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Digitalisierung im Coachingumfeld

07.01.2022
von Akvile Arlauskaite

Die Art und Weise, wie wir arbeiten und lernen, befindet sich im Wandel. Nicht zuletzt angesichts aktueller Entwicklungen erfreut sich das Online-Coaching zunehmender Beliebtheit. Doch wie effektiv ist dieses junge Format? Und welche Kompetenzen sind dabei besonders wichtig? «Fokus» hat nachgeforscht.

Die Zeiten, in denen die Menschen ausschliesslich Face-to-Face miteinander interagieren, sind vorbei. Praktisch in allen Bereichen des Lebens wird zu einem erheblichen Teil über virtuelle Kanäle kommuniziert – unabhängig von Zeit und Ort. Dies schafft auch neue Möglichkeiten für das Coaching.

Online Coaching im Trend

Der Begriff «Online-Coaching» beschreibt computergestütztes, multimediales sowie interaktives Vorgehen und kann in vielfältigen Formen durchgeführt werden – unter anderem als Video-, Chat-, Telefon- oder E-Mail-Coaching. Der Trend hin zu derartigen Begleitungssettings war jedoch bereits vor dem Ausbruch der Pandemie präsent, angetrieben durch die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt und das steigende Bedürfnis nach Flexibilität und Mobilität.

Physisches und digitales Coaching im Vergleich

Online-Coaching basiert auf den identischen Wirkmechanismen wie Präsenz-Coaching. Da ersteres jedoch ein relativ neues Format darstellt, gibt es bisher wenig Forschung zu dessen Wirksamkeit. Es können allerdings Parallelen zu Studien über die Wirksamkeit von Interventionen und Beziehungsgestaltung gezogen werden. So zeigt beispielsweise eine Untersuchung von Kuenzli (2019), dass Online-Psychotherapie-Interventionen die gleichen kognitiven Veränderungsprozesse auslösen wie Präsenztherapien. Dies deutet darauf hin, dass auch Online-Coaching entsprechende Erfolgsquoten wie dessen Offline-Äquivalent aufweisen kann.

Die Coachingprozesse, das Coachingverhalten und die Coachingtools müssen an die neue Umgebung angepasst werden.

Im Rahmen des Online-Coachings mögen einige die Qualität der Kommunikation anzweifeln. Dennoch beweist eine Studie von Berger (2015), dass es auch im digitalen Umfeld durchaus möglich ist, Nähe und Vertrauen zu schaffen. In Kleingruppen kann etwa ein Austausch stattfinden, welcher dem Präsenzunterricht sehr nahekommt. Bei der Unterhaltung über Videochats lassen sich zudem sogar einige Kommunikationsschwierigkeiten umgehen, da unter anderem Emotionen besser zum Ausdruck gebracht werden können. Da im Onlinebereich die nonverbalen Signale aber wegfallen, gewinnt die Fähigkeit an Bedeutung, die unvollständige Wahrnehmung mithilfe anderer Kommunikationsstrategien – etwa durch einen wirkungsvollen Einsatz der Stimme – zu ergänzen.

Auf die (digitale) Kompetenz kommt es an

Dennoch gilt es anzumerken, dass sich Präsenz-Coaching nicht eins zu eins auf das Onlineformat übertragen lässt. Zunächst müssen die Coachingprozesse, das Coachingverhalten und die Coachingtools an die neue Umgebung angepasst werden.

Da die Digitalisierung nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch die Inhalte der Coachingarbeit verändert, spielt die Fähigkeit der Coach:innen, Kund:innen digital zu begleiten, eine zentrale Rolle. Insofern erfordert Online-Coaching eine Vielzahl an zusätzlichen digitalen Kompetenzen, genauer die Fähigkeit der Begleitperson, mit den durch die Digitalisierung auftretenden Herausforderungen konstruktiv umzugehen. Berninger-Schäfer (2018) unterscheidet hierbei vier Kompetenzfelder:

Multimediakompetenz:

Umfasst das Wissen über die diversen medialen Nutzungsmöglichkeiten sowie die Fähigkeit, diese auch beurteilen und bedienen zu können. Entscheidend sind zudem Kenntnisse im Datenschutzbereich, denn der Austausch muss zwingend in einem technologisch geschützten Rahmen stattfinden.

Prozesskompetenz:

Beschreibt die konzeptbasierte Steuerung von Coachingprozessen sowie die dazugehörige Umsetzung im Onlineumfeld.

• Methodenkompetenz:

Setzt die Fähigkeit voraus, Tools und Plattformen zu bedienen, um diese gezielt im Coaching einsetzen zu können.

• Online-Kommunikationskompetenz:

Bezeichnet die Kenntnisse über die Besonderheiten der Onlinekommunikation, um auch im digitalen Setting eine vertrauensvolle und empathische Beziehung zu den Kund:innen aufbauen zu können. Eine bewusste Beziehungspflege ist nämlich entscheidend, damit Online-Coaching seine volle Wirkung entfalten kann.

Ein zukunftsorientiertes Format mit grossem Potenzial 

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Online-Coaching birgt hierbei enormes Zukunftspotenzial – nicht nur für Grossunternehmen, sondern auch für KMU. Angepasst an die neuartigen Anforderungen, verspricht diese Form des Lernens zahlreiche Vorteile: einfache und unkomplizierte Handhabung, Flexibilität, auch mal kurze Sitzungen abzuhalten oder am bevorzugten Ort teilzunehmen, den Wegfall des Pendelns, die sofortige Verfügbarkeit von Unterlagen und der Dokumentation der gelernten Inhalte sowie die Möglichkeit, auf spontane Fragen schnelle Antworten zu erhalten.

Text Akvile Arlauskaite

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