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Im smarten Zürich nachhaltig leben

22.04.2021
von Akvile Arlauskaite

Denkt man an eine Stadt der Zukunft, so landet man schon bald beim Begriff «Smart City». In diesem Kontext sollen urbane Lebensräume künftig effizient, vernetzt, sauber und, wie der Name bereits verrät, smart sein. Wie dies auch in der Stadt Zürich mittels daten- und informationsbasierter Technologien nachhaltig erreicht werden soll, schildert David Weber, Leiter von «Smart City Zürich» im Interview mit «Fokus».

Herausforderungen wie Ressourcenknappheit und Klimawandel bedürfen auch in der Stadt Zürich innovativer Lösungen. An dieser Stelle ist das Smart-City-Konzept für David Weber schon längst kein Zukunftsszenario, sondern ein klares Ziel: «Die Stadt Zürich möchte auch in Zukunft eine lebenswerte, ressourcenschonende und wirtschaftlich attraktive Stadt sein. Dazu wurde mit ‹Smart City Zürich› eine Strategie geschaffen, welche die Stadt dabei unterstützt, neue Technologien und Methoden zielführend einzusetzen und Akteur*innen so zu vernetzen, dass ein gemeinsamer Mehrwert für die Bevölkerung und die Stadtverwaltung geschaffen wird.»

Komplexität mittels Vernetzung bewältigen

Die heutige Zeit ist geprägt von Komplexität und Unsicherheit. Welche Challenges in Zukunft auf uns zukommen und welche Mittel sich zu deren Bewältigung eignen werden, ist gemäss Weber ungewiss. Dennoch betont er, dass durch eine Vernetzung von Akteur*innen und Information im Sinne einer Smart City eine flexible und wirkungsvolle Reaktion auf solche neuartige Veränderungen ermöglicht werden würde – zum langfristigen Wohl aller Bürger*innen. «Gerade die Coronakrise hat veranschaulicht, dass Herausforderungen nicht unabhängig voneinander betrachtet werden können. Die Themen Gesundheit, Umwelt und Mobilität beispielsweise beeinflussen sich gegenseitig und sollten kooperativ bearbeitet werden. Durch eine dienstabteilungsübergreifende Zusammenarbeit stellt die Stadt Zürich sicher, dass wir der Verzahnung von Herausforderungen gerecht werden», erläutert der Experte.

Die Rolle der Technologie

Gerade in puncto Vernetzung gilt es bei einer Smart City, informations- und datenbasierte Technologien in den Fokus zu rücken, die mittlerweile wohl in jeder Stadt eine wichtige Rolle spielen. Neu dazugekommen sind hier gemäss Weber «die Möglichkeiten der Vernetzung von Daten, Sensoren und Applikationen, um fundierte und effektive Entscheidungen treffen sowie neue und effizientere Lösungen entwerfen zu können». Und genau solch eine intelligente Vernetzung strebe die Stadt Zürich auch an. Gemäss dem Experten ist dabei entscheidend, die Technologien immer als Instrumente und nicht als Selbstzweck einzusetzen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen: «So steht beispielsweise die Partizipation als ein strategischer Schwerpunkt im Fokus unserer Arbeit. Diese wird, wo sinnvoll, durch Technologie unterstützt, findet aber nach wie vor auch im analogen Raum statt.»

Obwohl neue Technologien enormes Potenzial zur Ressourcenschonung bergen, können sie aber auch das Gegenteil bewirken. Zum Beispiel, wenn die Verarbeitung grosser Datenmengen zu einem erhöhten Stromverbrauch führt. «An dieser Stelle will Zürich als smarte Stadt testen, welche Technologien sich dazu eignen, die Ziele der Stadt zu erreichen», verrät der Leiter von «Smart City».

Smarte Nachhaltigkeit

Die Stadt Zürich leistet bereits an vielen Fronten Beiträge, um Ressourcen zu schonen: Die Stadtpolizei patrouilliert neu mit Elektroautos, die Energieberatung setzt einen Chatbot ein und die Stadtverwaltung digitalisiert bereits städtische Dienstleistungen.

Doch gerade im Bereich Nachhaltigkeit wolle man laut David Weber noch weiter vorankommen: «Im Rahmen des Netto-Null-Szenarios wird derzeit ausgearbeitet, mit welchen Massnahmen Zürich klimaneutral werden kann. Nachdem der Bund das Netto-Null-Ziel für die Schweiz bis 2050 bereits beschlossen hat, möchte Zürich einen Schritt weiter gehen.» Auch in diesem Kontext soll experimentell herausgefunden werden, welche Massnahmen tatsächlich funktionieren und der Stadt einen Mehrwert bringen. «So haben beispielsweise die Verkehrsbetriebe Zürich zusammen mit dem ewz eine innovative LED-Beleuchtung an vier Haltestellen getestet. Die Auswertung der Ergebnisse hat gezeigt, dass eine Senkung des Stromverbrauchs um bis zu 90 Prozent möglich ist. Nun werden alle Haltestellen damit umgerüstet», erzählt Weber.

Vor allem soll in der Stadt Zürich das Tempo der Umsetzung von Klimaschutzmassnahmen erhöht werden. Hierzu hat der Stadtrat sechs klimapriorisierte Massnahmen verabschiedet. Zu diesen gehört unter anderem das «Anschubprogramm Heizungsersatz und energetische Optimierung», bei welchem gemäss Weber die schnellere Ablösung fossil betriebener Heizungen und die Reduktion des Energieverbrauchs von Liegenschaften angestrebt werden. «Ebenfalls wird der Ausbau geplanter und neuer Energieverbunde beschleunigt, um Hauseigentümerschaften eine zusätzliche Option für eine klimafreundliche Wärme- und Kälteversorgung zu bieten», führt Weber weiter aus.

Moralische Herausforderungen einer Smart City

Dass Technologie kein Allheilmittel ist, mag vielen bewusst sein – die digitale Transformation von Städten wird daher heiss debattiert. «Neue Technologien sind weder werte- noch klimaneutral», betont David Weber. Deshalb müssen Städte zunächst bedenken, inwiefern der Einsatz einer Technologie für die Erreichung ihrer Ziele sinnstiftend ist. «Das Schürfen der Kryptowährung Bitcoin verbraucht beispielsweise eine enorme Menge an Energie. Das bedeutet nicht, dass Bitcoins nicht eingesetzt werden können – aber als Stadt muss man abwägen, wie sich Kosten und Nutzen einer neuen Technologie verhalten, auch im Bereich Nachhaltigkeit», erklärt der Leiter von «Smart City Zürich».

Ein weiteres viel diskutiertes Thema im Rahmen des Smart-City-Konzepts ist der Datenschutz. «Dieses hat zu Recht einen hohen Stellenwert bei der Bevölkerung. Gerade als öffentliche Organe müssen wir persönliche Daten, die wir halten und verarbeiten, vor Missbrauch schützen», beteuert Weber. Somit sei auch «Verfügbarkeit, Selbstbestimmung und Schutz im Umgang mit Daten» eine Leitlinie der Smart-City-Strategie. «Städtische Projekte, die persönliche Daten erheben oder nutzen, durchlaufen einen rigorosen Informationssicherheits- und Datenschutzprozess. Und nicht zuletzt haben wir durch unsere unabhängige Datenschutzstelle fachmännische Expertise zur Seite, die uns beim Datenschutz unterstützt», so der Experte. Schlussendlich orientiere sich eine smarte Stadt an erster Linie an den Bedürfnissen ihrer Bewohner*innen.

Text Akvile Arlauskaite 

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