close-up of solar cell farm po plant eco technology.landscape of solar cell panels in a photovoltaic po plant.concept of sustainable resources and renewable energy.
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Energie

Photovoltaikanlagen in der Schweiz: Ein Blick auf das Ausbaupotenzial

06.04.2024
von Cedric Keiser

Die Schweiz ist ein dicht besiedeltes Land und die weitere Zersiedelung wird zum Schutz der Natur bereits politisch bekämpft. Photovoltaikanlagen sind ein zentraler Pfeiler der Energiewende, doch ihr grossflächiger Bau in den Bergen oder auf Grünflächen stösst auch auf Widerstand. Wie gross ist das Ausbaupotenzial für Photovoltaikanlagen in der Schweiz und welche Flächen stehen zur Verfügung?

Der Ausbau erneuerbarer Energien wie der Solarenergie trägt dazu bei, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Stromversorgung autarker zu gestalten. Aufgrund des dezentralen Charakters der Solarenergie können Photovoltaikanlagen dazu beitragen, die Belastung der Stromnetze zu reduzieren, indem die Energie direkt dort erzeugt wird, wo sie benötigt wird. Dadurch können Engpässe zu Spitzenlastzeiten vermieden und die Zuverlässigkeit der Stromversorgung verbessert werden. 

Ausbaupotenzial der Solarenergie in der Schweiz

Die Schweiz verfügt trotz ihrer alpinen Landschaft über beträchtliche Flächen, die sich für die Nutzung der Sonnenenergie eignen. Die Topografie des Landes bietet vielfältige Möglichkeiten für die Installation von Photovoltaikanlagen, sowohl auf Dächern als auch auf Freiflächen. Entsprechend ehrgeizig sind die Ziele der Schweiz: Bis 2050 sollen laut Bundesamt für Energie über 40 Prozent des zukünftigen Strombedarfs durch Photovoltaik gedeckt werden.

Dabei ist zu beachten, dass das Ausbaupotenzial nicht nur von der Verfügbarkeit geeigneter Flächen abhängt, sondern auch von anderen Faktoren wie politischer Unterstützung, finanziellen Anreizen und technologischem Fortschritt. Obwohl die Schweiz bereits Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien gemacht hat, gibt es noch Raum für Verbesserungen, um das volle Potenzial der Solarenergie auszuschöpfen und die gesetzten Ziele bis 2050 zu erreichen.

Verfügbarkeit von Flächen für Photovoltaikanlagen

Eine der zentralen Fragen im Zusammenhang mit dem Ausbau der Solarenergie in der Schweiz ist die Verfügbarkeit von Flächen für Photovoltaikanlagen. Angesichts der begrenzten Landfläche stellt dies eine Herausforderung dar. Es wird argumentiert, dass die Schweiz bereits dicht besiedelt ist und es daher schwierig ist, genügend Flächen für den Bau von Photovoltaikanlagen zu finden, insbesondere in urbanen Gebieten. Laut der Berner Fachhochschule werden deshalb vermehrt grosse Photovoltaikanlagen in den Bergen ins Auge gefasst: «Anlagen auf Dächern im Schweizer Mittelland sind am günstigsten, produzieren aber am wenigsten Winterstrom. Steil aufgestellte alpine PV-Anlagen hingegen sind teurer, dafür haben sie im Winter einen höheren Ertrag als im Sommer.» Photovoltaikanlagen werden oft dafür kritisiert, dass sie in den Wintermonaten keine stabile Stromversorgung ermöglichen, daher sind alpine Anlagen mit ihrem hohen Ertrag im Winter besonders interessant.

Der Klimawandel führt zu immer heisseren Sommern, doch die steigenden Temperaturen können auch effizient genutzt werden.

Dachflächen noch ungenutzt

Das Ausbaupotenzial für Photovoltaikanlagen auf Dächern in der Schweiz ist beträchtlich. Auf vielen Wohn- und Gewerbegebäuden gibt es ungenutzte Dachflächen, die sich für die Installation von Photovoltaikanlagen eignen. Insbesondere in städtischen Gebieten, wo der Platz oft knapp ist, können Dachflächen eine effiziente Möglichkeit zur Erzeugung von Solarstrom bieten. Durch die Nutzung dieser Flächen kann der Strom lokal erzeugt und direkt vor Ort genutzt werden, was den Bedarf an langen Übertragungsleitungen verringert und den Wirkungsgrad erhöht. Darüber hinaus sind Photovoltaikanlagen auf Dächern oft leichter zu genehmigen und weniger anfällig für ästhetische Bedenken als Freiflächenanlagen. Durch zusätzliche Anreize können Hausbesitzer:innen ermutigt werden, in die Installation von Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern zu investieren.

Kreativität ist gefragt

Während Privatpersonen und Unternehmen immer häufiger Photovoltaikanlagen auf bestehenden Gebäuden installieren und so den verfügbaren Platz effizient nutzen, muss auch intensiv nach anderen Lösungen gesucht werden. Eine Möglichkeit ist die Installation von Photovoltaikanlagen auf ungenutzten Flächen wie Brachflächen oder ehemaligen Industriegebieten. Ausserdem müssen Solarpanels nicht immer flach liegen, sondern können auch auf steileren Flächen montiert werden. In einem Bericht vom Dezember 2022 beschreibt das Magazin des Bundesamtes für Energie das Ausbaupotenzial von Photovoltaikanlagen entlang von Strassen: Mauern und Lärmschutzwände bieten ungenutztes Potenzial für die Stromproduktion, ohne dass offene Flächen verbaut werden müssen. Auch innovative Ansätze wie Floating-PV, bei denen Solarmodule auf Wasserflächen installiert werden, eröffnen neue Möglichkeiten.

Hoher Wirkungsgrad im Sommer

Der Klimawandel führt zu immer heisseren Sommern, doch die steigenden Temperaturen können auch effizient genutzt werden. In einem Bericht von 2022 schreibt die Berner Fachhochschule: «Während gewisse Atomkraftwerke wegen Wassermangel in den Flüssen und zu hohen Wassertemperaturen ihre Leistungen drosseln müssen, laufen die PV-Anlagen zu ihrer Hochform auf und helfen, die derzeit einzigen verfügbaren Langzeitspeicher der Schweiz, die Wasserkraftwerke, zu entlasten.» Die negativen Auswirkungen des Klimawandels können so in grüne Energie umgewandelt und gleichzeitig die Wasserkraftwerke während der Hitzeperiode entlastet werden.

Es lässt sich festhalten, dass die Solarenergie in der Schweiz ein grosses ungenutztes Potenzial aufweist. Dafür muss die Bevölkerung aber eine Veränderung des Landschaftsbildes, zum Beispiel durch grosse alpine Photovoltaikanlagen, akzeptieren. Kreative Ansätze wie schwimmende Anlagen oder die Nutzung vorhandener Flächen entlang von Autostrassen sind deshalb interessante Alternativen. Mit einem effizienten Ausbau der Photovoltaik auf verfügbaren und ungenutzten Flächen kann die Schweiz einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Energieproduktion machen.

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