Ein Gedankenkarussell aus To-dos, das nie stillsteht: Ohne Pause wird organisiert, geplant, vorausgedacht – und all das unsichtbar. Diese ständige geistige Belastung trägt einen Namen: Mental Load.
Noch schnell die Spülmaschine einräumen, den Einkaufszettel ergänzen, die Pakete zur Post bringen – und da war doch noch etwas, oder? Diese nie endende innere To-do-Liste ist für viele ein treuer, aber unerbittlicher Begleiter. Die vielen unsichtbaren Aufgaben des Alltags sammeln sich an, füllen den Kopf und werden zu einer stetigen, oft überwältigenden mentalen Belastung.
Was ist «Mental Load»?
Der Begriff der mentalen Belastung wird auf diversen Webseiten und Büchern unterschiedlich definiert, doch die Bedeutung dahinter bleibt stets dieselbe: Es geht um die unsichtbare, oft unbeachtete Verantwortung, die ständige geistige Arbeit und das Vorausplanen im Alltag. Typischerweise betrifft dies all die Aufgaben, an die gedacht werden muss, bevor sie überhaupt ausgeführt werden – vom Organisieren der Haushaltsarbeit bis zur Planung von Terminen und Besorgungen. Der «mentale Load» lastet häufig auf einer Person in der Partnerschaft, oft ohne sichtbare Anerkennung und kann über die Zeit zu Belastungen und Erschöpfung führen.
Dieser Begriff wird in vielen Kontexten diskutiert, besonders im Zusammenhang mit Partner- und Elternschaft, wo die Aufteilung der unsichtbaren Verantwortung oft als ungleich empfunden wird.
Weshalb ist der Mental Load schlecht?
Die mentale Belastung wird als negativ empfunden, weil sie auf Dauer zu erheblichem Stress, Überlastung und sogar emotionaler Erschöpfung führen kann. Nicht nur muss die eigentliche Arbeit verrichtet werden, sondern es existiert auch eine sich stetig verändernde mentale To-do-Liste im Kopf, die konstante Planung, Koordination und Vorausdenken erfordert.
Mental Load führt zu einer dauerhaften Anspannung, weil die betroffene Person ständig daran denken muss, Aufgaben zu planen, Termine zu koordinieren und vorauszudenken, was zu mentalem Stress führt und kaum Raum für geistige Pausen lässt. Dadurch entsteht das Gefühl, in einem ständigen «Stand-by»-Modus zu sein, was auf Dauer die mentale Belastbarkeit erschöpfen kann. Diese anhaltende Verantwortlichkeit ist oft einseitig verteilt und führt zu einer ungerechten Lastenverteilung, bei der das Gefühl aufkommt, allein für das reibungslose Funktionieren des Alltags verantwortlich zu sein. Wenn in Partnerschaften der Mental Load nicht gleichmässig aufgeteilt wird, kann das zu einem Ungleichgewicht führen und Spannungen oder Unzufriedenheit verstärken.
Langfristig hat dieser mentale Druck erhebliche gesundheitliche Folgen. Die ständige Belastung kann zu chronischer Erschöpfung, Schlafproblemen und im schlimmsten Fall zu einem Burn-out führen. Durch das fortwährende Organisieren und Planen im Kopf befindet sich die betroffene Person in einem Zustand ständiger Wachsamkeit, als würde sie sich nie vollständig entspannen können. Auch auf körperlicher Ebene kann diese unaufhörliche geistige Aktivität negativen Einfluss nehmen, da Stresshormone wie Cortisol vermehrt ausgeschüttet werden, was langfristig die Gesundheit beeinträchtigen kann.
Ein weiterer belastender Aspekt des Mental Load ist, dass diese Form der Arbeit oft unsichtbar bleibt. Mental Load wird nicht als eine direkt sichtbare Aktivität wahrgenommen, da die eigentliche Arbeit «nur« im Kopf stattfindet, weshalb sie von anderen häufig unbemerkt bleibt. Diese unsichtbare Verantwortung erfährt daher weniger Wertschätzung, was das Gefühl der Überforderung weiter verstärken kann. Die betroffene Person fühlt sich mit ihrer Last allein gelassen und erhält wenig Anerkennung für die kontinuierliche geistige Arbeit, die sie leistet. Ein Teufelskreis.
Was kann man dagegen unternehmen?
Es gibt unterschiedliche Strategien, die man anwenden kann, um die mentale Belastung zu reduzieren. Zunächst ist es wichtig, Aufgaben zu verteilen. Klare Verantwortlichkeiten im Haushalt und in der Familie zu definieren, stellt sicher, dass jeder weiss, wer für welche Aufgaben zuständig ist. Eine gerechte Aufteilung von Aufgaben im Haushalt muss nicht zwangsläufig eine starre 50:50-Verteilung sein. Stattdessen ist es sinnvoll, individuelle Faktoren wie Arbeitszeiten, persönliche Stärken und die mentale Belastung verschiedener Aufgaben zu berücksichtigen. Manchmal fallen bestimmte Aufgaben einer Person leichter oder erfordern bei ihr weniger mentale Energie, während sie für jemand anderen anstrengender sind. Auch wechselnde Zeitpläne und flexible Zuständigkeiten können helfen, die Gesamtbelastung fairer zu verteilen. So wird nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch der Zusammenhalt im Team gestärkt.
Eine gemeinsame «Today»-Liste anstelle einer herkömmlichen To-do-Liste kann ebenfalls enorm helfen. Während eine To-do-Liste oft überwältigend wirkt, ermöglicht eine «Today«-Liste, sich auf die Aufgaben zu konzentrieren, die wirklich für den Tag wichtig sind. Indem alle Aufgaben sichtbar festgehalten werden, behält man den Überblick und fördert die Zusammenarbeit. Das Gefühl, gemeinsam an der Erledigung von Aufgaben zu arbeiten, kann den Druck erheblich verringern.
Es ist ratsam, sich auf die Prioritäten zu konzentrieren. Es ist hilfreich, die Aufgaben zu priorisieren und zu erkennen, welche sofort erledigt werden müssen und welche auch etwas Aufschub vertragen. Dies trägt dazu bei, Stress zu verringern, da nicht alle Aufgaben gleichzeitig erledigt werden müssen und der Fokus auf die wesentlichen Tätigkeiten gelegt werden kann.
Selbstfürsorge und Achtsamkeit
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Selbstfürsorge. Zeit für sich selbst einzuplanen, ist entscheidend, um Stress abzubauen und neue Energie zu tanken. Aktive Erholung wie Spaziergänge in der Natur oder kreative Hobbys kann helfen, den Geist zu entspannen und die mentale Belastung zu verringern. Auch das Einbauen von Mikropausen während des Tages – kurze, gezielte Pausen, um aufzustehen, sich zu dehnen oder einfach nur tief durchzuatmen – kann Wunder wirken, um den Kopf frei zu bekommen und die Produktivität zu steigern.
Zu guter Letzt sollte eine offene Kommunikation gefördert werden. Regelmässige Gespräche über Belastungen und die Zusammenarbeit können helfen, Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsam Lösungen zu finden. Indem man die eigenen Bedürfnisse und Grenzen kommuniziert, kann man den Mental Load besser managen und ein harmonisches Miteinander fördern.
Quicktipps!
- Schriftliche «Today»-Liste führen
- Flexible Rollenverteilung
- Regelmässige und offene Kommunikation
- Bewusste Erholungspausen einlegen
- Tools wie Apps und Kalender verwenden
- «Nein» sagen und Grenzen setzen
- Multitasking vermeiden
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