Interview von SMA

Svenja Fischer: «Für diesen Job benötigt man Biss»

Im Interview erzählt die passionierte Weddingplannerin von perfekten Hochzeiten trotz begrenzter Budgets sowie den Dos und Don’ts jedes gelungenen Festes.

Svenja Fischer ist Profi darin, den Hochzeitstag für die Brautpaare tatsächlich zum «schönsten Tag des Lebens» zu machen. «Fokus» wollte von der Hochzeitsplanerin wissen, worauf sie bei der Planung von Trauungen Wert legt, welche Stolperfallen man vermeiden sollte – und wie man auch mit begrenztem Budget unvergessliche Erinnerungen schafft.

Svenja Fischer

Bild: Andreas Nusch Photography

Svenja Fischer, Sie sind professionelle Hochzeitsplanerin. Doch bevor wir auf Ihren Beruf vertieft eingehen, würden wir gerne wissen, worauf Sie als Gast an einer Hochzeit besonders Wert legen.

Das ist ein wichtiges Thema, denn nicht selten hört man nach einer Hochzeit, dass das Brautpaar zwar einen perfekten Tag erleben konnte, aber die Gäste hingegen nicht. Oder umgekehrt. Beide Situationen sind natürlich nicht ideal (lacht).

Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen als Hochzeitsgast rate ich meinen Brautpaaren jeweils dazu, bereits vor der Trauung einen kleinen Imbiss anzubieten.
Idealerweise handelt es sich dabei um einen Welcome-Drink, sowie einen Happen zu Essen. Denn manche Gäste haben eine weite Anreise hinter sich und kommen mit leerem Magen bei der Hochzeitslocation an. Auch bei kleinerem Budget lässt sich mit einfachen Speisen wie Brezeln oder Flammkuchen der erste «Reisehunger» stillen und die Gäste können gestärkt und freudig in die Zeremonie eintauchen. Es wäre doch schade, wenn sich ein Teil der Festgesellschaft vor Hunger nicht auf die Trauung konzentrieren könnte. Generell erachte ich es als wesentlich, dass Hochzeitsgäste nie Hunger, Durst, Langweile oder übermässige Hitze verspüren. Wenn man diese Aspekte im Griff hat, ist das bereits die halbe Miete für eine erfolgreiche Hochzeit.

Sie haben die Langeweile angesprochen, ein Gefühl, welches viele Hochzeitsgäste aus Erfahrung kennen. Wie kann man diesem zuvorkommen?

Indem man bei der Gestaltung des Zeitplans darauf achtet, dass keine langen Leerlaufzeiten entstehen. Das ist mir bei meinen Veranstaltungen ein zentrales Anliegen. Meine Empfehlung lautet daher, die Trauung idealerweise erst am Nachmittag durchzuführen. Auf diese Weise klafft keine zu grosse Lücke zwischen der Zeremonie und dem Abendessen. Sagen wir, die Trauung beginnt um drei oder vier Uhr, dann stehen einem anschliessend rund eineinhalb bis zwei Stunden Zeit für den Empfang zur Verfügung, worauf anschliessend das Dinner folgt. Ein solcher Ablauf ist optimal. Ebenfalls als wichtig erachte ich es, dass das Brautpaar möglichst viel Zeit mit all seinen Gästen verbringt und nicht lange abwesend ist.

Doch viele Paare sind am Hochzeitstag sehr beschäftigt und nutzen den Tag auch für Fotoshootings zu zweit, wodurch sich eine Abwesenheit kaum verhindern lässt.

Das stimmt. Daher achte ich darauf, dass das Brautpaar nur dann nicht bei der Hochzeitsgesellschaft ist, wenn diese es möglichst nicht bemerkt. Das Paarshooting sollte beispielsweise zur sogenannten «Golden Hour» stattfinden, also zum Sonnenuntergang. Meist ist dieser Zeitpunkt während des Dinners. Für den Hauptgang plant man mit Eindecken und Ausdecken im Schnitt eine Stunde ein. Das Brautpaar bekommt das Essen immer als erstes serviert, im Anschluss die Gäste. Ich stimme im Vorfeld mit dem Brautpaar ab, dass es, nachdem es den Hauptgang gegessen hat, zum Paarshooting aufbricht. Meist haben wir dann rund 30 Minuten Zeit, in denen die Gäste noch mit dem Essen beschäftigt sind und gar nicht bemerken, dass das Brautpaar in dieser Zeit nicht anwesend ist.

Gibt es weitere Mittel, um Unzufriedenheit unter den Gästen vorzubeugen?

Auf jeden Fall. Ein wichtiger Faktor besteht darin, sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden rasch und unkompliziert von A nach B kommen. Wie die Hochzeitsgäste zur Feier anreisen, liegt meistens in ihrer eigenen Verantwortung. Doch sobald sie sich am Ort des Geschehens befinden, sollen sie sich treiben lassen können. Das kann bedeuten, dass man eine Location wählt, bei der alles in kurzer Gehdistanz erreichbar ist oder der Transport der Gesellschaft organisiert wird.

Die wichtigsten Dienste an einer Hochzeit bestehen aus einem versierten Trauredner, gutem Essen, passender musikalischer Unterhaltung und einem Fotografen. Svenja Fischer, Hochzeitsplanerin

Ferner achte ich bei meinen Dienstleister:innen darauf, dass sie nicht im Weg sind. Fotografen beispielsweise sollen sich dezent unter die Leute mischen und emotionale Momente einfangen, ohne diese zu stören. Wenn die Fotografin oder der Fotograf die Brautmutter wegschieben muss, um den idealen Schnappschuss zu erhalten, wurde nicht richtig antizipiert. Erfahrene und versierte Dienstleister:innen sind daher absolut unerlässlich.

Was hat Sie dazu veranlasst, eine Karriere als Hochzeitsplanerin einzuschlagen?

Erst kürzlich realisierte ich, dass ich diese Leidenschaft schon ganz lange hegte. Früher gabs noch das Magazin «Gala Wedding», welches ich bereits im Alter von 18 oder 19 Jahren las. Zudem faszinierten mich Hochzeitsfilme seit jeher. Meine Karriere war hingegen deutlich weniger romantisch geprägt: Ich habe BWL studiert und war anschliessend als Beraterin für verschiedene Konzerne tätig. Und so spannend diese Jobs auch waren, fehlte mir dabei stets ein bisschen die Kreativität. Meine eigene Hochzeit fand 2014 statt und für diesen Anlass eignete ich mir viel spezifisches Fachwissen an. Danach erschien es mir schade, dass diese Expertise von nun an ungenützt bleiben würde. Darum rief ich einen Hochzeitsblog ins Leben und bespielte meine Instagram-Seite mit Bildern und Videos meiner eigenen Hochzeit. Schnell wandten sich Brautpaare an mich und baten um Unterstützung. Ich merkte dadurch, dass ich es mir durchaus vorstellen konnte, die Hochzeitsplanung beruflich zu machen. Später nutzte ich meine drei Jahre Elternzeit dazu, meine Selbstständigkeit Schritt für Schritt aufzubauen. Damit war ich letztlich glücklicherweise erfolgreich (lacht).

Worauf sollten Brautpaare bei der Wahl einer Hochzeitsplanerin achten?

Zum einen sollte man Bewertungen studieren und sich auf Instagram und Co. einen Eindruck über die organisierten Events verschaffen. Wichtig: Paare sollten unbedingt darauf achten, dass die hochgeladenen Bilder die eigene Arbeit der Planerin/des Planers und echte Hochzeiten zeigen und es sich nicht ausschliesslich um Styled Shootings oder die Arbeit anderer Weddingplaner:innen handelt. Auch den Werdegang einer Planerin oder eines Planers finde ich relevant. Man muss zwar nicht wie ich BWL studiert haben, doch die Hauptaufgaben der Hochzeitsplanung bestehen aus Budgetierung, Recherche sowie dem Erstellen von Zeitplänen und Konzepten, weswegen ein analytischer Background helfen kann. Für diesen Job benötigt man Biss. Ferner bin ich der Ansicht, dass das erste Beratungsgespräch kostenfrei sein sollte. Zudem ergibt es Sinn, sich darüber zu erkundigen, ob die Beraterin oder der Berater auf Provisionsbasis arbeitet. Dies sollte idealerweise nicht der Fall sein, denn nur dann kann man wirklich den besten Preis für das Brautpaar anbieten, da eine allfällige Provision letztlich von den Dienstleistern an die Vermählten weiterverrechnet wird.

Inwiefern benötigt man Biss?

Nicht alle fühlen sich damit wohl, mit einem Brautpaar, das man kaum kennt, an eine entlegene Location irgendwo auf dem Globus zu reisen, im Linksverkehr Auto zu fahren oder am Hochzeitstag von acht Uhr morgens bis zwei Uhr nachts durchzuarbeiten. Man muss den einen Schritt mehr gehen können. Beispielsweise betreute ich ein Brautpaar, welches sich in einer ganz bestimmten Kirche in Österreich trauen lassen wollte. Der für die Kirche verantwortliche Pfarrer hatte daran aber kein Interesse und legte irgendwann einfach immer direkt auf, wenn ich ihn anrief. Letztendlich bin ich nach Österreich gereist und habe ihn nach seinem Gottesdienst abgepasst, um persönlich mit ihm zu sprechen. Die Hochzeit meines Paares fand letztendlich in der Kirche statt und die beiden wurden von genau diesem Pfarrer getraut.

Was war Ihr Worst Case bei einer von Ihnen organisierten Hochzeit?

Ich hatte glücklicherweise nie das Pech, dass etwas derart schiefging, dass das Paar oder die Gäste dies bemerkt hätten. Im letzten Jahr war ich allerdings mit einem Brautpaar auf den Bahamas, einem Ort, der sich normalerweise durch garantiertes Schönwetter auszeichnet. Doch drei Tage, bevor die Hochzeitsgesellschaft anreisen sollte, wurde eine Hurricane-Warnung für exakt diese Zeitspanne ausgesprochen. Das war echt eine Extremsituation. Bei einer anderen kirchlichen Trauung fehlte kurz vor der Zeremonie vom Pfarrer jede Spur. Der betagte Mann besass kein Handy und sein Zug hatte Verspätung. Ich habe damals Blut und Wasser geschwitzt, doch glücklicherweise kam er noch gerade so pünktlich an.

Ist es für Paare heute wichtiger, einen tollen Hochzeitstag zu erleben oder gute Bilder
für Social Media zu erhalten?

Man merkt schon, dass die Social-Media-Thematik zunehmend wichtiger wird. Manche Paare bestehen aber explizit darauf, dass nichts gepostet wird. Wenn ich eine Promi-Heirat organisiere, muss das teilweise sogar vertraglich festgehalten werden. Dann gibts wiederum die gegenteilige Richtung, sprich Hochzeiten, für die wir spezielle Selfie-Backgrounds erstellen müssen. Es existieren also diese zwei Welten, wobei Videos und Fotos in den meisten Fällen stark gewichtet werden. Ich rate meinen Paaren daher immer, bei den Foto- und Videofachleuten nicht zu sparen.

Welche weiteren Dos und Don’ts haben Sie für Paare, die ihre Hochzeit auf eigene Faust planen möchten?

Am wichtigsten ist es, dass man das Budget richtig einsetzt. Die wichtigsten Dienste an einer Hochzeit bestehen aus einem versierten Trauredner, gutem Essen, passender musikalischer Unterhaltung und einem Fotografen. Der Trauredner sollte emotional, seriös, aber auch humorvoll sein und eine besondere Atmosphäre schaffen können. Essen und Musik sind unabdingbar für die Zufriedenheit der Gäste und bilden damit die Grundlage für eine gute Stimmung. Am Ende eines lang geplanten Hochzeitstages bleiben nur die Erinnerungen, welche ein Fotograf für immer festhalten sollte. Für diese vier Aspekte sollte man den Grossteil des Budgets aufwenden. Bei der Dekoration muss es nicht das opulente Blumengesteck sein. Einzelne aufgeklappte weisse Rosen in Glasvasen unterschiedlicher Höhe in Kombination mit weissen Kerzen ergeben beispielsweise einen wunderschön eleganten Effekt und sind im Vergleich zu Blumengestecken kostengünstig. Zudem empfehle ich, dass man im Vorfeld die Trauzeugen zur Seite nimmt und klärt, wer welche Aufgaben übernehmen kann. Wer deckt die Menükarten ein, wer bringt das Gepäck des Brautpaares zur Location, wer kümmert sich darum, dass die Geschenke weggeschlossen werden? Sollte doch etwas Budget übrig sein, empfehle ich wärmstens, sich nur für den Hochzeitstag einen Planer zu buchen, der sich um all diese Punkte am Tag der Hochzeit kümmert. Auch auf Gastgeschenke kann bei kleinem Budget meines Erachtens verzichtet werden. Dann im Nachgang lieber das Geld in den Druck der Hochzeitsbilder investieren und jedem Gast die Bilder, auf dem er oder sie zu sehen sind, mit einem schönen Dankesschreiben zukommen lassen.

www.svenjafischer.com

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06.01.2024
von SMA
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