesten Sinne als Hauptbestandteil der kulinarischen Kultur beschreiben. Der Geniesser definiert sich darüber, über wie viel Fachwissen in Hinblick auf die Genussmittel er tatsächlich verfügt. Sein Wissen wird dabei zu einem Statussymbol durch den persönlichen Erfahrungsschatz. Ein erfahrener Kenner bezeichnet sich drum gerne als Feinschmecker oder Gourmet.
Animierter Genuss
Wunderbar und total kindgerecht werden kulinarische Genüsse im Pixar-Animationsfilm «Ratatouille» aus dem Jahre 2007 vor Augen geführt. Im Mittelpunkt steht die Allesfresser-Ratte Rémy, die am eigenen Leib erfährt, dass man aus verschiedenen Zutaten einen völlig neuen Geschmack kreieren kann. Als er an einer Stelle im Film nach einem Stück Käse knabbert und diesen mit einer Erdbeere kombiniert, ergibt dies ein Feuerwerk für den Gaumen. Et voilà: Aus verschiedenen Komponenten zusammengestelltes Essen schmeckt viel, viel besser als einfach nur irgendwas auf die Pfote. Nach diesem Blitz-Erlebnis setzt der schlaue Rémy alles daran, ein Spitzenkoch zu werden und erfindet unter anderem eine eigene, köstliche Version des Gemüse-Klassikers Ratatouille, mit der er sogar den mürrischen Restaurant-Kritiker Anton Ego geschmacklich in dessen eigene Kindheit zurückversetzt.
Mit allen Sinneswahrnehmungen geniessen
Auch wenn die Sache mit dem Genuss noch nicht bis ins letzte Detail erforscht ist, kann man physiologisch erklären, wie und wo der Genuss im Gehirn über die Wahrnehmung entsteht. Verantwortlich sind Neurotransmitter, die über die zuständigen Rezeptoren im Gehirn Dopamin ausschütten und über Botenstoffe ins Belohnungszentrum (Nucleus accumbens) transportieren, sodass daraus etwas entsteht, das man gemeinhin als Genuss bezeichnet. Gemäss Ronia Schiftan, Fachverantwortliche Psychologie und Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE, kann Genuss bei allen Sinneswahrnehmungen entstehen: hören, tasten, schmecken, riechen oder sehen.
Denn dies sind alles Quellen eines ganz persönlichen, exquisiten Genusserlebnisses. Der Genuss ist eine individuelle, als positiv interpretierte Sinnesempfindung. Genuss löst Wohlbefinden aus, was man am entspannten Lächeln der Geniessenden ablesen kann. In Bezug auf das Essen lässt sich sagen: Wer geniesst, der geniesst bewusster und achtsamer. Was letztlich als Genuss empfunden wird, ist jedoch immer rein subjektiv und bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Der Verzehr erregt aber bei jedem mindestens ein Sinnesorgan im Körper, dies kann im besten Falle zum Vergnügen und zur Lust führen. Bon Appétit.
Genuss Film Festival
Das Genuss Film Festival feiert seit nunmehr sieben Jahren am Seeufer in Zug und im Herbst 2021 – sofern es die Coronapandemie erlaubt – erstmals auch in Bern Spiel- und Dokumentarfilme aus aller Welt, in denen es um Kulinarik geht. In diesem Jahr wird zum fünften Mal der Genuss Koch Award und der Genuss Wein Award vergeben. «Der Genuss Koch Award wird als Würdigung für das Lebenswerk einer Köchin oder eines Kochs verliehen. Der Genuss Wein Award erhält eine Persönlichkeit, welche sich zeitlebens dem Thema Wein gewidmet hat», erklärt Stefan Meier, kulinarischer Leiter des Genuss Film Festivals Zug. Zum Preisträger des Genuss Koch Awards 2020 wurde der 1994 von Gault Millau als «Koch des Jahres» ausgezeichnete Heinz Witschi erkoren. Er führte bis zu seiner Pension mit 74 Jahren das «Witschi’s Restaurant» in Unterengstringen.
Mehr Infos: genussfilm.ch
Text Mohan Mani
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