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Innovation

Wie können wir weltweit führend bleiben?

30.07.2021
von SMA

Unser Land ist global vernetzt und behauptet sich bisher hervorragend in einem zunehmend kompetitiven Umfeld. Aber werden wir als Willensnation auch künftig noch den Biss haben, uns für eine gemeinsame Zukunft, für einen nachhaltigen, führenden Standort Schweiz einzusetzen?

Die globalen Vernetzungen, aber auch die Herausforderungen werden immer komplexer. Dies hat die Pandemie erschreckend klar gezeigt. Plötzlich steigen Preise, weil Güter wegen unterbrochener Logistikketten nicht mehr lieferbar sind. Zudem packen die grossen Volkswirtschaften das Problem der Besteuerung multinationaler Tech-Konzerne mit weltweit abgestimmten Massnahmen entschlossen an; die Standortvorteile der Schweiz werden dadurch weiter sinken. Negativ zu Buche schlagen dürfte auch die Tatsache, dass wir unsere Beziehungen mit unserem wichtigsten Handelspartner, der EU, nicht auf eine solide Basis stellen konnten. Fehlen uns also letztlich der Wille und die Vorstellungskraft, unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten? Dies war doch immer die Stärke der Willensnation Schweiz. Hat folglich auch hier zu Lande der Hang, lediglich Partikularinteressen zu verfolgen, die Oberhand gewonnen?

Erfolgreiches System

In unzähligen, teils hitzig geführten Diskussionen scheint indes in einem Punkt Einigkeit zu herrschen: Wir müssen uns unbedingt immer wieder neu erfinden, um über Innovationen unseren hohen Lebensstandard halten zu können. Die Grundlage hierzu ist das wohlaustarierte «Schweizer System»: ein hervorragendes duales Bildungssystem und eine starke, international vernetzte Realwirtschaft, eingebettet in stabile regulatorische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Und so rangiert die Schweiz nach wie vor regelmässig in den Spitzenpositionen diverser globaler Innovationsbarometer.

Genau auf dieses volkswirtschaftliche «Biotop» ist auch das Schweizer Forschungs- und Technologiesystem zugeschnitten, in dem der Technologietransfer eine zentrale Rolle spielt, etwa im ETH-Bereich. Dabei geht es nicht nur um Start-ups und Kooperationen mit Grosskonzernen, sondern vor allem auch um die Unterstützung der zahlreichen Schweizer KMUs. Anwendungsorientierte Forschungsinstitute ermöglichen es ihren Partnern, auf Forschungs- und Innovationsplattformen neuartige Demonstratoren und Prototypen auf deren Praxistauglichkeit abzuklopfen. Dadurch beschleunigen sie den Weg von der Entdeckung zur Innovation massiv.

Hohe Summen fehlen

Und obwohl es zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Kooperationen zwischen der hiesigen Forschung und der Industrie gibt, hat selbst ein Land wie die Schweiz Luft nach oben. Und zwar im Umgang mit (finanziellen) Risiken. Es ist zwar kein Problem, «Seed Money» zu finden oder eine Finanzierung für konkrete Produktentwicklungen mit einem klar definierten Zielmarkt. Benötigt man aber grössere Beträge, um durch disruptive Innovationen komplett neue Märkte zu erschliessen, dann ist man in der Schweiz schnell am Ende. Hier brauchen wir mehr Mut beziehungsweise ein Zusammenstehen für gemeinsame Ziele.

Warum also nicht einen breit abgestützten, privat finanzierten «Inventions-to-Innovations»-Fonds (I2I Fonds) aufsetzen mit dem einzigen Ziel, die Schweiz fit für die Zukunft zu «innovieren»? Dazu bedarf es – das ist klar – etwas mehr als ein paar Millionen eines einzelnen Investors oder Finanzinstituts, sondern eines kollektiven Efforts. Denn: Selbst einen Topf von rund 20 Milliarden Franken kann, nein muss sich ein so wohlhabendes Land wie die Schweiz leisten können. Es sind häufig gerade die «durchgeknallten» Ideen von heute – von denen keiner weiss, ob sie sich am Markt behaupten werden, geschweige denn überhaupt je auf diesen kommen – die Grundlage unseres Wohlstands von morgen.

Text Prof. Dr. Gian-Luca Bona

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