hyaluron
Gesundheit

Was die Wissenschaft über Hyaluron in Kosmetika sagt

31.07.2021
von Kevin Meier

Jugendlich aussehende Haut liegt immer im Trend. Neben Sonnenschutz und Verzicht auf Alkohol, Drogen und Tabak versprechen Pflegeprodukte die Haut nicht nur jung zu halten, sondern auch das Rad der Zeit ein wenig zurückzudrehen. Der Inhaltsstoff Hyaluronsäure ist derzeit gerade besonders beliebt. Aber was kann Hyaluron tatsächlich leisten?

Die Haut ist nicht nur unser grösstes Organ, sondern auch das schwerste. Je nach Körpergrösse kann sie bis zu 20 Kilogramm wiegen, das Fettgewebe miteingerechnet. Zudem übernimmt sie vielfältige Aufgaben wie Schutz vor Hitze, Licht, Verletzungen und Infektionen sowie die Bildung von Vitamin D. Damit all diese und weitere Funktionen erfüllt werden können, ist ein komplexes Gebilde an Zellen nötig. Die Haut lässt sich grob in drei Hautschichten unterteilen: Oberhaut (Epidermis), Lederhaut (Dermis) und Unterhaut (Subcutis).

Die Hyaluronsäure und ihre Eigenschaften

Teil des Bindegewebes der Haut ist auch die Hyaluronsäure, die vom menschlichen Körper selbst hergestellt wird. Nach neuer Nomenklatur heisst es eigentlich Hyaluronan, es wird aber meist als Hyaluronsäure bezeichnet oder umgangssprachlich Hyaluron genannt. Eine der vielen Eigenschaften der Hyaluronsäure ist, dass sie sehr viel Flüssigkeit binden kann: Ein Gramm kann bis zu sechs Liter Wasser speichern. Mit dem Alter nimmt das natürliche Vorkommen von Hyaluronsäure in der Haut ab. Die Folge sind ein schlafferes Aussehen und Falten. Der Schluss liegt nahe, dass eine Zuführung von Hyaluron die Feuchtigkeit und Spannkraft der Haut verbessern kann. Tatsächlich füllt die Hyaluronsäure Zwischenräume und polstert das Gewebe auf. Aber kann sie als Inhaltsstoff in Kosmetika dieselbe Wirkung erzielen?

Die neue Geheimwaffe der Kosmetik

Neu ist die Hyaluronsäure nicht. Sie wurde bereits in den 1930er-Jahren als natürlicher Bestandteil des menschlichen Körpers vom deutschen Mediziner und Biochemiker Karl Meyer entdeckt und erforscht. Heutzutage wird sie sowohl in medizinischen als auch in kosmetischen Behandlungen eingesetzt. Vor allem Letzteres ist vielen bekannt, da die Hyaluronsäure als Geheimwaffe für gutaussehende Haut aktiv vermarktet wird. Unzählige Seren, Cremes und Gels enthalten den Inhaltsstoff, meist unter dem Namen Sodium Hyaluronate. Einerseits soll fettige und Mischhaut von der feuchtigkeitsbindenden Kraft profitieren und auf natürliche Weise gepflegt werden. Andererseits wird dem Hyaluron ein Anti-Aging-Effekt nachgesagt und soll beispielsweise Falten mindern.

Alles nur Marketing oder spürbarer Effekt?

Die natürlich vorkommende Hyaluronsäure der Haut ist in der bindegewebigen Lederhaut zu finden. Kosmetische Cremes, Seren und Gels werden aber auf die äusserste Hautschicht, die Oberhaut, aufgetragen. Eine Studie der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München hat die Wirksamkeit des aktiven Inhaltsstoffes untersucht. Dazu wurden in einer klinischen Studie der Effekt von Cremes mit einer Formulierung von 0,1 Prozent Hyaluron auf die Falten um die Augenpartie von 76 Frauen gemessen anhand von Elastizität und Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Die Untersuchung ergab, dass alle verwendeten Hyaluron-Cremes im Vergleich zu einem Placebo eine signifikante Verbesserung der Hautfeuchtigkeit und der allgemeinen Geschmeidigkeit herbeiführten. Auf die obersten Hautschichten kann hyaluronhaltige Kosmetik also durchaus einen positiven Effekt ausüben.

Die Wirkung auf bindegewebige Hautschichten

Die Studie hat aber noch weitere Dynamiken zu Tage geführt. Denn vereinfacht dargestellt, existiert die Hyaluronsäure in verschiedenen Grössen. Im Körper ist vornehmlich langkettiges Hyaluron mit hoher Molekülmasse vorhanden. In Kosmetika finden häufig kurzkettige Verbindungen mit niedriger Molekülmasse Verwendung. Niedermolekulare Hyaluronsäure ist grundsätzlich effektiver als hochmolekulare, da sie tiefer in die Haut eindringen können soll. Aufgrund dessen hat auch die Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München Hyaluron mit unterschiedlichen Molekularmassen untersucht. Zusätzlich zu den oben genannten Resultaten, haben die Forschenden so herausgefunden, dass die Verwendung von Cremes mit niedermolekularer Hyaluronsäure in Verbindung zu einer signifikanten Reduktion der Faltentiefe steht. Möglicherweise geht dieser Effekt auf die erwähnte tiefere Penetrationsfähigkeit niedermolekularen Hyalurons zurück.

Obwohl diese Resultate sehr gut klingen, steht die potenzielle Kundschaft vor einem Problem. Es gibt nicht nur hoch- oder niedermolekulare Hyaluronsäure, sondern ein breites Spektrum zwischen diesen beiden Polen. Verkompliziert wird dies noch dadurch, dass Hyaluron als kosmetischer Inhaltsstoff immer als Sodium Hyaluronate bezeichnet wird, egal, in welcher Molekülmasse es Anwendung findet. Für die Kundschaft ist also nicht ersichtlich, welche Art von Hyaluronsäure die Kosmetika beinhaltet. Es sei denn, man fragt direkt beim herstellenden Unternehmen nach.

Andere Formen der Hyaluronverwendung

Der Kosmetikmarkt bietet nicht nur Cremes, Seren und Gels mit Hyaluronsäure, sondern auch Nahrungsergänzungsmittel, welche die Schönheit der Haut von innen fördern sollen. In Form von Pillen, Pulvern oder Drinks soll der Wirkstoff vom Körper aufgenommen werden und so das Hautbild verbessern. Wie genau die Verstoffwechselung von Hyaluronsäure auf diese Weise im Körper funktionieren soll, liegt im Dunkeln. Obwohl ein positiver Effekt nicht ausgeschlossen werden kann, gibt es überzeugendere wissenschaftliche Evidenzen, dass hyaluronhaltige Gesichtscremes und Co. eine Wirkung erzielen.

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