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Gesundheit

Für weniger Lärm

29.01.2022
von SMA

Dauerbeschallung der Ohren durch Kopfhörer, Handy-Player, Discos,  Konzerte und Lärm am Arbeitsplatz können das Gehör schädigen.

Der einmal erworbene Hörverlust ist nicht mehr heilbar, auch nicht durch eine Operation. Ob etwa Musik die Ohren gefährdet, hängt davon ab, wie laut und wie lange man sie hört und wie oft man Pausen einlegt. Musik mit Kopfhörern wird oft mit einer Lautstärke zwischen 70 und 100 Dezibel gehört, in Discos beträgt der Schallpegel typischerweise 93 bis 100 dB(A) und an Konzerten ist es meist 100 dB(A) laut. Für die Ohren wird es allerdings bereits ab 85 dB(A) kritisch, wie auf dem Internetportal laermorama.ch zu lesen ist. Musik rund um die Uhr klingt gut, doch diese Dauerbeschallung verhindert die Erholung der sogenannten Zilien – feinsten Härchen an den Haarzellen im Innenohr –, die mit der Zeit verkleben oder sogar abbrechen.

Überlastete Zilien entwickeln eine Durchblutungsstörung und sterben aufgrund des Energiemangels vorzeitig ab. Tote Zilien sind unwiderruflich verloren und können auch nicht mit einer Operation ersetzt werden. Eine Gehörschädigung durch laute Musik oder Arbeitslärm ist somit nicht heilbar. Während in Naturvölkern 70-Jährige oft noch das feine Gehör eines 30-Jährigen haben, laufen hierzulande schon 30-Jährige mit dem abgestumpften Gehör eines 70-Jährigen herum. Untersuchungen in europäischen Ländern zeigen, dass bereits jeder vierte Jugendliche von Hörverlust betroffen ist. Nebst dem Schall sehr lauter Kinderspielzeuge oder dem Knall von Feuerwerkskörpern trägt auch laute Musik in Discos, auf Konzerten oder aus Kopfhörern ihren Teil dazu bei.
Ab rund 85 dB(A) ist nebst der Lautstärke auch die Hördauer für das Risiko eines Hörverlustes entscheidend. Je lauter die Musik, desto kürzer ist die zulässige Hörzeit und desto längere Pausen werden notwendig. Wer also Musik unter 85 dB(A) hört, ist auf der sicheren Seite. Die Schallpegel an Konzerten (100 Dezibel) und in Discos (95 Dezibel) liegen massiv über dem für die Ohren kritischen Grenzwert von 85 dB(A). Zehn Minuten ungeschützt an einem lauten Konzert zu verbringen ist in etwa so schädlich, wie 17 Stunden bei kräftiger Zimmerlautstärke von 80 Dezibel mit einer Stereoanlage Musik zu hören.

Der Körper gewöhnt sich nicht an Lärm.

Dabei spielt es keine Rolle, ob man seine Ohren mit Rock, House oder Hip-Hop beschallt. Denn bei gleichem Schallpegel sind der Schalldruck und die Schallenergie bei jedem Musikstil gleich gross. Das Risiko eines Hörverlustes hängt also nicht davon ab, ob man die Musik als angenehm oder unangenehm empfindet. Einfache Schallpegelmesser sind bereits ab 50 Franken im Handel erhältlich oder können beim Akustikbereich der SUVA ausgeliehen (für Schulen gratis) oder gemietet werden.

Der moderne Mensch ist oft Dauerlärm ausgesetzt, und das kann krank machen. Denn Lärm wirkt sich auf den gesamten Organismus aus. Und das selbst dann, wenn das Gehör nicht direkt geschädigt wird, wie bei einem lauten Knall. Der menschliche Körper reagiert auf störende Geräusche mit der Ausschüttung von Stresshormonen. Blutdruck, Herzfrequenz und weitere Kreislauffaktoren verändern sich negativ. Diabetes und Depressionen können ebenfalls die Folgen von übermässigem Lärm sein.

Auch bei Menschen, die glauben, sich an permanenten Verkehrslärm gewöhnt zu haben, sind körperliche Reaktionen feststellbar. Denn der Körper gewöhnt sich nicht an Lärm.

Die vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Sirene-Studie über kurz- und langfristige Effekte des Verkehrslärms auf die Gesundheit konnte aufzeigen, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer übermässigen Belastung mit Strassenlärm am stärksten ausgeprägt ist. Neben dem üblichen Strassenlärm verursachen abrupt auftretende Lärmspitzen lauter Fahrzeuge zusätzlich eine grosse Störwirkung. Denn je lauter und stärker ein Geräusch vor dem Hintergrund hervortritt, desto massiver sind die gesundheitlichen Wirkungen.

Kinder sind durch Lärm besonders gefährdet, da ihnen einerseits das Verständnis für eine schädigende Wirkung von Lärm fehlt. Andererseits können sie ihre akustische Umgebung weniger beeinflussen. Während sich Erwachsene und ältere Kinder bei übermässiger Lärmbelastung von der Quelle entfernen oder sich die Ohren zuhalten können, sind Säuglinge und Kleinkinder dem Geräuschpegel ausgeliefert. Eltern sind sich oft nicht bewusst, dass eine übermässige Lärmexposition im Säuglings- und Kindesalter lebenslange Folgen nach sich ziehen kann. Neben körperlichen Beeinträchtigungen kann eine andauernde Lärmbelastung auch zu kognitiven Leistungseinbussen führen. Durch den Lärm wird das Gedächtnis beeinträchtigt, was die Konzentrations- und Merkfähigkeit einschränkt. Dadurch wiederum wird der Lernprozess verlangsamt.

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Tag gegen Lärm

Der nächste «Tag gegen Lärm» findet am  27. April 2022 statt. Kaum wird es Frühling, kommt Leben in den Garten – und damit  auch der Lärm. Es wird gemäht, getrimmt  und gehäckselt. Unter dem Motto «Laut ist out» wird gezeigt, dass es auch leiser geht.

Mehr Infos unter www.laerm.ch

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