symbolbild nachhaltigkeit in  it
iStockphoto/Lev Levitan
IT

Der Weg in die neue Wirtschaft

14.04.2023
von SMA

Die Digitalwirtschaft wird künftig mehr CO2 verursachen als Autos und Motorräder zusammen. Was kann also vonseiten der IT-Branche getan werden, um das Eintreten dieser Prognose zu verhindern? Und wieso ist das auch für Firmen ein Mittel zur Mehrwertsteigerung?

Die Stossrichtung der Schweiz ist klar: Es ist Zeit, nachhaltig zu werden. Bis 2050 will der Bund das Klimaziel «Netto Null» erreichen. Diese Devise beeinflusst bereits viele Bereiche des Lebens hierzulande: Konzepte wie E-Mobilität und Kreislaufwirtschaft sind in aller Munde und werden zunehmend in die Wirtschaft integriert. Politik und private Unternehmen arbeiten dementsprechend eifrig daran, die Vision einer nachhaltigeren Wirtschaft umzusetzen. Das Grundprinzip der Nachhaltigkeit soll künftig in sämtlichen Aspekten des privaten und öffentlichen Lebens zur Anwendung kommen – so auch in der IT-Branche.

Der Fakt, dass der Stromverbrauch von digitalen Rechenzentren laut den wissenschaftlichen Diensten des Deutschen Bundes bis 2025 um 60 Prozent steigen soll, lässt das Ausmass dieses Sektors erahnen. Eine funktionierende, moderne Wirtschaft ohne IT wäre heute unvorstellbar. Die Kehrseite dieser Medaille: Die Digitalwirtschaft wird rund acht Prozent des weltweit gesamten CO2-Austosses im Jahr 2025 ausmachen. Das besagt eine Prognose des Pariser Thinktanks «The Shift Project». Eins ist demzufolge klar: Es muss gehandelt werden.

Wie die IT grün wird

Der Gedanke einer nachhaltigen Nutzung von ICT-Anwendungen ist nicht neu. Bereits in den 90er-Jahren vergab die US-amerikanische Behörde EPA das «Energy Star»-Label für besonders umweltfreundliche Computer. Auch die Schweiz nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Die ETH Zürich erarbeitete bereits entsprechende Lösungen und Konzepte in dieser Zeit. Damals wurde vor allem die Umweltfreundlichkeit im Sinne der Nutzung betrachtet, ein geringer Stromverbrauch war das ausschlaggebende Kriterium. Dieser Ansatz ist heute nicht mehr der einzige Faktor auf dem Weg zur «Green IT». Als Erweiterung dieses Gedankens werden alle Schritte des Produktlebenszyklus betrachtet. In dieser «Kreislaufwirtschaft» wird darauf geachtet, dass so viel genutzte Energie wie möglich wiederverwendet wird.

Erwähnenswert ist auch, dass sich Nachhaltigkeit zwar auf den ersten Blick mit dem ökonomischen Konzept der Kostenreduzierung im Widerspruch befindet. Wer genauer hinschaut, erkennt aber, dass ein wirtschaftlicher Wandel stattfindet.

Wie soll das konkret geschehen? Unter anderem, indem Rohmaterialien wie seltene Erden, wann immer möglich, recycelt und in der Produktion neuer Chips wiederverwertet werden. Langlebigkeit ist nun ein wichtiges Kriterium bei der Herstellung und der Beschaffung neuer Computer. Der Strom, der für die Nutzung von ICT-Strukturen benötigt wird, kommt heute im Idealfall aus ökologischen Quellen. Aufseiten der Anwender wird auf umweltschonende Nutzung Wert gelegt.

Unternehmen und Nachhaltigkeit in der IT

Natürlich spielen in diesem Zusammenhang die Unternehmen eine Schlüsselrolle. Schliesslich tragen sie einen wesentlichen Teil zum Energieverbrauch der Schweiz bei. Und auch hier gibt es Optimierungspotenzial. Denn nicht jedes KMU benötigt seinen eigenen Serverraum. Massgeschneiderte IT-Lösungen aus der Cloud sind effektiver und kostengünstiger und schaffen so einen direkten wirtschaftlichen Vorteil. Besonders wenn man bedenkt, dass bei einem rund um die Uhr laufenden Server nur zehn bis zwanzig Prozent seiner Leistung beansprucht wird, ergibt ein Wechsel zu Cloud-Services Sinn. So wird der bestehende Bedarf abgedeckt und die Infrastruktur entfaltet ihre maximale Leistung. Konsolidieren lautet hier das Stichwort. So werden fixe Kosten wie Strom, Heizung und Miete reduziert.

Wie die IT aktiv hilft, grün zu werden

Die IT kann Unternehmen den Weg zu mehr Umweltfreundlichkeit vereinfachen. Die Nutzung neuer Möglichkeiten wie Online-Meetings führt etwa dazu, dass nachhaltige Arbeitsformen wie Homeoffice mehr Verbreitung finden. Das schont die Umwelt, da man auf Seminarräume und Arbeitswege verzichten kann. Das Konzept des «papierlosen Büros» erfreut sich ebenfalls grosser Beliebtheit bei fortschrittlichen Unternehmen. Viele davon haben bereits damit begonnen, einzelne Aspekte dieses Konzeptes in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren. Dieser Verzicht spart Druckertoner und Papier, die Kommunikation läuft ebenfalls schneller ab. Das Konzept «Grün durch IT» birgt also enormes Potenzial und ist deswegen ein wichtiger Fokus heutiger Forschungsbemühungen. Doch damit die daraus gewonnenen Erkenntnisse eine Wirkung entfalten können, müssen auch korrekt genutzt und umgesetzt werden.

An der Umsetzung soll es nicht scheitern

Wie bei allen Änderungen in einem bestehenden System ist ein Wandel ohne klare Strategie zum Scheitern verurteilt. Fachleute raten daher, dass Unternehmen eine zentrale Stelle einrichten oder eine zuständige Person ernennen, die den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb begleitet und vorantreibt. Aufgrund gesammelter neuer Ideen und Ansprüche kann diese Person oder ein Team verschiedene Konzepte ausarbeiten. Das Resultat ist eine Lösung, die auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist. Anschliessend geht es damit in die Testphase. Die zentrale Stelle überprüft und verfolgt dabei kontinuierlich den Fortschritt der Probeläufe und konsolidiert die gesammelten Informationen zu einem Endresultat. Auf diesem Weg – zugegebenermassen oft komplexen – Weg sind Unternehmen nicht auf sich allein gestellt: Externe Beratungsstellen können hier helfen und neue Perspektiven einbringen. So kann der Zugang zu bereits gesammelten Erfahrungen sichergestellt werden. Es ist daher anzunehmen, dass viele Firmen eigene «Umweltabteilungen» gründen werden, um sich selbst für die nahe «grüne Zukunft» zu wappnen.

Kostenreduzierung durch Nachhaltigkeit

Erwähnenswert ist auch, dass sich Nachhaltigkeit zwar auf den ersten Blick mit dem ökonomischen Konzept der Kostenreduzierung im Widerspruch befindet. Wer genauer hinschaut, erkennt aber, dass ein wirtschaftlicher Wandel stattfindet. Mitarbeitende effektiv zu fördern und für beide Parteien Mehrwert zu generieren, rückt immer mehr in den Fokus und ist eine weitere Komponente von Nachhaltigkeit. Erkennbar ist dies an der Erprobung der Vier-Tage-Woche in Grossbritannien, die erstaunliche Resultate bei der Leistungssteigerung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden aufweist. Zukunftsorientierte Firmen sind also erfolgreiche Firmen. Dafür muss es gelingen, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen umzusetzen und diese nicht nur als Kostenfaktor zu sehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Cyberattacken – die Gefahr im virtuellen Raum meistern
Nächster Artikel So gelingt die Digitalisierung der Behörden