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Energie

Sparsam durch den Winter

19.10.2022
von Julia Ischer

Schon fast bedrohend liegen die im kommenden Jahr steigenden Energiekosten über Europa und der Schweiz. Mithilfe welcher Mittel und Handlungen können diese reduziert werden? «Fokus» klärt auf. 

«Die Rechnung ist einfach: Eine Kilowattstunde Strom kostet x Rappen», sagt Felix Nipkow, Co-Leiter des Fachbereichs Klima und erneuerbare Energien bei der Schweizerischen Energie-Stiftung. Somit ist klar, dass Ausgaben für Strom nur dann reduziert werden können, wenn Energie gespart, effizient eingesetzt und optimiert wird.

Der Grundsatz des Energiesparens 

Mittlerweile findet man überall eine schiere Fülle an Ratschlägen, wie Energie gespart werden kann. Dabei sei laut Nipkow die Gefahr gross, sich zu verzetteln und dadurch den Fokus auf die falschen Dinge zu legen. Man muss dort ansetzen, wo es einschenkt. So ist beispielsweise ein Verzicht auf das Smartphone überflüssig, da ein tägliches Aufladen in der grossen Abrechnung nur sehr wenig ausmacht. «Die allgemeine Faustregel lautet, dass überall dort viel Energie verbraucht wird, wo Wärme oder Kälte produziert wird», so der Experte. Beispiele dafür sind Heizung, Herd, Backofen, Kühlschrank oder Kaffeemaschine. 

Im Bereich des Heizens ist es wichtig, zu differenzieren. Im Wohnzimmer oder Büro sind 19 Grad beispielsweise etwas zu kühl, im Schlafzimmer hingegen reichen 17 Grad für einen entspannten Schlaf vollkommen aus. Bei diesem Aspekt können auch Smart-Home-Tools wie Heizungssteuerungen von grossem Nutzen sein. Dadurch kann etwa der Nachtmodus eingeschaltet werden und es wird somit in den unbenutzten Räumen über Nacht weniger stark geheizt. Zudem können Ferienhausbesitzer:innen die Heizung erst während der Anreise anstellen und müssen sie nicht den ganzen Winter über laufen lassen. 

In der Küche sei es Nipkow zufolge grundsätzlich besser, in der Pfanne mit Deckel zu kochen und nicht im Backofen, da dieser mehr Energie verbraucht. Kann dennoch nicht auf den Ofen verzichtet werden, ist das Vorheizen bei vielen Gerichten nicht nötig. Fünf Minuten bevor das Essen fertig ist, kann man den Backofen wieder ausschalten, um die Restwärme zu nutzen.

Handlungen abseits der Faustregel 

In Bezug auf die Beleuchtung ist es wichtig, alle Glühbirnen gegen LED auszutauschen, sofern dies noch nicht gemacht wurde. «Zusätzlich sollte man natürlich nur dort das Licht anmachen, wo man es braucht. Eine Spotbeleuchtung ist daher sinnvoller, als den ganzen Raum mit Scheinwerfern auszuleuchten», fügt Nipkow an. Dazu kommt, dass sämtliche elektrische und elektronische Geräte vom Strom getrennt werden sollten, wenn sie nicht benötigt werden. Dies geht laut Nipkow am einfachsten mit dem in einer Steckerleiste integrierten Netztrennschalter.

Einen grossen Teil machen auch Raumbefeuchter oder -entfeuchter aus. Diese Geräte verbrauchen sehr viel Strom und haben einen eher kleinen Nutzen, wenn man nicht aus gesundheitlichen Gründen darauf angewiesen ist.

Die graue Energie nicht vergessen

Zusätzlich muss bedacht werden, dass durch den Import von vielen Geräten, die beispielsweise in China hergestellt wurden, sehr viel graue Energie eingeführt wird. Diese wird zwar nicht hierzulande angerechnet, trotzdem ist die Schweiz dafür verantwortlich. «‹Ist das neueste iPhone also wirklich nötig, wenn das alte noch geht?› Das Hinterfragen des eigenen Verhaltens ist ein wichtiger Punkt. ‹Wann setze ich welche Energie ein und zu welchem Zweck? Wo verschwende ich Energie und wo könnte ich dies verhindern?›», meint Nipkow dazu.    

Nutzung energieeffizienter Geräte

Ein anderer Ansatz, um Strom und dadurch Kosten zu sparen, ist der Einsatz effizienter Technik. Die Lösung ist aber nicht, gleich alle Geräte auszutauschen, da während der Produktion wiederum Unmengen an grauer Energie verbraucht werden. Somit muss von Fall zu Fall abgeklärt werden, ob beispielsweise ein vierjähriger Kühlschrank mit Energieeffizienzklasse C nicht doch noch einige Jahre weiterbetrieben werden sollte.  

Die Zukunft ist möglich durch Energieoptimierung

Längerfristig gesehen muss die Energieversorgung aber vor allem eins: optimiert werden. Hier sei es Nipkow zufolge essenziell zu verstehen, dass die heutige Versorgung zu 75 Prozent aus fossilen Energien wie Erdöl oder Erdgas besteht, die wir aus dem Ausland importieren. Dadurch schädigt die Schweiz einerseits das Klima und ist andererseits stark abhängig von diversen Staaten. Somit ist die Lösung das Ersetzen dieser Energien mit Erneuerbaren. 

Dabei lohnt es sich, diese im Inland zu produzieren. Im ersten Moment klingt das nach einer gigantischen Aufgabe für die kleine Schweiz, weil man rein rechnerisch die heutige inländische Stromproduktion vervierfachen müsste. «Dies ist aber zum Glück überhaupt nicht der Fall», sagt der Experte für erneuerbare Energien. Mit der Elektrifizierung geht nämlich häufig auch eine Effizienzsteigerung einher. Ein gutes Beispiel von Nipkow ist die Wärmepumpe: Im Vergleich zu einer Erdölheizung verbraucht diese drei bis fünf Mal weniger Energie, weil sie nicht wirklich heizen muss, sondern nur die Umgebungswärme ins Haus bringt. 

Aus diesem Grund muss gar nicht eine so enorm grosse Menge an Strom hergestellt werden. Die Nachfrage kann problemlos mit den einheimischen Potenzialen, insbesondere durch Solarenergie, gedeckt werden. Das bedeutet aber auch, dass keine Investitionen mehr in fossile Energieinfrastrukturen getätigt werden sollten. Dies würde zu einem Stranded Investment führen, weil auf Energien gesetzt wird, auf die man eigentlich so bald wie möglich verzichten möchte.

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