zuckergebäck zu weihnachten
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Editorial Gesundheit

Süsse Versuchungen

29.11.2022
von SMA
Corina Wirth

Corina Wirth
Geschäftsführerin Public Health Schweiz

Am Sonntag haben wir den ersten Advent gefeiert, und bestimmt werden in unseren Küchen bald fleissig Grittibänze, Lebkuchen und Weihnachtsguetzli gebacken. Wie fast alle Feste verbinden wir auch die Adventszeit mit Süssigkeiten: Nach Schokolade-Osterhasen im Frühling und Kuchen am Geburtstag unserer Liebsten freuen wir uns nun auf Mailänderli und Brunsli.

Der Zuckerkonsum beschränkt sich nicht mehr auf Festtage, er ist vielmehr fester Bestandteil unserer täglichen Nahrung geworden. Das war nicht immer so: Tatsächlich konsumieren wir erst seit rund 150 Jahren regelmässig zuckerhaltige Nahrungsmittel. Der Mensch kommt gut ohne Zucker aus. Zwar benötigt unser Körper Glukose, doch diese kann er aus Stärke, Fett oder Protein im Körper selber herstellen. Trotzdem nehmen wir in der Schweiz rund 110g Zucker pro Tag auf. Viel zu viel, meint die WHO, die einen täglichen Konsum von maximal 25g empfiehlt. Dabei stehen gar nicht nur die Kalorien und damit verbunden Übergewicht im Vordergrund – dieses wird in den Klatschspalten spätestens im Januar wieder thematisiert. Ein zu hoher Zuckerkonsum steht zwar mit Übergewicht in Verbindung, was wiederum Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit oder Herzkreislaufkrankheiten begünstigt. Aber, und das ist in der Bevölkerung kaum bekannt: Ein ständig erhöhter Blutzuckerspiegel kann auch zu Organschäden führen und trägt bei zur vorzeitigen Gefässalterung. Während der Pandemie haben wir gesehen, dass solche Vorerkrankungen oft zu schweren Covid-Verläufen geführt haben.

Der Mensch kommt gut ohne Zucker aus. Corina Wirth

Nun ja, das sind ja nicht gerade rosige Aussichten im Hinblick auf die Festtage! Denn süsse Versuchungen werden so sicher auf dem Tisch stehen, wie die guten Vorsätze am 1. Januar darauf folgen werden. Meine zwei Tipps kommen ohne grossen Verzicht aus:

Erstens: Es sind gar nicht unbedingt die Weihnachtsguetzli, die zum hohen Zuckerkonsum beitragen, sondern durchaus auch Lebensmittel, die wir gar nicht mit Dessert in Verbindung bringen: In vielen Fertigpizzas steckt beispielsweise Zucker drin, genauso wie in Bratwürsten, Salatsaucen oder Ketchup. Haben Sie das Kleingedruckte auf den Etiketten des heutigen Einkaufs gelesen? Kaum ein verarbeitetes Lebensmittel, das ohne zugesetzten Zucker auskommt, auch wenn dieser oft als Glukose, Fruktose, Honig oder Dattelsirup getarnt ist. Und haben unsere Grosseltern bei Durst Wasser getrunken, nuckeln viele Jugendliche ganztags an Süssgetränken. Und diese sind wahrhafte Kalorienbomben. Mein Tipp lautet daher: Lesen Sie die Etiketten beim Einkauf! Wählen Sie zuckerfreie Produkte und verzichten Sie nach Möglichkeit auf hoch verarbeitete Lebensmittel.

Zweitens: Ich plädiere dafür, bewusster zu essen und zu trinken und den Gefühlen dabei nachzugehen. Warum greife ich zur Fanta? Habe ich Durst, löscht diesen auch kalorienfreies und umweltfreundliches Hahnenwasser. Oder bin ich einfach nur frustriert und gelangweilt? Würde ein Spaziergang oder ein Gespräch mit der Nachbarin bessere Laune verschaffen? Was tut mir überhaupt gut? Und wenn der Samichlaus nächste Woche wirklich ein Chlausesäckli mit Süssigkeiten bringt, dann können wir diese auch ohne schlechtes Gewissen geniessen.

Und noch etwas: Zucker schädigt nicht nur die Gefässwände, sondern auch das Kollagen, das für die Elastizität in der Haut sorgt. Wer über längere Zeit viel Zucker konsumiert, bezahlt dies mit vorzeitiger Faltenbildung und Elastizitätsverlust der Haut. Und Hand aufs Herz: Wer möchte an Weihnachten nicht strahlend aussehen?

Text Corina Wirth, Geschäftsführerin Public Health Schweiz

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