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Erfolgreiche Führung erfordert Agilität und Stabilität zugleich

17.03.2022
von Andrina Brodbeck

Die moderne Welt fordert Organisationen und Führungskräfte aufgrund ständig ändernder Rahmenbedingungen auf einem neuen Niveau heraus. Was die wichtigsten Kompetenzen und grössten Herausforderungen von Führungskräften sind, erklärt Urs Jörg, Head of MAS Leadership und Management sowie Dozent und Berater am Institut für angewandte Psychologie (IAP), der ZHAW.

Die Leadership-Aufgabe hat sich seit der digitalen Transformation verändert. Führungspersonen leiten ihre Teams aufgrund neuer Möglichkeiten, welche die Technologie bietet, vermehrt auf Distanz und verfügen dadurch über weniger Kontrolle. Ausserdem müssen sie den Mitarbeitenden trotz ständig ändernden Rahmenbedingungen Stabilität vermitteln. Somit bestehen anspruchsvolle Anforderungen und hoher interner wie externer Druck.

«Die VUCA-Welt hat vieles komplexer gemacht. Die Planungssicherheit in Unternehmen nimmt ab und in den Organisationen ist eine Beschleunigung zu beobachten, die zu Verunsicherung bei den Mitarbeitenden führt», erklärt Leadership und Management Experte Urs Jörg. Denn wenn durch den stetigen Wandel immer wieder neue Aufgaben angerissen, diese jedoch nie vollständig realisiert würden, führe das zu Unruhe. Ausserdem erhalten Mitarbeitende den Eindruck, dass man gar nicht richtig vorankomme. «So verlieren sie das Vertrauen und glauben nicht mehr an den Erfolg der Transformation.» 

Mitarbeitenden Vertrauen schenken 

Aus diesem Grund gehöre es in dieser digitalen und agilen Welt zu den wichtigsten Kompetenzen von Führungspersonen, den Mitarbeitenden Vertrauen zu schenken. Gleichzeitig bedeute das aber auch, sich von den klassischen Kontrollmodellen zu verabschieden. «Die Mitarbeitenden müssen befähigt und unterstützt werden, sich vermehrt selbst zu organisieren», so Jörg, welcher ebenfalls Mitherausgeber des Handbuchs «Angewandte Psychologie für Führungskräfte» ist.

Die Mitarbeitenden müssen befähigt und unterstützt werden, sich vermehrt selbst zu organisieren.

Führungspersonen sollten deswegen den Wandel vorleben und mittel- bis langfristige Perspektiven aufzeigen. «Schlussendlich braucht es eine gute Balance zwischen Agilität, Stabilität und Sicherheit», so Jörg. Das Vertrauen von Mitarbeitenden ist gegenüber den Führungskräften und der Organisation intakt, wenn die Mitarbeitenden spüren würden, dass sie Teil der Organisation sind und das auch weiterhin bleiben. «Sie sollen gefordert, aber nicht überfordert werden. Daraus kann die positive Energie gewonnen werden, die das Unternehmen voranbringt», weiss Jörg.

Digital Leadership und flache Hierarchien

Aufgrund der neuen digitalen Möglichkeiten und Herausforderungen hat sich der Begriff «Digital Leadership» eingebürgert. Der wissenschaftliche Ansatz versucht, Aufgaben und Werkzeuge zu definieren, die Unternehmen in der digitalen Transformation benötigen, um den Geschäftserfolg aufrechtzuerhalten beziehungsweise zu steigern. Damit einhergehend ist das «Führen auf Distanz», weil die Technologie Mitarbeitenden ermöglicht, von jedem beliebigen Ort aus zu arbeiten.

Diese neuen Flexibilisierungswünsche der Mitarbeitenden in Bezug auf Arbeitsort und Arbeitszeit, stellen Führungspersonen vor neue Herausforderungen. Verändert hat sich mit «Digital Leadership» laut Jörg jedoch vor allem eines: die Geschwindigkeit der Veränderungen innerhalb und ausserhalb der Organisationen. 

Was sich durch die digitale Transformation ebenfalls verändert hat, ist die Hierarchie in Organisationen. Zu beobachten seien die Abwendung von klassisch ausgeprägten Hierarchien hin zu flachen, vernetzten Formen, in welchen gewisse Aufgaben auch extern gelöst würden.

So sei «Digital Leadership» in einer flachen Hierarchie integriert. «Die Vernetzung soll Organisationen agiler und anpassungsfähiger machen», erklärt Jörg. Ziel der Vernetzung ist es, flinker auf Veränderungen reagieren zu können und schneller in der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen zu sein.

«Im Idealfall führt die Vernetzung zu mehr Effektivität und Effizienz.» Zentral bei einer Vernetzung ist, dass man auf die Stärken setzt und langfristige Visionen formuliert. Trotzdem sei jede Organisation unterschiedlich, weswegen die traditionelle klassische Hierarchie noch immer häufig anzutreffen ist. «Die Leitidee ‹Structure follows Process follows Strategy› ist nach wie vor gültig und hilft die bestmögliche Organisationsform zu gestalten», so Jörg.

Text Andrina Brodbeck

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