Im Laufe des Lebens gerät fast jede Scheidenflora mal aus der Balance. Ist die Scheidenflora gestört, kommt es häufig zu vaginalen Entzündungen oder Infektionen durch bestimmte Krankheitserreger. Schämen muss sich eine Frau dafür ganz bestimmt nicht.
Die grossen und kleinen Schamlippen sowie die Schamhaare schützen die Scheide von aussen vor Krankheitserregern. Im Innern sorgt die Scheidenflora für einen dauerhaften Schutz. Milchsäurebakterien sorgen dort für ein saures Milieu mit einem niedrigen pH-Wert. Dieser erschwert es Krankheitserregern, sich anzusiedeln.
Gelangen dennoch Bakterien, Parasiten oder Viren in die Scheide, gerät diese Scheidenflora aus dem Gleichgewicht. Die häufigste Folge ist eine bakterielle Scheideninfektion (bakterielle Vaginose). Es befinden sich dann zu wenig gesunde Milchsäurebakterien in der Scheide, die für eine stabile Flora sorgen. Unerwünschte Bakterien können sich ansiedeln und vermehren. Der pH-Wert verschiebt sich dann in den alkalischen Bereich (> 4,5 pH).
Häufige Anzeichen einer Scheidenentzündung:
- Auffällig riechender Ausfluss oder Ausfluss mit eigenartiger Konsistenz aus der Scheide
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Brennen (unabhängig von mechanischer Reizung)
- Bläschen (bei Genitalherpes)
- Juckreiz in der Scheide (vor allem bei Pilzinfektionen)
- Beschwerden beim Wasserlassen
- Blutungen
Wer solche Symptome bei sich feststellt, sollte unbedingt eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen aufsuchen. Die Ärztin oder der Arzt nimmt einen Abstrich aus der Scheide und untersucht ihn unter dem Mikroskop. Dabei wird der pH-Wert des Scheidenmilieus ermittelt. Ist dieser aus dem Gleichgewicht geraten, wird häufig ein Medikament verabreicht, das die (unerwünschten) Bakterien bekämpft. Im Rahmen der Anamnese wird auch darüber gesprochen, was Betroffene in Zukunft unternehmen können, um weitere Entzündungen und Infektionen vorzubeugen.
Häufig während Pubertät oder nach Menopause
Bei Mädchen ist das Scheidenmilieu noch neutral (pH 7). Während der Pubertät beeinflusst das Geschlechtshormon Östrogen die jungen Frauen. Erst dann entwickelt sich auch der konstante Säuregrad des Vaginalsekrets (pH 4 bis 4,5). Davor gibt es noch keinen natürlichen Schutz, weshalb sich Krankheitserreger in der Scheide leichter vermehren und eine vaginale Entzündung oder Infektion verursachen können.
Nach den Wechseljahren produziert der Körper der Frau weniger Hormone. Dadurch können sich die Milchsäurebakterien in der Scheide nicht mehr ausreichend vermehren und die Scheidenflora wird weniger stabil und widerstandsfähig gegen Krankheitserreger.
Vaginalen Infektionen vorbeugen
Die Ursachen für vaginale Infektionen und Entzündungen sind vielfältig. Um einer Imbalance der bedeutenden Scheidenflora entgegenzuwirken, können verschiedene Massnahmen ergriffen werden. Bei der Intimhygiene sollten Frauen darauf achten, keine aggressiven Reinigungsprodukte zu verwenden. Stattdessen sollte zu einer sanften Waschlotion gegriffen werden, die die natürliche Schutzfunktion der Haut unterstützt. Nach dem Stuhlgang sollten Frauen darauf achten, mit dem Toilettenpapier von vorne nach hinten abzuwischen – und auf keinem Fall umgekehrt. So gelangen keine Bakterien vom Darmausgang in die Scheide.
Unterwäsche aus synthetischen Materialien wie Polyamid oder Lycra sollte vermieden werden. Diese Stoffe sind luftundurchlässig, weshalb eine Art Mikroklima entsteht, in dem sich Bakterien oder Pilze besonders wohlfühlen. Unterwäsche aus Naturfasern wie Baumwolle, Seide oder Merino ist atmungsaktiv und lässt Luft an den Intimbereich. Das kann das Aufkommen und das Wachstum von Bakterien verhindern. Frauen sollten Slips täglich wechseln – wenn sie feucht werden, weil sie darin geschwitzt haben, dann sogar zweimal. Nachts kann gut auf Unterwäsche verzichtet werden, damit Luft an den Intimbereich gelangt. Auch eng anliegende Kleidung kann den Intimbereich einengen und die Luftzirkulation dort hemmen. Handtücher sollten täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.
Auswirkungen auf Sexualleben
Symptome wie Juckreiz, Brennen, Rötungen und Schwellungen können sehr unangenehm sein und zu einem ständigen Gefühl des Unwohlseins führen. Vaginale Infektionen können beim Wasserlassen und beim Geschlechterverkehr Schmerzen verursachen, was die Intimität beeinträchtigt. Betroffene Frauen machen sich häufig Sorgen um ihre sexuelle Gesundheit und mögliche Auswirkungen auf die Beziehung zu ihrem/ihrer Partner:in. Darüber hinaus können Peinlichkeits- oder Schamgefühle auftreten, die das Selbstwertgefühl beeinflussen und Stress verursachen können.

Vaginale Infektinonen führen häufig zu Unsicherheiten in der Partnerschaft. Doch eigentlich sind sie normal und niemand sollte sich dafür schämen. Bild: iStock/milorad kravic
Im Allgemeinen werden sexuelle Aktivitäten bei einer vaginalen Infektion häufig vermieden. Gründe dafür sind Schmerzen, Schamgefühle und die Angst vor einer Ansteckung. Ob eine Infektion ansteckend ist, sollte am besten bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt abgeklärt werden. Fehlende sexuelle Kontakte können sich negativ auf die Beziehung oder Psyche auswirken. Einerseits ist eine offene Kommunikation über intime Gesundheitsprobleme wichtig, um Schamgefühlen entgegenzuwirken. Ein:e unterstützende:r und verständnisvolle:r Partner:in kann eine grosse Hilfe sein, unnötige Ängste abzubauen und sich von der Situation nicht stressen zu lassen.
Vaginale Infektionen können sehr schmerzhaft und belastend sein. Deshalb ist es wichtig, bei den ersten Anzeichen medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige Behandlung kann Beschwerden vorbeugen und das Risiko von Komplikationen reduzieren. In den meisten Fällen sind vaginale Infektionen behandelbar, weshalb sich betroffene Frauen nicht sorgen – und ganz sicher nicht schämen – müssen.
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