Schweizer Qualität hat weltweit einen hohen Stellenwert. «Fokus» wollte wissen, wieso die Kundschaft im Ausland bereit ist, mehr für helvetische Produkte zu bezahlen und was Swissness überhaupt ausmacht.
Die Schweiz wird gerne synonym zur Neutralität oder zum Wohlstand verwendet sowie auch regelmässig in Verbindung mit edler Schokolade und ausgezeichnetem Käse gebracht. Die Studie «Swissness Worldwide 2016» bewies, dass das Land nicht nur in der Hollywood-Szene einen guten Ruf pflegt. Hierfür wurden 7900 Personen aus 15 Ländern zur Swissness-Marke sowie auch zum Land allgemein befragt.
Das Resultat zeigt unter anderem auf, dass die Schweiz im internationalen Vergleich, entgegen der Wahrnehmung in der Schweiz selbst, als weltoffen und wenig ausländerfeindlich eingeschätzt wird.
Das Logo des berühmten Schweizer Messerherstellers «Victorinox» in einem Schaufenster in Genf. Foto: Adobe
In der Studie gaben 52 bis 89 Prozent der Befragten an, bei gleichem Preis Schweizer Produkte gegenüber solchen unbekannter Herkunft zu bevorzugen. Für Luxusuhren sind Käufer:innen sogar bereit, einen Aufschlag von über 100 Prozent und bei Käse sowie Kosmetikartikeln über 50 Prozent zu bezahlen. Auch in der Schweiz selbst achten 43 Prozent der Bevölkerung bei Produkten auf eine Schweizer Herkunft.
Swissness-Verordnung 2017
Schweizer Qualität geniesst einen erstklassigen Ruf. Umso wichtiger ist es, diesen zu bewahren. Um die Marke sowie auch deren Missbrauch zu schützen, trat 2017 die Swissness-Verordnung in Kraft. Seither ist klar definiert, was Waren oder Dienstleistungen erfüllen müssen, um als schweizerisch deklariert zu werden sowie das Schweizerkreuz tragen zu dürfen. Beispielsweise müssen 80 Prozent der Zutaten von Lebensmitteln schweizerischer Herkunft sein. Im Falle von Dienstleistungen ist vorgeschrieben, dass diese hierzulande verwaltet werden und sich der Unternehmenssitz innerhalb der Landesgrenzen befindet.
Swiss Made – zwei Worte, die viele Kund:innen dazu bewegen, mehr für ein Produkt zu bezahlen.
Erhöhte Zahlungsbereitschaft durch Swissness
Swiss Made – zwei Worte, die viele Kund:innen dazu bewegen, mehr für ein Produkt zu bezahlen. Dass auch Schweizer:innen hierzu bereit sind, lässt sich durch den allgemein höher geltenden Preisstandard erklären. Doch wie wird die erhöhte Zahlungsbereitschaft der Kundschaft im Ausland begründet?
Stephan Feige Studienautor der «Swissness Worldwide», nennt zwei Gründe: «Das Land gilt international als schön, zuverlässig und ordentlich. Gleichermassen profitiert es von einem guten Image vieler Industrien, wie etwa der Uhrenindustrie, des Schweizer Käses oder des bekannten Armeemessers.»
Es besteht insofern eine Wechselwirkung zwischen Land und Produkten, die Swissness für Konsument:innen im Ausland attraktiver wirken lässt. Vorläufig wird sich hierbei auch nicht viel ändern, da laut Feige der Schweizer Ruf solide ist. Geprägt wird dieser von Unternehmensleistungen sowie auch der Schweiz selbst und deren Politik. Durch das weiterhin gut funktionierende Land wird die Reputation zusätzlich gestärkt.
Die grössten Risiken, die Marke Schweiz zu schädigen, liegen im politischen und moralischen Bereich. Aktuell etwa in der Frage, wie mit Sanktionen gegen Russland umgegangen wird.
Was zeichnet die Schweizer Qualität aus?
Die Qualitätswahrnehmung hat laut Feige verschiedene Dimensionen: «Eine davon ist Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Dies gilt für Produkte und Dienstleistungen gleichermassen». Des Weiteren werden die Produkte einerseits als luxuriös und exklusiv wahrgenommen, andererseits auch als umweltfreundlich und traditionell.
1970 erschien das Matterhorn erstmals auf der Verpackung der Toblerone. Die Schokolade zählt heute zweifelsfrei zu den «Globalen Marken». Bild: Adobe
Das hohe Ansehen in Bezug auf Schweizer Produkte hat eine lange Vergangenheit. Feige verweist auf die Uhrenindustrie, in deren Kontext das Produkt zwar eine andere Herkunft kennt, in der Schweiz jedoch präzisiert und dadurch letztendlich berühmt wurde. Ähnliche Beispiele bieten die Toblerone-Schokolade oder der Gruyère-Käse, welche die Qualität vereinzelt unterstreichen.
Text Melanie Cubela
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