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Gesundheit

Gesunder Rücken

29.01.2022
von Melanie Cubela

Die wohl am weitest verbreiteten Schmerzen, die das tägliche Leben negativ beinflussen, sind im Rücken.  Ob nach einer Wanderung mit Gepäck oder einem langen Tag im Büro – der Rücken macht sich gerne bemerkbar. Es stellt sich  die Frage, warum gerade diese Körperpartie so oft schmerzt und was es denn für einen gesunden Rücken braucht.

Gemeinsam mit der GfK Switzerland AG führte die Rheumaliga Schweiz im Jahr 2020 eine repräsentative Onlineumfrage zum Thema Rückenschmerzen in der Schweiz durch. Hierbei gaben 88 Prozent der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten Rückenschmerzen oder Verspannungen verspürt zu haben. 50 Prozent litten sogar mehrmals pro Woche bis mehrmals pro Monat an Rückenbeschwerden. Ausserdem lässt sich aus dem Rückenreport herauslesen, dass Frauen deutlich stärker betroffen sind als Männer. Beispielsweise sind 44 Prozent der Männer mehrmals pro Woche oder pro Monat von Rückenschmerzen betroffen, bei den Frauen hingegen sind es ganze 12 Prozent mehr.

Weshalb sind Rückenschmerzen so verbreitet?

«Rückenschmerzen sind eines der häufigsten Gesundheitsprobleme unserer Zeit», bestätigt Dr. med. Philipp Rossbach, Oberarzt Rheumatologie am Universitätsspital Zürich sowie auch Rheumatologe im Ärztehaus Cristal in Bad Ragaz . Ausserdem sind chronische Rückenschmerzen laut Dr. med. Rossbach, die teuerste Erkrankung im Bereich westlicher Industrienationen. Der Grund sei die Tendenz zu einem sitzenden Lebensstil. «Sitzen ist das neue Rauchen», weiss Dr. med. Rossbach. Auch Übergewicht, die immer älter werdende Gesellschaft und die Zahl an psychosozialen Einflussfaktoren sind ausschlaggebend und werden dazu führen, dass Rückenprobleme in den nächsten Jahren noch zunehmen werden.

Wann sollte man zum Arzt?

Wer an Rückenschmerzen leidet, kann es zunächst mit lokaler Wärmetherapie versuchen mithilfe von beispielsweise Salben oder Pflastern. 90 Prozent der Rückenschmerz-Episoden heilen nach vier Wochen ohne Therapien oder Abklärungen von allein aus. «Sollten die Schmerzen nach vier bis sechs Wochen immer noch vorhanden sein oder immer schlimmer werden und den Alltag relevant einschränken, eine Kraftminderung oder Sensibilitätsstörung in den Beinen verursachen oder die Kontrolle über den Urin- oder Stuhlgang beeinträchtigen, so sollte man sich hingegen sofort bei einer Ärztin oder einem Arzt vorstellen», betont Dr. med. Rossbach. «In diesen Fällen ist es entscheidend, den Patienten oder die Patientin klinisch zu untersuchen um den Auslöser der Schmerzproblematik so gut wie möglich einzugrenzen.» Je besser dies gelinge, umso besser könne man die Therapie steuern, fügt Dr. med. Rossbach hinzu. «Besonders wichtig ist, dass der Arzt oder die Ärztin nicht nur ein Röntgenbild oder MRI anmeldet. Je nach Ergebnis der Untersuchung und der eventuell unterstützend angefertigten Bildgebung können dann das Behandlungskonzept erstellt und ein Therapieplan aufgestellt werden.»

Es ist gut belegt, dass bei chronischen Rückenproblemen eine Kaskade von weiteren Beschwerden in Gang kommen kann.

Rücken dehnen oder Muskulatur aufbauen – was funktioniert, um vorzubeugen?

Auf diese Frage antwortet Dr. med. Rossbach, dass das Aufbauen der Rumpfmuskulatur eindeutig wirksamer sei. «Dehnübungen oder Massagen können zwar eine kurzfristige Erleichterung bringen, sind aber langfristig nicht zielführend. Entscheidend ist, dass die Übungen für die Patientin oder den Patienten einfach durchführbar und in die tägliche Routine einbaubar sind», erklärt der Oberarzt.

Es bringe nichts, zeitintensive Übungsprogramme auszuarbeiten die von der Patientin oder vom Patienten nicht umgesetzt werden können. Sinnvoller seien einige wenige, gezielte Übungen, die zu Beginn täglich durchgeführt werden sollten. «Wichtig ist, dass dies durch eine:n diesbezüglich erfahrene:n Ärztin oder Arzt oder Therapeut:in instruiert und kontrolliert wird, da bei falscher Durchführung sogar eine Verschlechterung der Schmerzproblematik möglich ist», fügt Dr. med. Rossbach hinzu.

Die Wichtigkeit eines gesunden Rückens

Die Rückenmuskulatur stützt den Rumpf und entlastet so die Wirbelsäule und die Bandscheiben. Die Bedeutung eines gesunden Rückens liegt somit schon auf der Hand. «Der Rücken hat eine nicht zu vernachlässigende Rolle für die somatische und psychologische Gesundheit des Gesamtorganismus», sagt Dr. med. Rossbach. Es sei gut belegt, dass bei chronischen Rückenproblemen eine Kaskade von weiteren Beschwerden in Gang kommen kann, welche wiederum zu einer Chronifizierung und Ausweitung der Schmerzproblematik mit weitreichenden Folgen führen kann. Dies hätte dann häufig Einflüsse auf die alltäglichen Aktivitäten, Beziehungen und insbesondere auch die Arbeitsfähigkeit.

Besonders Junge hören den Satz oft, «Wenn du jetzt schon Rückenschmerzen hast und diese nicht behandelst, wird es mit zunehmendem Alter schlimmer». Ist dies nur ein Mythos? Dr. med. Rossbach meint, dass es sicherlich gewisse Erkrankungen gibt, welche im Jugendalter auftreten und in den späteren Jahren sekundären Probleme verursachen können. Hierfür nennt er das Beispiel Morbus Scheuermann, eine Wachstumsstörung bei Jugendlichen, welche lebenslange Rückenschmerzen zur Folge haben kann. Viel häufiger seien aber haltungsbedingte Probleme sowie eine Schwäche der Rumpf- und Rückenmuskulatur, welche sich bei inaktiven Jugendlichen schon in der Jugendzeit manifestieren kann. «Werden solche Probleme nicht früh durch eine effektive Therapie beziehungsweise durch ein Übungsprogramm angegangen, so kann sich hieraus eine Tendenz zu chronischen Rückenproblemen im Erwachsenenalter ergeben», stellt Dr. med. Rossbach fest.

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