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Mobilität

Die elektrische Revolution schreitet voran – aber noch nicht im Eiltempo

17.12.2021
von SMA

Das letzte Jahr stellte in Sachen Elektromobilität in der Schweiz einen Rekord dar. Und erstmals ist dieser Trend nicht ausschliesslich auf Tesla zurückzuführen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung zeigt der internationale Vergleich noch Verbesserungsbedarf für die Schweiz auf. 

Immer mehr Autolenkerinnen und Autolenker in der Schweiz entscheiden sich für einen Wagen mit elektrischem oder Hybridantrieb. Und die Kurve zeigt nach oben. Wie der Verband «Swiss E-Mobility» schreibt, erreichte die Anzahl Neuverkäufe von E-Fahrzeugen 2019 zum ersten Mal den fünfstelligen Bereich. Per Ende 2020 wurde dieses Resultat nun beinahe verdoppelt – was zum zweiten Mal in Folge einen nationalen Rekord darstellt. Die 19 599 neuimmatrikulierten E-Fahrzeuge machen laut «Swiss E-Mobility» einen Marktanteil von 8,3 Prozent der Neukäufe aus. Bei den Plug-in-Hybriden (PHEV) konnte das Resultat gar verdreifacht werden: Zuzüglich der Hybride ohne Lademöglichkeit (HEV) sowie der Wasserstofffahrzeuge (FCEV) waren 2020 beinahe ein Drittel aller Neuwagen (27,9 Prozent) voll- oder teilelektrifiziert. 

Die Entwicklung der individuellen Mobilität geht damit klar in Richtung E-Antrieb. Und interessanterweise ist, wie die Expertinnen und Experten des Verbandes festhalten, anders als in den vergangenen Jahren dieser Trend nicht ausschliesslich auf Tesla zurückzuführen. Zwar bleibe das Model 3 mit deutlichem Abstand das beliebteste Elektroauto der Schweiz. Doch insgesamt musste Elon Musks Firma zum ersten Mal seit der Tesla-Markteinführung hierzulande einen Verkaufsrückgang hinnehmen (um 0,2 Prozent). Der Wettbewerb im elektrischen Fahrzeugsegment nimmt also zu und das Angebot wird breiter – die Nutzniesser sind die Kundinnen und Kunden. Ebenfalls bemerkenswert ist die Tatsache, dass 2020 nach langer Stagnation bei den leichten Nutzfahrzeugen ein signifikantes Wachstum verzeichnet werden konnte, mit einem Plus von 38,1 Prozent. Am grössten ist der Anteil der Elektroautos übrigens auf den Strassen des Kantons Zürich.

Noch nicht auf der Zielgeraden

Demnach alles eitel Sonnenschein im Bereich der elektrischen Mobilität? Nicht ganz. Denn wie das Beratungsunternehmen EBP in seiner Studie «Szenarien zur Elektromobilität – Update 2021» festhält, ist die Schweiz im europäischen Vergleich gerade mal durchschnittlich unterwegs. Sie fällt sogar deutlich ab im Vergleich zu den Spitzenreitern Norwegen, Island, Schweden und Niederlande. Während es sich in Norwegen bei 75 Prozent aller Neuwagen (2019) um Steckerfahrzeuge handelte, waren es hierzulande nur 14 Prozent.

Die Studie von EBP untersuchte ebenfalls, wo elektrische Wagen hauptsächlich aufgeladen werden. Das Ergebnis: Rund drei Viertel der Eigentümer:innen laden ihr Steckerfahrzeug zu Hause auf. Und genau da liegt ein Grund dafür, dass in der Schweiz trotz positiver Entwicklung der Umstieg auf die Elektromobilität vergleichsweise gemächlich vonstattengeht. Zu diesem Schluss kommt Felix Ribi, bei EBP für die Energiewirtschaft zuständig, in einem Beitrag des SRF vom Juli: Die Immobilienbesitzer:innen entscheiden hierzulande, ob Parkplätze oder Garagen mit Ladestationen ausgestattet werden. Zu diesem Zweck müsse ein praktikables Ladekonzept erarbeitet werden, was Zeit benötige, führt Ribi aus. Und diese Entscheidungsprozesse der Eigentümerschaft seien das Haupthindernis beim Aufbau von Ladeinfrastrukturen in Einstellhallen. Damit scheint sich ein Argument zu bewahrheiten, welches die Kritiker des E-Antriebs von Beginn an ins Feld führten: Die Ladestationen stehen nicht immer an den optimalen Orten.  

Die technische Entwicklung bringt neue Vorteile

Wird die derzeit noch lückenhafte Ladeinfrastruktur also zum Stolperstein für die Elektromobilität? Die EBP-Fachleute gehen nicht davon aus. In ihrer Studie halten sie fest, dass die heute noch vorherrschenden Herausforderungen in den Bereichen «Reichweite», «Ladedauer» sowie «Angst vor lückenhafter Ladeinfrastruktur im Ausland» bereits in «wenigen Jahren stark an Bedeutung verlieren» werden. In der Schweiz sowie in ganz Europa werde ein flächendeckendes Schnellladenetz aufgebaut und bei den Batterien verbessere sich durch Skaleneffekte und technologischen Fortschritt die Energiedichte, bei gleichzeitig sinkenden Kosten. Für 2025 seien Batterien mit um 30 Prozent höherer Kapazität bei 20 Prozent tieferen Kosten zu erwarten. Dieser Trend dürfte sich weiter fortsetzen.

Doch natürlich ist es letztlich nicht nur an den Konsument:innen oder den Immobilienbesitzer:innen, die E-Mobilität zu fördern. Laut EBP stehen auch die Kantone sowie nicht zuletzt die Städte und Gemeinden in der Verantwortung. Wie etwa die Energiestadt St. Moritz: Diese erarbeitete einen «Masterplan Elektromobilität», welchen sie nun mit Massnahmen in verschiedenen Bereichen umsetzt. Laut EBP sei für die möglichst durchgehende Elektrifizierung des Strassenverkehrs in Städten das Umrüsten von Busflotten von hoher Priorität. Auch könne es sinnvoll sein, spezifisch die Elektrifizierung von Taxis zu fördern.

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