Das Interesse unter Anleger:innen an alternativen Geldanlagen wie Autos, Wein, Comics und Uhren hat in den letzten Jahren sprunghaft zugenommen. Diese Art von Vermögenswerten kann sicherlich auch ansehnliche Renditen abwerfen, erfordert aber gründliche Marktkenntnisse. Damit lässt sich durchaus gutes Geld verdienen, es besteht aber auch die Möglichkeit, dass finanzielle Verluste entstehen. «Fokus» hat einige alternative Anlagen unter die Lupe genommen.
Wein
Investitionen in Weine sind seit einigen Jahren auf dem Vormarsch, aber längst nicht jede Flasche garantiert einen stattlichen Kapitalgewinn. Nach Angaben von Fachleuten kommt von den Millionen Flaschen Wein, die jedes Jahr weltweit produziert werden, kaum ein Prozent für eine Versteigerung infrage. Es sind vor allem die bekannten Spitzenweine wie ein Château Pétrus, Romanée-Conti oder Cheval Blanc, die einen echten Anlagewert haben.
Wahrhaftig wertvollen Weinen ist schwer beizukommen. Bild: iStock/Sirbouman
Vorausgesetzt, man kann sie überhaupt kaufen: Die Produktion solcher Weine ist so gering, dass es äusserst schwierig ist, eine Flasche zu ergattern. Infolgedessen sind auch die Preise bereits so hoch, dass es einige Zeit dauern wird, bis ein:e Investor:in eine wirklich solide Rendite erzielen kann. Zudem ist die Weinwelt recht konservativ: Französische Weine sind nach wie vor die Spitzenreiter, wenn es um Investitionen geht. Aber auch italienische Klassiker werden immer beliebter und spanische Spitzenweine sind ebenfalls stark im Kommen. Neben den inneren Qualitäten des Weins und dem Zustand der Flaschen ist vorrangig die internationale Nachfrage der wichtigste Hebel für die Rendite. Vor allem in den USA und Asien ist der Durst nach europäischen Spitzenweinen gross, allerdings sind die Käufer:innen auch dort rigoros. Bereits ein kleiner Fleck auf dem Etikett reicht aus, um den Preis nach unten zu treiben.
Uhren
Natürlich zeigt eine 100-Franken-Digitaluhr von Casio die Zeit genauso gut an wie eine teure Luxusuhr, aber die letztere Kategorie bietet ein nettes Extra. Der Wert hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Hersteller wie Rolex, Patek Philippe, Vacheron Constantin und Audemars Piguet – die auch Uhren im Wert von Hunderttausenden von Franken anbieten – produzieren absichtlich weniger als nachgefragt, um den exklusiven Charakter der Zeitmesser zu erhalten. Die Tatsache, dass man manchmal jahrelang auf eine solche Uhr warten muss, hat den ironischen Nebeneffekt, dass ihre Preise auf dem Secondhand-Markt oft sogar höher sind als beim Neukauf direkt beim Hersteller oder dem Uhrenhandel. Doch auch das ist keine absolute Erfolgsgarantie. Nachdem die Preise für Luxusuhren jahrelang gestiegen sind, hat sich der Markt seit Anfang 2022 deutlich abgekühlt: Die Preise sind durchschnittlich um rund 16 Prozent gesunken.
Bei Uhren sind neben Zustand auch Originalpapiere und -verpackung entscheidend. Bild: iStock/ronen
Wer trotzdem einsteigen will: Wie bei den meisten Investitionen in Luxusgüter hängt eine mögliche Wertsteigerung vor allem von der Exklusivität der Uhr ab. Je seltener oder schwieriger zu erwerben, desto mehr Spielraum ist für eine schöne Rendite vorhanden. Darüber hinaus spielt selbstverständlich der Zustand der Uhr eine wichtige Rolle. Wahre Meisterwerke sehen perfekt aus und sind von neuen Uhren kaum zu unterscheiden. Zudem verfügen die wertvollsten Uhren über Originalpapiere und -verpackung.
Oldtimer
Verlässt das Auto nach dem Kauf das Grundstück des Händlers, verliert es umgehend zehn Prozent seines Werts, so zumindest die Volksmeinung. Bei Oldtimern bestimmter Marken kann das Gegenteil der Fall sein: Sie werden teurer. Doch bevor man nun das Portemonnaie zückt, muss man verstehen, dass der Oldtimermarkt viel Fachwissen, Branchenverständnis und Geduld erfordert. Denn nicht jeder Oldtimer ist eine gute Investition, im Gegenteil: Die interessantesten Wertsteigerungen kommen nur bei sehr exklusiven, perfekt erhaltenen Modellen von Marken wie Aston Martin, Bugatti oder Ferrari vor. Wie alle Märkte ist auch dieser gewissen Trends unterworfen. Der Wert von Oldtimern von Jaguars ist starken Schwankungen unterworfen, während jener von Porsches üblicherweise steigt.
Auch Oldtimer unterliegen Trends. Bild: iStock/deepblue4you
Wie sieht es mit Restaurierungen aus? Lohnt es sich vielleicht, einen alten Brummer zu kaufen und selbst Hand anzulegen? Wenn man Zeit und Geld übrighat durchaus. Man muss sich aber bewusst sein, dass eine gründliche Wiederherstellung oftmals so viel kostet wie das Auto selbst. Was gerne vergessen geht: Es sollte genügend Geld für die Kraftstoffkosten budgetiert werden. Denn um den guten Zustand eines alten Autos zu erhalten, muss es regelmässig gefahren werden. Da sind die Versicherung und eine sichere, trockene und vollständig abgedunkelte Garage noch nicht mit einberechnet. Dunkelheit sollte nicht unterschätzt werden, da UV-Strahlung schädlich für Pneus, Armaturen und Karosserielack ist.
Comics
Ist es sinnvoll, die Sammlung alter Lustiger Taschenbücher vom Dachboden zu holen, um damit schnell reich zu werden? Vielleicht, aber die Erwartungen sollten doch heruntergeschraubt werden. Auf europäischen Dachböden finden sich kaum die richtigen Schwergewichte. Millionen holen sich US-Comics aus den 1930er-Jahren, mit dem Rest befindet man sich eher im vierstelligen Bereich. Gute Aussichten bieten beispielsweise Asterix oder vollständige Serien von Tim und Struppi, wohlgemerkt nur in ausgezeichnetem Zustand. Erst- und Deluxe-Ausgaben in limitierter Auflage sind gefragter. Falten, Risse und Flecken senken den Preis erheblich. Und es kommt einem Sakrileg gleich, wenn Beschriftungen in irgendeiner Form vorhanden sind.
Von alten Comics auf dem Dachboden sollte man allzu viel erwarten. Bild: iStock/Lya_Cattel
Als absoluter Heiliger Gral gilt die erste Ausgabe von Action Comics von 1938, in der Superman zum ersten Mal in Erscheinung trat und 2014 im Neuzustand 3,2 Millionen Dollar holte. 2024 wurde die Ausgabe an einer Auktion sogar für 6 Millionen Dollar ersteigert. Auf dem zweiten Platz liegt derzeit erneut Superman. Das Heft Superman Nr. 1 von 1939 erreichte bei einem privaten Verkauf 5,3 Millionen Dollar. Solche Schätze können auch in abgenutztem Zustand noch einen Verkaufswert von 150 000 Dollar erzielen. Diese Preise sind aber nur dank der Kombination von tiefer Auflage und hoher Nachfrage möglich.
Text Frederic Petitjean
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