Wenn ein Baby frisch auf die Welt gekommen ist, ist Weinen die wichtigste Art der Neugeborenen, sich den Eltern mitzuteilen. Einige denken gleich an ein Schreibaby und sogar medizinische Ursachen. Aber keine Panik, es handelt sich dabei um eine normale Reaktion.
Das Baby schreit häufig? Kein Grund zur Sorge. Nur rund fünf Prozent aller Schreianfälle sind medizinisch bedingt. «Solange sie noch nicht sprechen können, ist dies die einzige Möglichkeit für Neugeborene, sich auszudrücken», beruhigt die Logopädin Aurore Sartenaer. In den meisten Fällen ist dies eine übliche Reaktion auf harmloses körperliches Unwohlsein: Müdigkeit, Hunger, Aufregung oder das Bedürfnis, gewickelt zu werden.
Wenn das Weinen nur isoliert in Einzelfällen vorkommt, sei es nichts Schlimmes, erklärt die Psychomotoriktherapeutin Françoise Dodion. Ab Geburt wird das Baby mit einer Vielzahl neuer Sinnesmodalitäten konfrontiert. Unter anderem gibt es die Schwerkraft, Wärme, Kälte, Geräuschkulissen, Hungergefühle und vieles mehr zu entdecken.
Solange sie noch nicht sprechen können, ist Weinen die einzige Möglichkeit für Neugeborene, sich auszudrücken. bild: istock
Was drücken sie durch das Weinen aus?
Beim ersten Kind sind die Eltern oftmals unsicher, wie man angemessen auf Weinen und Schreie von Neugeborenen reagieren soll. Sartenaer entschärft diese Auffassung: «Eltern sind unglaubliche Entschlüssler, welche die verschiedenen Arten von Weinen nach kurzer Zeit unterscheiden können.» Nichtsdestotrotz sollten sie nicht ihr gesamtes Pulver auf einmal verschiessen. Der amerikanische Kinderarzt T. Berry Brazelton hatte zahlreiche Studien zu diesem Thema durchgeführt und eine optimale Vorgehensweise definiert.
Laut seinen Untersuchungen lohnt es sich, bei der Beruhigung schrittweise vorzugehen. Weint das Kind, sollte man sich erst in dessen Sichtfeld bewegen und es freundlich ansehen. Die blosse, für das Baby wahrnehmbare Anwesenheit kann bereits ausreichen, um Säuglinge zu besänftigen. In einem zweiten Schritt kann man beginnen, sanft zu sprechen und nach den Bedürfnissen zu fragen. Hat dies noch nicht den gewünschten Effekt, legt man eine Hand auf den kleinen Körper und nimmt das Baby schliesslich in den Arm, um es im Rhythmus seines Wehklagens zu wiegen.
Kleine Tricks
Im Alter zwischen drei bis sechs Monaten kann es vorkommen, dass das Baby unaufhörlich weint, ohne beschwichtigt werden zu können. «In solchen Fällen muss man nicht zuwarten, um auf Kniffe zurückzugreifen: ein Schnuller, ein Bad oder eine Drittperson», erläutert Dodion. Trotzdem sollte man das Kind nicht länger als rund 20 Minuten ohne Eingriff schreien lassen. Dodion warnt vor möglichen Konsequenzen: «Das Kleinkind gerät so in einen Zustand der Desorganisation, der keinesfalls zu empfehlen ist.»
Man muss nicht zuwarten, um auf Kniffe zurückzugreifen. Françoise Dodion
Wie auch immer die Situation gerade liegt, es ist niemals verkehrt, sich bei Unsicherheiten an Fachpersonen zu wenden. Denn neben medizinischen Ursachen können häufiges Weinen, ausweichende Blicke oder fehlende Vitalität auch Ausdruck einer ungünstigen zwischenmenschlichen Beziehung sein. Dodion betont: «Dies kann sich negativ auf die weitere Entwicklung des Babys auswirken, wenn diese zu lange ausgelebt wird, insbesondere während der ersten beiden Jahre.»
Text Bastien Craninx
Stillen, auch wenn es Dir Deine Zeit nimmt. An die Brust nehmen, dass Dein Kind Deinen Herzschlag hören und spüren kann.