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Wie das Auto die Welt erobert hat

15.09.2020
von Lars Meier

Heute, zu Beginn der 2020er-Jahre, beträgt der Weltbestand an Autos mehr als 1,3 Milliarden. Prognosen zufolge wird sich diese Zahl bis 2050 noch mehr als verdoppeln. Eine Welt ohne Autos können wir uns längst nicht mehr vorstellen. Dabei musste die Innovation bis zur heutigen Popularität einen weiten Weg zurücklegen.

Wann genau der Beginn der Geschichte des Autos einzuordnen ist, fällt je nach Perspektive unterschiedlich aus. Einen nennenswerten Meilenstein setzten Wissenschaftler beispielsweise bereits im 17. Jahrhundert. So legte Isaac Newton bereits 1680 das Konzept eines Dampfwagens vor. Aus den überlieferten Plänen lässt sich entnehmen, dass in der Mitte des Fahrzeuges ein grosser Wasserkessel geplant war, von dem ein langes Rohr zur Rückseite des Gefährts führen sollte. Ein sich unter diesem Kessel befindendes Feuer sollte diesen dann erhitzen. Der im wahrsten Sinne des Wortes zündende Gedanke bestand wiederum darin, dass der entstehende Dampf mithilfe eines sich öffnenden Ventils durch das Rohr entwich und so eine vorwärtstreibende Bewegung erzeugen würde. Allerdings wurde der Plan nie in die Praxis umgesetzt.

Was die Dampfmaschine mit dem Auto von heute gemeinsam hat

Der Wunsch, sich in einem selbstangetriebenen Fahrzeug fortbewegen zu können, blieb. Newtons Idee war zwar noch nicht vollends ausgeklügelt, dennoch nahmen sich nachfolgende Wissenschaftler ihrer an und entwickelten sie weiter. So baute Isaac Newtons Landsmann Thomas Newcomen ab 1712 die erste praktisch brauchbare Kolbendampfmaschine. Und auch wenn die Dampfmaschine auf den ersten Blick nichts mit dem Auto von heute gemeinsam hat, stellt sie dennoch einen wichtigen Meilenstein in dessen Geschichte dar. Denn der Grundgedanke, den die Dampfmaschine damals verfolgte, ist auch in den Autos der Gegenwart noch vorzufinden. Nämlich, dass die zur Fortbewegung benötigte Energie in einem Medium gespeichert ist.

Die Industrialisierung als Treiber

Ohnehin beflügelte die fortschreitende Industrialisierung zusätzlich das Interesse, sich in kurzer Zeit über lange Strecken fortbewegen zu können. Nach weiteren Jahrzehnten des Tüftelns kam es schliesslich 1886 zu dem Ereignis, das heute als die eigentliche Geburtsstunde des Autos angesehen wird. Ende Januar jenes Jahres meldete der deutsche Ingenieur Carl Benz sein «Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb» zum Patent an. Das dreirädrige Gefährt wurde mit einem Einzylinder-Viertaktmotor betrieben und erinnerte bezüglich seines Aussehens an eine Kombination aus Velo und Kutsche.

Skepsis gegenüber der Innovation

Als im Sommer 1886 die Presse über eine erste öffentliche Ausfahrt von Benz’ Prototyp berichtete, war die Reaktion der Bevölkerung eher skeptisch. Vielen machte die Neuheit Angst, oder sie wurde verspottet und für nicht notwendig befunden. So soll Benz’ Zeitgenosse Kaiser Wilhelm II. dazu gemeint haben: «Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an das Pferd». Und tatsächlich gab es auch Gründe, die ihm zunächst Recht geben sollten: So war die Nachfrage nach dem neuen Fortbewegungsmittel zunächst bescheiden. Nebst der Skepsis in der breiten Bevölkerung spielte diesbezüglich auch die Kostenfrage eine tragende Rolle, denn zu diesem Zeitpunkt hielt das Auto noch den Status eines Luxusguts inne, das sich viele nicht leisten konnten. Weiterhin war die Innovation nach wie vor nicht vollumfänglich ausgereift. Der Motor liess immer noch zu wünschen übrig und war beispielsweise so schwach, dass man das Fahrzeug an Steigungen schieben musste.

Eine Frau unternimmt die erste Überlandfahrt mit dem Auto

Obwohl die meisten Pioniere in der Geschichte des Autos Männer waren, spielte bei der ersten Überlandfahrt mit einem Auto eine Frau die Hauptrolle: Bertha Benz. Entschlossen, die Welt von der Neuheit ihres Mannes endlich zu überzeugen, unternimmt Bertha Benz gemeinsam mit ihren beiden Söhnen im Sommer 1886 die erste Überlandfahrt mit dem Auto. Ohne Carl Benz einzuweihen, fährt der Rest der Familie von Mannheim nach Pforzheim – 100 Kilometer.

Obwohl die meisten Pioniere in der Geschichte des Autos Männer waren, spielte bei der ersten Überlandfahrt mit einem Auto eine Frau die Hauptrolle: Bertha Benz.

Die Strecke, welche heute in vergleichsweiser kurzer Zeit zurückgelegt werden kann, stellte die drei vor viele Herausforderungen. Mehrere Male musste das Fahrzeug geschoben werden, und als der Treibstoff zur Neige ging, plünderten sie kurzerhand die Ligroin-Bestände der Apotheken unterwegs. Doch Bertha Benz und ihre Söhne meisterten alle Herausforderungen, und erreichten nebst Pforzheim noch ein viel wichtigeres Ziel: das enorme Potenzial des Autos aufzuzeigen. Der Plan ging auf, denn von nun an berichtete die Presse in den höchsten Tönen von der Erfindung und sorgte so für noch mehr Furore, worauf Carl Benz Einladungen von überall auf der Welt erhielt, um seine Idee zu präsentieren.

Faszination Oldtimer

Im 20. Jahrhundert reiht sich schliesslich ein Meilenstein in der Geschichte des Autos an den anderen. In Übersee führt Henry Ford 1913 die Fliessbandproduktion ein, was zu einer extremen Kostensenkung führte und so den Zugang zu einem Auto für die breite Bevölkerung erleichterte. Besonders die Fahrzeuge, welche später als Oldtimer riesige Popularität erreichten, waren gefragt. So war der VW Käfer, der von 1938 bis 2002 produziert wurde, mit 23,5 Millionen Exemplaren bis zur Einstellung der Produktion das meistverkaufte Auto weltweit. Und auch heute, zu Beginn der 2020er-Jahre, stossen Oldtimer nach wie vor auf ungebrochenen Anklang. Die Klassiker wecken schöne Erinnerungen an vergangene Zeiten, laden zum Träumen ein und können besonders in puncto Optik mit neueren Modellen mithalten, wenn sie diese nicht sogar übertreffen.

Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist

Wie geht die Erfolgsgeschichte des Autos weiter? Was erwartet uns noch? Es gibt zwar bereits Prognosen und Trends; was aber effektiv eintreten wird, steht noch in den Sternen. Fest steht: Die (Erfolgs-)Geschichte des Autos ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Elektromobilität, vollständig autonom fahrende Autos, Carsharing und weitere Entwicklungen werden die Historie des Autos prägen und ihm den Weg in die Zukunft ebnen.

Text Lars Gabriel Meier

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