Schlafapnoe Schlafapnoe: Wenn das Schnarchen gefährlich wird
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Schlafapnoe: Wenn das Schnarchen gefährlich wird

03.12.2019
von Antonia Vogler

Schlafapnoe bezeichnet kurze Atemaussetzer während des Schlafs, die von der betroffenen Person jedoch unbemerkt bleiben. Gemäss einer Medienmitteilung der Lungenliga sollen in der Schweiz über 150 000 Menschen betroffen sein. Wie gross die Dunkelziffer ist, weiss niemand. Wer an Schlafapnoe leidet, schläft einfach weiter, ohne zu bemerken, wie ihm/ihr geschieht. 

Typischerweise erkennt man das Schlafapnoe-Syndrom daran, dass kurze Atemaussetzer und heftiges Schnarchen sich abwechseln. Eine Gefahr des Erstickens besteht aufgrund von körpereigenen Schutzreaktionen nicht: «Das Kontrollsystem im Hirn weckt uns, wenn es merkt, dass der Sauerstoff oder die Atmung ausbleibt», bestätigt Melanie Wüst von der Klinik für Schlafmedizin (KSM) Luzern. Die Schlafqualität sinkt durch die Atempausen jedoch beträchtlich. Die entsprechenden Symptome können relativ vielfältig aussehen, weshalb das Problem oft nicht frühzeitig erkannt und angegangen wird. 

Gehöre ich zur Risikogruppe?

Die grösste Risikogruppe der Schlafapnoe sind übergewichtige Männer mittleren und fortgeschrittenen Alters. Es können jedoch auch Frauen und Kinder betroffen sein, wobei gewisse Faktoren die Schlafapnoe begünstigen. Übergewicht, ein grosser Halsumfang, vergrösserte Mandeln, chronische Nasennebelhöhlenentzündungen oder Nasenpolypen gehören dazu. Auch die Einnahme von Substanzen, die zur Erschlaffung der Rückenmuskulatur führen, wirkt sich negativ auf die nächtliche Atmung aus. Beispiele dafür sind abendlicher Alkoholkonsum oder die Verwendung von Schlafmitteln.

Zwei Arten

Zirka 95 Prozent aller Fälle können als obstruktive Schlafapnoe charakterisiert werden: «Die Muskelspannung lässt nach und die Atemwege fallen in sich zusammen», beschreibt Melanie Wüst die Ursache des Problems. In diesem Fall liegt die Ursache der Problematik in einem Verschluss der Atemwege. Nur selten handelt es sich um die zentrale Schlafapnoe.  Hier sind nicht die Atemwege Ursache des Problems, sondern eine Funktionsstörung des Atemzentrums. «Zur zentralen Schlafapnoe kommt es vor allem bei Herzschwäche oder sonstigen Vorerkrankungen beziehungsweise Problemen», so Wüst. 

Die grösste Risikogruppe der Schlafapnoe sind übergewichtige Männer mittleren und fortgeschrittenen Alters.

Die Symptomatik

Die Schlafapnoe bleibt nicht ohne Folgen, warnen zahlreiche Experten: Patienten leiden unter Erschöpfung, reduzierter Leistungsfähigkeit oder auch an Sekundenschlaf. Somit ist das Unfallrisiko stark erhöht. «Da sich das nicht von heute auf morgen entwickelt und die Schläfrigkeit langsam zunimmt, bleibt die Schlafapnoe sehr oft bzw. lange unbemerkt. Häufig schieben Betroffene die Müdigkeit auf das Alter oder sie gewöhnen sich an ein gewisses Erholungsniveau», fügt Melanie Wüst hinzu. Des Weiteren können sexuelle Funktionsstörungen, Depressionen, Gereiztheit, Schwindel und Kopfschmerzen auftreten. Schlafapnoe kann auch zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen: «Es gibt verschiedene Risikofaktoren für Herz-Kreislauerkrankungen und Schlafapnoe kann die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen», klärt die Expertin auf. Ein Versäumnis der rechtzeitigen Behandlung kann also ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen haben.

Bitte behandeln!

Die gute Nachricht: Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten. Wenn das Übergewicht die Schlafapnoe verursacht, müssen Patienten gesundheitsschädliche Gewohnheiten umstellen. Sportliche Aktivitäten und eine gesunde Ernährung tragen zum Gewichtsverlust bei. Eine Nasenmaske, die mit Überdruck arbeitet, kann ebenfalls eingesetzt werden (ist eigentlich die Haupttherapie). Eine weitere Therapiemöglichkeit stellt eine spezielle Zahnspange, die Atemaussetzer verhindert, dar. Falls vergrösserte Mandeln der Kern des Übels sind, hilft ein operativer Eingriff. Es ist wichtig, rechtzeitig zum Arzt beziehungsweise zur Ärztin zu gehen, wenn eine Schlafapnoe vermutet wird. Nur medizinische Fachpersonen sind in der Lage, die diversen Ursachen korrekt zu erkennen und entsprechende Behandlungsmassnahmen in die Wege zu leiten.

Text: Antonia Vogler

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