Körper und Geist herausfordern, um länger zu leben – das ist das Mantra von Chris Hemsworth («Thor»).
In der Abenteuer-Doku-Serie «Limitless» tritt der Australier aus seiner Komfort-Zone und testet seine Grenzen.
Man kennt Chris Hemsworth vor allem als muskulösen Action-Star aus Filmen wie «Extraction» und als göttlichen Superhelden «Thor». Der australische Schauspieler führt entsprechend einen ziemlich sportlichen Lifestyle. Er will aber nicht nur seinen Körper fit halten. In seiner Abenteuer-Dokumentarserie «Limitless» (NatGeo) versucht er auch seinen Geist auf ein längeres, gesundes Leben zu trimmen. Wie er das macht, ist sicher nicht jedermanns Sache: In der ersten Staffel liess er sich unter Wasser fesseln, um Stressreduktion zu trainieren. Das sollte ihm später helfen, mehr oder weniger entspannt auf einem Wolkenkratzer-Balken zu balancieren. «Die beste Art, mich vor Stress zu schützen, ist ihn direkt zu konfrontieren», sagt er dazu in die Kamera. Wissenschaftler:innen versprechen ihm auch lebensverlängernde Vorteile durch Fasten und durch Temperaturschocks, weshalb der 41-Jährige in der Arktis schwimmen geht. Als Tests ergeben, dass Hemsworth eine vererbte Protein-Kombination hat, die sein Alzheimer-Risiko im Vergleich mit der Durchschnittsbevölkerung nahezu verzehnfacht, sucht er neue Wege, sein Hirn auf Trab zu halten. Und schliesslich legt er sich betreut von einer End-of-Life-Doula dann auch noch in einen Sarg, um seine Sterblichkeit zu akzeptieren. Aus all den Erlebnissen hat sich Chris Hemsworth schliesslich folgendes Rezept für ein gutes langes Leben zusammengestellt: «Gesund essen und genug schlafen, meinen Körper und Geist mit neuen Erlebnissen herausfordern, weg vom Stress in die Natur eintauchen und diese Momente mit den Leuten teilen, die mir viel bedeuten.»
Für die zweite Staffel von «Limitless» setzt er sich auch 2025 wieder besonderen Grenzerfahrungen aus. Um den kognitiven Nutzen aufzuzeigen, die das Erlernen eines Instruments mit sich bringt, übte er beispielsweise täglich mehrere Stunden Schlagzeug. Das Ziel: Ein Auftritt als Drummer mit Ed Sheeran vor 70 000 Fans in Bukarest. «Bis vor zwei Wochen vor dem Konzert konnte ich den Song immer noch nicht und die Band meinte, das werde nicht funktionieren», erzählt Hemsworth in der Talkshow Jimmy Kimmel Live. «Ich übte am Schluss vier, fünf Stunden am Tag und hatte richtig Blasen an den Händen.» Vor dem Auftritt sei er sehr nervös gewesen, aber als es soweit war, kam er in einen Flow. «Das ist mir schon öfter passiert. Ich liess mich einfach von der Masse tragen.»
Family Forever
Chris Hemsworth wurde als mittlerer Sohn eines Sozialarbeiters und einer Englischlehrerin 1983 in Melbourne geboren und wuchs auf der für seine einmaligen Naturparks und Strände bekannten Insel Phillip Island auf. So wie seine Brüder Luke und Liam versuchte sich der leidenschaftliche Surfer als Schauspieler. «Ich fing eigentlich damit an, weil ich meinen Eltern helfen wollte, ihre Schulden zu bezahlen», gesteht Chris Hemsworth in «Limitless». «Ich fragte meinen Vater einmal, wann das Haus abbezahlt sein würde und er meinte: ‹Wohl nie!› Das hat mich sehr beschäftigt. Das wollte ich nicht für meine Familie.» Wie seine Landsleute Heath Ledger, Isla Fisher und Naomi Watts beginnt er seine Karriere in der australischen Seifenoper «Home and Away». Nach drei Jahren und ein paar Tänzen in der australischen Version von «Dancing with the Stars» versucht er schliesslich sein Glück in Hollywood. Zum ersten Mal fällt er 2009 in einer kleinen Rolle als Captain Kirks Vater in «Star Trek» auf. 2011 landet der blonde Hüne den Part des nordischen Donnergotts «Thor» unter der Regie von Kenneth Branagh. Ein Platz unter den «Avengers» im Marvel-Universum ist ihm nun über Jahre sicher.
Doch der Australier will sich nicht nur mit einem Hammer durch die Fantasy-Welt schlagen. Er sucht explizit Rollen in anderen Genres wie in der Schneewittchen-Adaption «Snow White and the Huntsman» (2012) und im Rennfahrer-Drama «Rush» (2013), in dem er Niki Laudas tödlich verunfallten Konkurrenten James Hunt verkörpert. «Das war wohl eine meiner denkwürdigsten Erfahrungen, die ich je hatte», erinnert sich Chris Hemsworth in unserem Interview zu «Men in Black: International» kurz nach dem Tod von Lauda an die damaligen Dreharbeiten. «Ich konnte ein paar Tage mit Niki Lauda verbringen – er schüchterte mich mehr ein als der Regisseur Ron Howard. Er kannte ja James Hunt am besten.» Die Sorge war umsonst. Am Toronto International Film Festival, wo der Film uraufgeführt wurde, umarmte Lauda den Schauspieler herzlich. Hunt wäre sehr stolz auf den Film, versicherte er dem Newcomer. «Niki war ziemlich emotional. Er wünschte, James hätte miterleben können, wie herzlich der Film von den Leuten aufgenommen wurde. Ich war damals noch neu im Showbusiness und seine bodenständige, ehrenhafte und humorvolle Art hat mich sehr beeindruckt.»
«Ich lernte sogar Indonesisch»
Inzwischen hat Chris Hemsworth einiges an beruflichem Selbstvertrauen dazugewonnen. Während Schauspieler:innen oft befürchten, ihre letzte Rolle sei für immer die letzte Rolle gewesen und deshalb alles daran setzen, mit neuen Projekten im Gespräch zu bleiben, lehnte der Australier ein Jahr lang alle Rollen ab. Er und seine Frau Elsa Pataky, eine spanische Schauspielerin, wurden nämlich inzwischen Eltern von drei Kindern: Tochter India Rose kam 2012 zur Welt und die Zwillingsbuben Tristan und Sasha 2014. Nach einem Jahr Vaterschaftsurlaub drehte er das historische Segeldrama «In the Heart of the Sea», basierend auf einer Geschichte, die den Klassiker «Moby Dick» inspiriert haben soll. Familie und Filmkarriere unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach: «Ich bin beruflich viel unterwegs. Es gibt auch viele Pressetouren, was meine Frau nicht sonderlich begeistert», so Hemsworth. Und lachend fügt er bei: «Die meisten Scheidungen finden angeblich wegen des Baus eines Eigenheims statt. Ich bin dankbar, haben wir das gut überstanden.»
Gut gemeistert hat die Familie auch seine Presse-tour in Bali für den Action-Knaller «Men in Black: International», in dem er in die Fusstapfen von Will Smith und Tommy Lee Jones trat. In Bali war er schon mehrmals surfen, ist die indonesische Insel doch «nur» ein fünfstündiger Flug von Australien entfernt. «Mir gefällt es hier. Ich habe hier auf der kleinen Insel Sumba in einem Öko-Resort geheiratet. In der Schule lernte ich sogar Indonesisch. Also mit lernen meine ich, dass mein Indonesisch etwa so gut wie mein Spanisch ist. Und das ist wirklich schlecht», lacht er.
Ich hungere nach einer realen Umgebung. Sie sorgt einfach für eine andere Energie, von der man zehren kann. – Chris Hemsworth
Während der Coronapandemie war die Familie dann plötzlich ganz lange zu Hause. «Die Kinder kommentierten mehrmals, dass sie es vorziehen, wenn ich die Pressearbeit via Zoom mache und ich sie nicht aus der gewohnten Umgebung rausreisse», erklärt der dreifache Vater via Zoom im April 2020 anlässlich des Interviews zum Netflix-Film «Extraction». «Sie sind klar hier in Byron Bay verwurzelt.» Zudem genoss er die positiven Effekte des aufgezwungenen Stillstands: «Man sieht, wie Mutter Erde mal durchatmen kann. Der Himmel ist klarer, das Meer blauer und Tiere erkunden neue Gegenden.» Er hoffte damals, dass der reduzierte Stress auf die Umwelt die Menschheit ermuntern würde, eine bessere Beziehung zum Planeten zu entwickeln. Der Klimawandel und dessen Folgen, wie die katastrophalen Waldbrände in seinem Heimatland, beschäftigen ihn.
Gefeiert wie ein Rockstar
Mit zunehmendem Alter schaue er nun darauf, vermehrt Projekte in Australien anzunehmen, wie beispielsweise «Furiosa: A Mad Max Saga» (2024). Aber es sei ein konstantes Abwägen. Für den Action-Thriller «Extraction», in dem Hemsworth als Söldner Tyler Rake den Sohn eines Verbrecherkönigs retten soll, reiste er unter anderem nach Indien und Thailand. Für Sightseeing reichte die Zeit nicht aus, aber zu seiner Überraschung wurde er von der lokalen Bevölkerung gefeiert wie ein Rockstar: «Ich wurde mehr erkannt als sonst wo in der Welt, was ich nicht erwartet hätte – vielleicht, weil ‹Avengers Infinite War› bei ihnen gerade im Kino lief. Am Morgen folgten uns Motorräder und Trucks zum Set und die Leute feuerten uns an, als seien sie im Kolosseum!»
Oft genug dreht der Action-Star statt an exotischen Orten aber auch in einem Studio vor einer grünen oder blauen Leinwand und die Spezialeffekte sorgen später für den Rest. Das könne zermürbend sein: «Ich hungere nach einer realen Umgebung. Sie sorgt einfach für eine andere Energie, von der man zehren kann. Man muss nicht seine ganze Vorstellungskraft für die Kulisse verwenden, in der man gerade steht.» Das Sequel «Extraction II» brachte ihn zuletzt wieder in viele für ihn fremde Länder, darunter auch Deutschland und Österreich. In der Schweiz war er auch schon – nämlich als Marken-Ambassador bei TAG Heuer: «Mir wurde gezeigt, wie die Uhren im Detail funktionieren und zusammengesetzt werden. Das war faszinierend. Ich schätze seither Uhren noch mehr als zuvor.»
Headerbild ©HFPA
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