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Homeoffice leicht gemacht

08.04.2020
von Flavia Ulrich

Normalerweise arbeiten in der Schweiz rund 500 000 Erwerbstätige gelegentlich zu Hause – während der Teleheimarbeit oder dem sogenannten Homeoffice. Momentan sind diese Zahlen jedoch steil angestiegen. Denn in dieser momentanen Ausnahmesituation sollte man, sofern möglich, von den eigenen vier Wänden aus arbeiten.

Der Bundesrat rät in Zeiten der Coronakrise dazu, zu Hause zu bleiben und möglichst das «Social Distancing» und somit den Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten. Dies betrifft nicht nur die Freizeit, sondern auch das Arbeitsleben. In vielen Unternehmen ist dies jedoch nicht möglich. Deswegen sollte man statt der gewohnten Atmosphäre im Büro jetzt seine Arbeiten von zu Hause aus erledigen.

Im eigenen Heim gibt es aber viele Ablenkungen: Seien es noch anstehende Hausarbeiten oder die Kinder, welche zurzeit auch zu Hause sind. Wie kann man in diesem ungewohnten Arbeitsumfeld konzentriert und so effizient wie zuvor arbeiten? Die Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologin Gudela Grote erklärt die wichtigsten Dinge, die man dafür beachten muss.

Homeoffice – für viele Arbeitnehmer ungewohnt

Viele Arbeitnehmende arbeiteten vor den eingeführten Massnahmen des Bundesrats zumeist im normalen Arbeitsumfeld, dem Büro. Hals über Kopf änderte sich die Situation und die Arbeit wird bei vielen Unternehmen nun zu Hause geleistet. Obwohl das Konzept des Homeoffice nicht neu ist, sind sich die meisten Erwerbstätigen nicht daran gewöhnt. Laut Gudela Grote ist dies für viele Arbeitnehmer nicht nur einfach: «Die zentrale Herausforderung ist, die nun nicht mehr natürlich über Arbeitsort und -zeit gegebenen Grenzen zwischen der Arbeit und anderen Lebensbereichen neu zu definieren.»

Obwohl das Konzept des Homeoffice nicht neu ist, sind sich die meisten Erwerbstätigen nicht daran gewöhnt.

Im Umgang mit der Grenzziehung zwischen Privat- und Arbeitsleben zu Hause seien alle Arbeitnehmer ein wenig anders. «Manche lassen gerne Arbeit und anderes Leben ineinander fliessen, anderen ist eine strikte Trennung wichtig. Dazu ist es auch nötig, mit den anderen Mitgliedern im eigenen Haushalt und den Arbeitskolleginnen und -kollegen herauszufinden, wie sich solche Vorlieben unterscheiden und wie ein guter Kompromiss gefunden werden kann», sagt die Expertin. Generell sei die Gefahr wohl am grössten, dass die Lebensbereiche zu wenig getrennt würden, worunter am Ende alles leide.

Technologie macht’s möglich

Ohne etwas funktioniert jedoch das bestens organisierte Homeoffice nicht: die richtige Technologie. Laut dem Arbeitsrecht ist, sofern nichts anderes vereinbart ist, der Arbeitgeber für die Bereitstellung der richtigen Geräte und Materialien verantwortlich. Gudela Grote sagt in dieser Hinsicht, dass man bezüglich der Technik mit dem Arbeitgeber Rücksprache und ihn auch in die Pflicht nehmen sollte, um eine angemessene Ausstattung zu erhalten.

Doch die heutige Technologie ist nicht nur zur Erledigung der Arbeit wichtig. Auch der soziale Austausch mit den Mitarbeitern kann man dadurch problemlos auch von zu Hause aus weiterführen. Dies ist laut der Expertin heutzutage einfach: «Inzwischen gibt es tolle Hilfsmittel wie Zoom, Skype und Whatsapp, mit denen auch auf Distanz persönliche Nähe hergestellt werden kann. Auch da ist aber wichtig, die verschiedenen Vorlieben zu kennen: Nicht jeder lässt sich gerne in die eigene Küche schauen und jeden Abend eine virtuelle Happy Hour zu veranstalten, ist auch nicht jedermanns Sache.» Auf jeden Fall sei es wichtig, seine Mitarbeitenden und ihre jetzige persönliche Situation im Kopf zu behalten und sowohl den arbeitsbezogenen als auch den sozialen Kontakt sicherzustellen.

Arbeit räumlich trennen

Jeder arbeitet im Homeoffice gerne an einem anderen Ort – sei es das private Büro oder der Küchentisch. Man sollte sich dort einrichten, wo man sich wohlfühlt und konzentriert arbeiten kann. Dennoch ist es auch wichtig, wenn möglich eine räumliche Trennung von Arbeits- und Privatleben auch zu Hause einzuführen. Damit kann man sich nach abgeschlossener Arbeit voll und ganz seinen privaten Tätigkeiten widmen und ist nicht abgelenkt. Umgekehrt gilt natürlich dasselbe Prinzip.

Die einfachste Möglichkeit sei sicher eine klare räumliche Trennung. Das sei aber besonders zurzeit, wenn die ganze Familie zu Hause ist, selten völlig umzusetzen, sagt Gudela Grote. Da müsse man unter Umständen immer wieder neue Arrangements treffen, die für alle passen. Doch es gäbe auch noch einen weiteren wichtigen Aspekt: «Die andere Möglichkeit ist eine zeitliche Trennung, indem man klar kommuniziert, wann welche Arbeit von wem und mit welchem Bedarf an Ruhe zu machen ist, und versucht, Arbeitszeiten entsprechend zu legen.» Vor allem hinsichtlich der Doppelbelastung mit Arbeit und Familie sei es ihrer Meinung nach sehr zu hoffen, dass die Arbeitgeber das dafür nötige Verständnis aufbringen.

Text Flavia Ulrich

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