Mit Innovationskraft Ressourcenmangel ausgleichen
Die Schweiz verfügt weder über ein hohes Mass an natürlichen Rohstoffen noch über die günstigsten geographischen Gegebenheiten. Trotzdem ist sie eines der wohlhabendsten Länder weltweit. Die Antwort auf die Frage, wie das geht, lautet: Innovation!
Helvetia müsste eigentlich als professionelle Pokerspielerin ihr Geld verdienen; nur Wenige können mit einer vergleichbar schlechten Hand so viel gewinnen – historisch betrachtet. Ohne Meereszugang, ohne nennenswerte Kohle-, Edelmetall oder Ölvorkommen und dafür mit vielen Bergen, welche Transport und Landwirtschaft erschweren, ist es ihr dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – gelungen, sich in eines der wohlhabendsten Länder zu wandeln. Grossen Anteil daran hatte und hat immer noch die Innovation.
Wegbereitende Innovation
Im 19. und 20. Jahrhundert kam der Schweiz in einem wesentlichen Bereich eine Pionierrolle zu: In der Bildung. Der Schul- und Sozialreformator Pestalozzi legte hierfür den Grundstein bereits im 18. Jahrhundert mit der Alphabetisierung. Eine Qualität, welche auch die Entwertung manueller Fertigkeiten durch die Mechanisierung überdauerte. Dank einem Ausbau des Bildungswesens im 19. Jahrhundert, welches seine Pforten für die breitere Bevölkerung öffnete, wurde es den Menschen möglich, sich von zeitgebundenen Qualifikationen loszulösen, wie die NZZ berichtete. So kam auch das berufliche Bildungswesen – trotz sich stets ändernder Relevanz von Wissen angesichts des technischen Wandels – gegen Ende des 19. Jahrhunderts zur Einsicht, dass die Auszubildenden lernfähig und prägbar sind und dies auch nach ihrem ersten Lehrabschluss bleiben.
Innovations-Weltmeister Schweiz
Sowohl gemäss dem European Innovation Scoreboard (EIS) als auch dem Global Innovation Index 2020 (GII) war die Schweiz letztes Jahr das innovativste Land im Ranking. Den GII holte sich die Eidgenossenschaft übrigens bereits zum zehnten Mal in Folge. Doch weshalb ist die Schweiz derart innovativ? Einerseits ist da natürlich das Schweizer Bildungssystem erneut zu erwähnen. Die Bevölkerung kommt nicht nur in den Genuss der zahlreichen Vorzüge des dualen Bildungssystem. Auch das Hochschulmodell ist ein grosses Plus. Es vereint herausragende Universitäten – fünf davon unter den weltbesten überhaupt – und Fachhochschulen mit direktem Bezug zum Arbeitsalltag. Dies wiederum begünstigt Schweizer Unternehmen, welche nebst Bildung und Politik, zu den drei treibenden Kräften puncto Innovation in der Schweiz zählen.
Wer hat’s erfunden?
Natürlich die Schweiz – nicht umsonst teilt sie sich im GII 2020 in der Sparte «patents by origin» den ersten Platz mit Schwergewichten wie Japan, Korea, China und den USA. Eine Studie des Europäischen Patentamts aus dem Jahr 2015, veranschaulicht diesen Erfindungsreichtum ebenfalls gut. Pro Million Einwohner zählte die Schweiz damals 873 Patentanträge und war somit klar das patentreichste Land Europas – an zweiter Stelle folgten die Niederlande mit 419 – also weniger als die Hälfte.
Dass die Schweiz puncto Innovation so produktiv ist, hängt auch mit den politischen Rahmenbedingungen zusammen. Nicht nur profitieren ortsansässige Unternehmen von der politischen Stabilität des Landes, sondern auch von einem hervorragenden Geschäftsumfeld. Das SBFI, das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, erklärt, dass die Schweiz zu einem der Länder gehöre, welche in Verhältnis zum BIP am meisten in Forschung und Entwicklung investiere. Über 3 Prozent des BIP nämlich, was rund 22 Milliarden Franken entspricht.
Die bis anhin erzielten Spitzenplätze in Innovationsrankings sprechen klar für die Schweiz. Doch Innovation ist immer auf die Zukunft ausgelegt – deshalb sollten wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern dafür sorgen, dass wir auch in Zukunft innovativ bleiben!
Text Patrik Biberstein
Schreibe einen Kommentar