Interview von Marlène von Arx

Ryan Reynolds: Vom Hollywood-Star zum erfolgreichen Geschäftsmann und Fussball-Förderer

Ein Porträt des Hollywood-Schauspielers zeigt, wie aus einem Sitcom-Darsteller ein erfolgreicher Geschäftsmann und involvierter Vater wurde.

Schauspieler Ryan Reynolds streckt seine Fühler weit über die Grenzen Hollywoods hinaus: Der «Deadpool»-Darsteller ist inzwischen zu einem erfolgreichen Geschäftsmann geworden und hat nebenbei den walisischen Fussball Club Wrexham gerettet.

Wer Ryan Reynolds auf X (ehemals Twitter) folgt, findet in letzter Zeit weit mehr Fussball als Hollywood-Content. Und das hat nicht nur mit dem Streik in der Filmmetropole zu tun. Vor drei Jahren kauften der «Deadpool»-Star und sein Schauspiel-Kollege Rob McElhenney («It’s Always Sunny in Philadelphia») nämlich den serbelnden Fussball Club Wrexham AFC in Wales. «Unser Ziel ist es, das Team aufzubauen und es zurück in die Englische Football League zu führen – und das vor einem wachsenden Publikum in einem verbesserten Stadion, was eine positive Auswirkung auf die ganze Region haben wird», erklärte Reynolds gemäss dem amerikanischen Onlineportal sportingnews.com den Club-Supporter:innen während eines Zoom-Meetings im November 2020.

Ryan Reynolds an den Golden Globes. Bild: HFPA

Ryan Reynolds an den Golden Globes.
Bild: HFPA

Die Vision ist auf gutem Weg: Reynolds und McElhenney haben die Underdog-Geschichte in der Doku-Serie «Welcome to Wrexham» festgehalten und dem 5. Divisions-Club neue Fans gesichert. Im April dieses Jahres hat Wrexham nach 45 Jahren seinen ersten Titel gewonnen und darf nach fünfzehn Jahren Absenz nun wieder in der English Football League Two spielen.

Reynolds ist nicht nur ein Investor mit einem grossen Portemonnaie und einem teuren Hobby. Der Kanadier liebt es, Business-Modelle aufzubauen und ist damit in den letzten Jahren ein ernst zu nehmender Geschäftsmann geworden: Nebst Wrexham beteiligte sich Reynolds an den Firmen Aviation Gin und Mint Mobile und fungiert als ihr witzige Sprüche klopfender Markenbotschafter. Der Verkauf von Aviation Gin an das europäische Getränkeunternehmen Diageo soll ihm 122 Millionen Gewinn eingebracht haben. Das Mobil-Phone Network Mint Mobile, das günstige Prepaidverträge in den USA anbietet, wurde im Frühling für 1,35 Milliarden Dollar an den Telekommunikation-Giganten T Mobile verkauft. Gemäss Fortune Magazine hat Mitbesitzer Reynolds an diesem Deal 300 Millionen Dollar verdient. Auch seine Frau, die Schauspielerin Blake Lively, hat sich inzwischen Einnahmequellen ausserhalb Hollywoods gesichert: Ihr nicht-alkoholisches Ginger Beer «Betty Buzz» gehört zu den Sponsoren von Wrexham AFC.

Mit all den lukrativen Geschäften dürfte die College-Ausbildung für die vier gemeinsamen Kinder schon mal gesichert sein. Ryan Reynolds möchte nämlich nicht, dass die Kids ihren Eltern in die Schauspielerei folgen. Jedenfalls nicht, solange sie nicht volljährig sind: «Wenn sie mal achtzehn sind, können sie selber entscheiden. Aber ein Kind im Showbusiness grenzt für mich an Kindesmisshandlung», erklärte er im «Deadpool 2»-Interview von 2018. Gemäss dem Papa machen sie bisher auch noch keine Anstalten, dass sie in die Fusstapfen der Eltern treten wollen: «Meine Frau hat ihre Hand beim Film ‹Rhythm Section› gebrochen und ich komme als Deadpool jeweils auch verbeult und mit blauen Flecken nach Hause. Als ich mal meine Tochter fragte, ob sie Schauspielerin werden wollte, sagte sie klar nein – wegen der ‹Bobos›. Ich glaube, sie verbindet den Schauspielberuf mit Verletzungen.»

Ryan Reynolds holpriger Start

Für Ryan Reynolds sind Blessuren nichts Ungewöhnliches, denn er musste früh lernen, zu kämpfen und sich durchzusetzen: Er wurde 1976 im kanadischen Vancouver als jüngster von vier Söhnen einer Verkäuferin und eines ehemaligen Polizisten und späteren Lebensmittel-Grosshändlers geboren. Der Vater war streng mit den Jungs. Die Mutter der Fels in der Brandung. «Wir Brüder standen uns immer sehr nahe», erzählt Reynolds. «Mein Vater war nicht der einfachste Typ zum Zusammenleben, aber das hat unsere Charaktere gefestigt und gab uns einen Drive, den wir vielleicht sonst nicht gehabt hätten. Wir wuchsen in einer ländlichen Idylle auf und eigentlich ist es erstaunlich, dass wir alle überlebten, denn es herrschte immer der 3. Weltkrieg.» Als Erwachsene feiern sie sich nun aber gegenseitig. «Ich stehe halt im Rampenlicht, aber meine Brüder haben alle ebenfalls viel erreicht, haben solide Ehen und grossartige Kinder. Das zelebrieren wir zweimal im Jahr mit allen.»

Vor zwanzig Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich es mal soweit bringe. Als ich nach Los Angeles zog, war mein grösstes Ziel, den schrägen Nachbarn in einer Sitcom zu spielen. Ryan Reynolds, Schauspieler

Ein fester Familienzusammenhalt ist ihm und Blake Lively, die mit vier Geschwistern aufwuchs, sehr wichtig. «Vor kurzem hatten wir 22 Cousins und Cousinen zu Besuch», erzählte Lively 2016 im Interview zum Woody Allen-Film «Cafè Society». «Wir schlafen problemlos auf den Betten und Sofas von Verwandten. Ich liebe Familien-Chaos und habe immer ein familienfokussiertes Leben geführt.»

Ryan Reynolds Start im Showbusiness war holprig, obwohl seine Schauspielambitionen schon früh vorhanden waren: Mit fünfzehn Jahren gründete er eine Comedy-Truppe in Vancouver und drehte gar fürs amerikanische Kinderfernsehen, obwohl er zuvor in seiner Schauspielklasse ein «ungenügend» eingeheimst hatte. Er spielte Rollen in Fernsehfilmen, Sitcoms und Spielfilmen, aber nichts katapultierte seine Karriere auf die nächste Stufe. Eine Weile jobbte er als Kellner in einem Jacht-Club und als Logistiker in einem Supermarkt. Schliesslich landete er mit «National Lampoon’s Van Wilder» (2002) einen College-Kult-Hit. Bessere Rollen an der Seite erfolgsverwöhnter Stars wie Michael Douglas («The In-Laws»), Wesley Snipes («Blade: Trinity») und Sandra Bullock («The Proposal») folgten. «Vor zwanzig Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich es mal so weit bringe», erinnert sich Reynolds. «Als ich nach Los Angeles zog, war mein grösstes Ziel, den schrägen Nachbarn in einer Sitcom zu spielen. Ich muss mich richtig kneifen, um zu realisieren, dass ich jetzt sogar eine Film-Serie mit Deadpool habe.» Der spezielle Humor von Deadpool hatte Reynolds immer fasziniert und ab 2004 versuchte er, einen Film um den Superhelden zu produzieren. Aber erst die Unterstützung seiner Fans, die er auf Twitter mobilisiert hatte, machten es 2016 schliesslich möglich. Nun ist bereits der dritte Film der «Deadpool»-Serie in der Pipeline und soll Ende 2024 in die Kinos kommen.

Kinder sollen mitfühlende Erwachsene werden

Bereits 2011 hätte Reynolds mit «The Green Lantern» einer von Hollywoods Superhelden mit Langzeitverträgen werden sollen. Doch die Laterne zündete an den Kinokassen nicht und so wurden die Pläne, mit dem Superhelden eine neue Serie von DC-Comic-Filmen zu starten, schnell begraben. Der Film ist trotzdem in die Hollywood-Geschichte eingegangen, weil er die Hauptdarsteller Ryan Reynolds und Blake Lively zusammenbrachte.

Erfolgreiche und selbstbewusste Frauen aus dem Showbusiness begleiteten Ryan Reynolds bereits bevor er international bekannt war: Sechs Jahre lange bildete er mit der Sängerin Alanis Morissette das kanadische Showbiz-Traumpaar. Ein Jahr nach der Trennung heiratete er die damals 23-jährige Scarlett Johansson. Drei Jahre später ging die Ehe bereits wieder auseinander: Die beiden liessen sich 2011 scheiden, und im September 2012 folgte dann die Hochzeit mit Blake Lively auf einer Südstaaten-Plantage. Heute haben die beiden vier Kinder: Die achtjährige Tochter James, benannt nach Ryan Reynolds Vater, der 2015 an Parkinson starb, die sechsjährige Inez, die vierjährige Betty und das Anfang Jahr geborene Baby, dessen Name und Geschlecht die Eltern bisher noch nicht veröffentlicht haben.

Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen, fällt den beiden Hollywood-Stars relativ leicht, und sie wissen, dass sie diesbezüglich privilegiert sind: «Blake und ich haben den schon fast obszönen Luxus, nicht gleichzeitig arbeiten zu müssen», ist sich Reynolds bewusst. «So kann die ganze Familie zu den Dreharbeiten mitreisen. Die meisten Eltern können nicht auf ein solches System zurückgreifen. Es ist uns klar, dass das nicht selbstverständlich ist.» Oft reisen auch die Mutter und Schwiegermutter mit. Manchmal wünscht sich der «Deadpool»-Darsteller jedoch auch im wirklichen Leben eine Superkraft als zusätzliche Hilfe: «Die Macht der Regeneration wäre nicht schlecht», scherzt er. «Wenn mir eine Eineinhalbjährige nachts die Faust ins Gesicht haut und ich nicht aufwachen würde, wäre das eine Super-Power, die ich gut gebrauchen könnte.»

Was das Erziehen betrifft, hat er einen anderen Weg eingeschlagen, als er es von zu Hause kannte: «Mein Vater war recht streng und als Umfeld zum Aufwachsen war das nicht so lustig. Nicht, dass ich der perfekte Vater bin, aber ich versuche es mehr mit Grenzen zu setzen.» Es sei wichtig, mit den Kindern zu kommunizieren und ihnen Anteilnahme zu lehren. Jedenfalls ist es unser Ziel, dass unsere Kinder einmal mitfühlende Erwachsene werden.»

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

25.11.2023
von Marlène von Arx
Vorheriger Artikel Noah Bachofen: «Das Schönste am Kochen ist die Geselligkeit»
Nächster Artikel Arnold Schwarzenegger: Der Terminator ist jetzt ein Motivator