Das Vorhofflimmern ist die am weitesten verbreitete Art der Herzrhythmusstörung. Wie kann moderne Medizin helfen, Risiken zu senken und die Lebensqualität zu sichern?
Plötzlich klopft das Herz, als wolle es aus der Brust springen. Für manche ist es ein beängstigendes Rasen, für andere ein kaum spürbares Stolpern. Und manche wiederum merken – nichts. Vorhofflimmern, die weltweit häufigste Form der Herzrhythmusstörung, bleibt oft lange unbemerkt. Doch das Risiko ist real: Ohne Behandlung kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen wie Schlaganfällen oder Herzinsuffizienz kommen. Die gute Nachricht: Dank moderner Medizin ist das heute kein unausweichliches Schicksal mehr.
Unruhiger Takt – stille Gefahr
Das Tückische am Vorhofflimmern ist seine Vielgestaltigkeit. Es kann mit Schwindel, Kurzatmigkeit oder einem Gefühl von Herzflattern einhergehen; oder völlig symptomlos verlaufen. Viele Patientinnen und Patienten erfahren erst durch ein EKG beim Hausarzt oder im Rahmen einer anderen Untersuchung, dass ihr Herz aus dem Takt geraten ist. Dann gilt es, die Erkrankung früh zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Die erste therapeutische Massnahme liegt in der Regel in einer medikamentösen Behandlung. Dabei kommen Substanzen zum Einsatz, die entweder die Herzfrequenz senken oder die elektrische Aktivität des Herzens direkt beeinflussen. Betablocker, Kalziumantagonisten oder Antiarrhythmika helfen, das Herz zu stabilisieren. Parallel dazu wird in der Regel ein Gerinnungshemmer verschrieben, da ein flimmernder Vorhof Thromben bilden kann, die im schlimmsten Fall ins Gehirn wandern und einen Schlaganfall auslösen. Blutverdünner wie Apixaban oder Rivaroxaban senken dieses Risiko deutlich.
Katheter statt Skalpell – wenn Präzision entscheidet
Für viele Betroffene reicht die medikamentöse Behandlung aus. Wenn Symptome jedoch fortbestehen oder die Medikamente nicht vertragen werden, kommt ein hochwirksames, minimalinvasives Verfahren zum Einsatz: die Katheterablation. Dabei wird ein feiner Katheter über eine Vene bis ins Herz geführt. Mit punktgenauer Hitze (Radiofrequenz), Kälte (Kryoenergie) oder gepulstem Strom (PFA) werden jene Areale, die für die Entstehung der Fehlzündungen verantwortlich sind, gezielt verödet. Das Ziel ist, dass der natürliche Rhythmus zurückkehrt – und mit ihm das Vertrauen ins eigene Herz.
In besonders komplexen Fällen, oder wenn ohnehin eine Herzoperation geplant ist, kann auch eine chirurgische Ablation infrage kommen. Dabei werden die elektrischen Störquellen direkt am offenen Herzen ausgeschaltet.
Ein System im Wandel
In der Schweiz wurden Katheterablationen bislang fast ausschliesslich stationär durchgeführt und über Fallpauschalen (DRG) abgerechnet. Doch mit den jüngsten Entwicklungen im Gesundheitssystem ist ein Umdenken im Gange: Immer mehr dieser Eingriffe lassen sich heute ambulant realisieren – vorausgesetzt, die medizinischen Voraussetzungen stimmen.
Mit dem neuen Tarifsystem Tardoc, das am 1. Januar 2026 in Kraft tritt, soll diese Transformation erleichtert werden. Der neue Tarifrahmen ersetzt das veraltete Tarmed-System, ist klarer strukturiert und umfasst weniger, aber präzisere Abrechnungspositionen. Ziel ist eine transparentere und leistungsgerechtere Vergütung, die den Fokus auf Qualität statt Quantität legt. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das: weniger Bürokratie, mehr Klarheit und die Aussicht auf eine hoch spezialisierte Behandlung ohne Übernachtung im Krankenhaus.
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