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Nachhaltigkeit Industrie

Sechs Tipps, wie Ihr Unternehmen den Klimawandel bekämpfen kann

04.02.2022
von SMA

Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse hat die Schweiz ihre Klimaziele verschärft: Ab 2050 sollen nicht mehr Treibhausgasemissionen ausgestossen werden, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Damit wird dem international vereinbarten Ziel, die globale Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, entsprochen. «Fokus» hat sich erkundigt, welche Rolle dabei die Industrie einnimmt.

Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, zu dessen Problemlösung auch die Schweiz ihren Teil beitragen muss. Neben vielen anderen zählt auch sie deswegen zu den unterzeichnenden Ländern des Klimaübereinkommens. «Die Klimaziele 2050 haben zwei Elemente: Zum einen geht es um das Ziel, bis 2050 Netto-Null zu erreichen; zum anderen, die Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Will die Schweiz auch das 1,5-Grad-Ziel erreichen, so müssten die Emissionen bereits vor 2040 Netto-Null erreichen. Das bedeutet, dass alle Schweizer Unternehmen sowie alle Privathaushalte ihre Emissionen jedes Jahr um mehr als fünf Prozent reduzieren müssen», erklärt Corina Gyssler, Kommunikationsbeauftragte des WWF. Das würde aktuell eine Reduzierung der Emissionen um den Faktor fünf bedeuten. Doch wie bedeutend ist der Einfluss der Industrie auf die Klimaerwärmung?

Der industrielle Einfluss auf den Klimawandel

Laut Corina Gyssler hängt das in erster Linie davon ab, wie Einfluss definiert wird. Sie führt aus: «Wenn man nur anschaut, wie hoch der Anteil von Schweizer Produktionsbetrieben an den CO2-Emissionen im Inland ist, dann ist der Einfluss relativ klein. So betrugen beispielsweise 2019 die Gesamtemissionen etwa 46 Millionen Tonnen pro Jahr, wovon elf Millionen Tonnen von der Industrie kamen. Berücksichtigt man hingegen, dass grosse Schweizer Unternehmen global tätig und in Lieferketten eingebettet sind, dann kann man grob abschätzen, dass alle gemeinsam Emissionen in Höhe von mehr als 1000 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr beeinflussen können.» Die Schweizer Industrie hat demnach einen grossen Einfluss auf die globalen Treibhausgasemissionen und damit auch eine grosse Verantwortung.

Diese Verantwortung soll und muss sie wahrnehmen, wenn die Erderhitzung auf ein Minimum reduziert werden soll. Besonders bei der Nutzung fossiler Energieträger, tierischer Produkte sowie Holz aus Waldrodungen muss gemäss Corina Gyssler zweimal hingeschaut werden. Diese stellen nach wie vor die Hauptprobleme im Bezug zum Klimawandel dar, welche durch die Industrie entstehen. «Der weitaus grösste Anteil der Treibhausgasemissionen stammt aus der Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe. Alle Produzenten von Kohle, Erdöl und Erdgas gehören zur ‹Industrie›. Diese Unternehmen sind gemäss internationaler Bilanzierungsstandards auch für Emissionen verantwortlich, die bei ihren Kunden entstehen – also durch die Verbrennung der Energieträger. Somit kann man global argumentieren: Die Industrie ist für die grosse Mehrheit der globalen Emissionen mitverantwortlich», sagt Corina Gyssler.

Das Umdenken der industriellen Firmen

Doch wie können Unternehmen ihre Klimabilanz konkret verbessern? Corina Gyssler gibt sechs Tipps auf den Weg zum klimaneutralen Unternehmen: In einem ersten Schritt müssen diese ihre eigenen Geschäftsmodelle reflektieren. Zentral dabei ist die Frage: «Welche Produkte und Dienstleistungen will oder kann das Unternehmen in einer dekarbonisierten Wirtschaft anbieten?» Danach soll eine Bilanzierung der eigenen Treibhausgasemissionen unter Berücksichtigung aller Lieferketten erfolgen. Als Drittes gilt es, verbindliche und überprüfbare Reduktionsziele zu setzen, die wiederum alle Lieferketten miteinbeziehen. In Anbetracht dieser Ziele, sollen als Viertes Reduktionsmassnahmen definiert und umgesetzt werden. Aber auch nach der Umsetzung all dieser Schritte werden Emissionen verbleiben und Schadenskosten verursachen, für die in einem weiteren, fünften Schritt Verantwortung übernommen werden soll. Dies kann zum Beispiel durch Investitionen in Zukunftstechnologien, die nötig sein werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen oder in Klimaschutzprojekte, welche ohne Zusatzfinanzierung aktuell nicht gemacht würden, geschehen. Und zu guter letzt zeichnet sich ein ambitionierter Klimaschutz auch durch ein politisches Engagement aus, denn die Schweizer Unternehmen haben einen bedeutenden Einfluss auf die Klimapolitik in Bern. 

Unterstützung für Vorreiter

Neben den genannten Instrumenten kann aber auch der Staat Anreize schaffen, um die Industrie dabei zu unterstützen, klimaneutraler zu agieren. «Unternehmen, die jetzt den Schritt zu Netto-Null machen, sollten finanziell und kommunikativ belohnt und wo nötig fachlich unterstützt werden. Damit Unternehmen nicht nur rasch ihre eigenen Emissionen am Standort auf Null reduzieren, sondern auch einfach und günstig klimaverträgliche Zulieferer finden, sollte eine gemeinsame Einkaufsplattform aufgebaut werden, wo sich auch die öffentliche Beschaffung eindeckt», nennt Corina Gyssler einige mögliche Anreize. Aber nicht nur die Finanzierung, sondern auch die politischen Rahmenbedingungen sollen geschaffen werden. «Vorschriften sind ein gutes Mittel, um kostengünstig den Wandel einzuleiten», sagt Corina Gyssler.

Trotz der vielen Herausforderungen glaubt der WWF grundsätzlich an die Umsetzbarkeit einer klimaneutralen Industrie. Corina Gyssler zieht jedoch das folgende Fazit: «Wir sind optimistisch, dass wir die technischen Lösungen entwickeln können, die wir brauchen, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Wir sind aber pessimistisch bezüglich der Geschwindigkeit, mit der die Staaten sich auf verbindliche Regelwerke einigen. Unsicher sind wir auch, ob sowohl der Norden wie auch der Süden den Ernst der Lage erfasst haben. Die Frage lautet: Besteht ein hinreichender Wille, das Machbare umzusetzen?»

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