pädiatrie
Kinder Weihnachten

Kleine und grosse Wunder in der Pädiatrie

04.12.2021
von Lisa Allemann

Freud und Leid liegen nahe beieinander, wenn in der Pädiatrie die Adventszeit eingeläutet wird. Trotz der vielen traurigen Schicksale und den Einschränkungen aufgrund der Pandemie,  überwiegt auch hier letztlich die weihnachtliche Stimmung. Es ist und bleibt eine magische Zeit.

Die meisten Menschen verbinden Weihnachten mit einem Gefühl der Geborgenheit. Während der Schnee draussen leise rieselt, vereint sich die gesamte Familie am reich gedeckten Tisch. Die brennenden Kerzen schaffen eine wohlig warme Atmosphäre und in den festlich geschmückten Räumen breitet sich Freude und Harmonie aus. Wo man auch hinsieht, überwiegen die Farben Rot, Grün und Gold und auch draussen sind die Strassen feierlich beleuchtet.
Im drastischen Gegensatz dazu riecht es in einigen Bereichen der sterilen Räumlichkeiten von Krankenhäusern fast schon aggressiv nach Desinfektionsmittel. Nicht nur draussen herrscht anlässlich des vorweihnachtlichen Schneefalls die Farbe Weiss vor, sondern auch in den Innenräumen. Anstelle von Geborgenheit und Sinnlichkeit werden mit Spitälern Unwohlsein, Schmerzen und Sterilität assoziiert. Hier ist der Ort, an dem viele Leute schlechte Nachrichten erhalten. Krankenhäuser werden daher eher gemieden, als dass jemand auf die Idee kommen würde, hier freiwillig die Weihnachten zu verbringen.

Besinnlichkeit in der Pädiatrie

Doch es gibt Menschen, die können sich das nicht aussuchen. Unfälle geschehen auch um die Weihnachtszeit und die benötigte Pflege kann nicht ohne Probleme für die Festlichkeiten unterbrochen werden. Krankheiten und Verletzungen machen keine Ferien, auch nicht bei den kleinsten Patient:innen. Caroline Stade, Leitung Pflegedienst und Mitglied der Geschäftsleitung, arbeitet seit 13 Jahren im Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) und erzählt: «Grundsätzlich beherbergen wir viele Neugeborene, die einfach zu krank sind, um ihre erste Weihnacht zu Hause zu feiern. Aber auch verunfallte oder schwer kranke Kinder, bei denen es der Therapieplan nicht zulässt, dass sie nach Hause können, müssen die Festtage gezwungenermassen im Krankenhaus verbringen.»
Den Weihnachtsbaum schmücken, Weihnachtsguetzli backen und dabei heimlich vom Teig naschen oder die Geschenke der Geschwister lieber haben wollen als das Eigene. Alles, was sie zu Hause ohne Probleme tun konnten, können sie jetzt nicht mehr. Das heisst aber nicht, dass in der Pädiatrie nicht gefeiert wird. Mit allen verfügbaren Mitteln wird versucht, auch im Kinderspital eine weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. «Die Pädiatrie wird um die Weihnachtszeit festlich dekoriert, überall auf den Stationen werden Christbäume platziert. Auch im Garten wird ein grosser Christbaum aufgestellt, dessen Beleuchtung feierlich mit Gesang eingeweiht wird. Da wir alle nicht die besten Sänger:innen sind, besucht uns auch dieses Jahr wieder ein ganz besonderer Gast», sagt Stade.

Hoher Besuch in der Adventszeit

Während der hohe Besuch im UKBB letztes Jahr die Sängerin Nicole Bernegger war, dürfen sich die Kinder dieses Jahr über Weihnachtslieder vom Mundartsänger Baschi freuen. «Das ist stets etwas Wundervolles. Das Live-Konzert ist eine willkommene Abwechslung zum Spitalalltag und wenn die Beleuchtung dann eingeschaltet wird, scheint sie in alle Zimmer hinein», erläutert Stade. Und mit diesem Lichtschimmer, der sicherlich einigen die Hoffnung bringt, beginnt auch für die Kinder im UKBB eine magische Zeit.

Denn kurz nach dieser Weihnachtsbeleuchtungsvernissage dürfen sich die Kinder über einen weiteren Besucher freuen: «Am sechsten Dezember stattet der Santiglaus allen Kindern einen Besuch ab. Es ist interessant zu sehen, wie die Kinder sich teils davor fürchten, was dieser über sie zu berichten hat. Mit dem Aufsagen oder Abgeben eines Sprüchleins bekommen aber alle ein kleines Geschenk von ihm», führt Stade aus. Solche Aufmerksamkeiten lassen einen die ansonsten täglichen Sorgen zumindest vorübergehend vergessen.

Chicken Nuggets und Pommes Frites

Und wenn es dann soweit ist und endlich Weihnachten gefeiert wird, steht die Zeit auch im UKBB für einen kleinen Moment still. «Wichtig für die Kinder ist es, dass sie alle ein Geschenk erhalten. Gleichzeitig gibt sich unsere Gastronomie grosse Mühe, ein Weihnachtsessen offerieren zu können, dass für einmal auch nicht so gesund sein muss. So werden zum Beispiel Chicken Nuggets mit Pommes Frites oder Fischstäbchen serviert», sagt Stade.
Besonders eindrücklich seien laut Stade die Reaktionen von Kindern, die noch nie zuvor Weihnachten erlebt haben. «Wir hatten auch schon mehrere Migrationskinder, die teilweise jahrelang auf der Flucht waren. Als sie dann hier ankamen und zum ersten Mal einen Weihnachtsbaum sahen, den Frieden erlebten und sogar ein ‹Schöggeli› erhielten, konnte man ihnen damit so vieles geben», antwortet sie auf die Frage, ob sie schon einmal ein Weihnachtswunder erlebt habe.

Am schönsten ist es zu Hause

Am meisten freuen sich die Kinder aber über den Besuch ihrer Angehörigen. Die Liebe und Unterstützung der Eltern, Grosseltern, Geschwister, von Gotti und Götti zu spüren, ist unersetzlich. Doch genau dies war in den letzten Jahren aufgrund der Pandemie leider nur eingeschränkt möglich. Im friedlichen Beisammensein der ganzen Familie im Spitalzimmer zu feiern und vor dem grossen Christbaum zu singen, ist nicht mehr möglich. Anstelle finden lediglich Einzelbesuche statt, bei denen mit Hilfe von modernen Technologien die restliche Familie über Videochat kontaktiert wird. Das ist zwar nicht ganz das Gleiche, gibt den Kindern aber dennoch enorm viel.

Trotz der schwierigen Umstände gelingt es dem UKBB augenscheinlich, eine besinnliche Weihnachtsatmosphäre zu schaffen, in der sich die Kinder vom Gebotenen verzaubern lassen können. Und bestimmt gerät das ein oder andere Wehwehchen dadurch in Vergessenheit. Aber auch Stade weiss und führt zuletzt noch an: «Wenn die Kinder auch nur ein bisschen gesund sind, dann gehen sie nach Hause, wo es sich immer noch am allerschönsten feiern lässt.»

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