Wieso stellen wir zu Weihnachten Bäume auf und schmücken sie? Und warum benutzen wir Nadelbäume? «Fokus» hat recherchiert. Zudem liefert Ruedi Schweizer, Revierförster aus Wiler bei Seedorf BE, wertvolle Tipps.
Für viele beginnt die Weihnachtszeit erst dann so richtig, wenn der Tannenbaum aufgestellt und dekoriert wird. Doch wieso ausgerechnet eine Tanne? Wieso wird diese geschmückt? Und was hat das alles mit Weihnachten zu tun?
Ein heidnisches Brauchtum?
Wo und wann genau der Tannenbaum seinen Ursprung fand, lässt sich heute kaum mehr nachvollziehen. Fest steht allerdings, dass sowohl im alten Rom als auch bei den nordischen Völkern bestimmtem «Grünzeugs» eine besondere Bedeutung zukam. Die Römer dekorierten zu Neujahr ihre Häuser mit Lorbeerzweigen und zur Wintersonnenwende wurde ein Baum geschmückt. Er stellte den Neuanfang, die Rückkehr des Lichts und somit den Sieg des Lichtgottes Mithra dar. In den heidnischen Religionen waren immergrüne Pflanzen ein Symbol für Lebenskraft und Fruchtbarkeit. Die Germanen beispielsweise staffierten sowohl ihre Häuser als auch öffentliche Plätze zur Wintersonnenwende mit Tannenzweigen aus. Im Norden glaubte man, dass diese einerseits böse Geister fernhalten würden und andererseits verkörperten die Tannenzweige die Hoffnung auf den nächsten Frühling.
Wo und wann genau der Tannenbaum seinen Ursprung fand, lässt sich heute kaum mehr nachvollziehen.
Nadelbäume auf Eroberungstour
Der Tannenbaum fand seinen Weg in die neuere Zeit, wobei hier das 15. Jahrhundert gemeint ist. So kaufte die Stadt Strassburg 1492 Tannenbäume, als Grund wurde das Neujahrsfest festgehalten. Hierbei gilt es allerdings zu beachten, dass im Heiligen Römischen Reich Neujahr und Weihnachten auf dieselben Tage fielen. Somit ist aus heutiger Perspektive schwer nachzuvollziehen, womit man die Bäume schlussendlich assoziierte. Das erste Mal taucht der Begriff Weihnachtsbaum dann in einer auf 1527 datierten Akte der Mainzer Herrscher in Stockstadt am Main auf.
Der Beginn der Tradition
Ab dem 18. Jahrhundert beginnen sich die Berichte über Weihnachtsbäume dann zu mehren, so taucht er beispielsweise auch in Goethes «Die Leiden des jungen Werthers» aus dem Jahre 1774 auf. Zu dieser Zeit war der Brauch allerdings noch den Mächtigen und den Wohlhabenden vorbehalten, denn Tannen waren damals noch rar gesät in Mitteleuropa. Um der wachsenden Nachfrage nachzukommen, legte man im 19. Jahrhundert vermehrt Tannen- und Fichtenwälder an. Dadurch wurden diese immergrünen Bäume erschwinglicher und traten endgültig ihren grossen Siegeszug an.
Ab dem 18. Jahrhundert beginnen sich die Berichte über Weihnachtsbäume dann zu mehren.
Die Tanne und die Kirche
Vorerst als heidnische Tradition abgelehnt, kam der Weihnachtsbaum dann doch in die Kirchen. Zuerst bei den Reformierten als Teil des Krippenspiels, wo er mit Äpfeln behangen den Paradiesbaum der Adam und Eva Geschichte verkörperte und somit an die Erbsünde erinnern sollte, von welcher das «Geburtstagskind» uns erlösen würde. Die Katholiken sträubten sich noch länger gegen den Weihnachtsbaum, denn erlaubt sind Christbäume in katholischen Kirchen erst seit dem 20. Jahrhundert. Der erste Weihnachtsbaum im Vatikan wurde gar erst vor knapp 40 Jahren, 1982, aufgestellt. Seither steht aber jedes Jahr ein grosser Christbaum auf dem Petersplatz. Importiert wird er übrigens jedes Jahr aus einem anderen Land.
Weihnachtsbäume heute
Heutzutage lässt sich der Tannenbaum kaum mehr wegdenken. Alle Jahre wieder steht er bei uns zu Hause und verbreitet Festtagsstimmung. Über eine Million Bäume werden in der Schweiz jährlich verkauft! Das Angebot ist in der heutigen Zeit beinahe grenzenlos: Man kann Weihnachtsbäume mieten; es gibt anorganische Alternativen, diverse Fairtrade- und Bio-Angebote sowie natürlich dutzende verschiedene Sorten. Die beliebteste Sorte Tannenbaum bei Herrn und Frau Schweizer ist aber der Evergreen, die «Nordmanntanne».
Tipps und Tricks
Egal ob Bio-, Blau- oder Nordmanntanne, Fichte oder Kiefer: Damit der Weihnachtsbaum auch möglichst viel und lange Freude verbreitet, gilt es einige Aspekte in Betracht zu ziehen – sowohl beim Kauf als auch bei der Pflege. «Fokus» hat mit Revierförster Ruedi Schweizer, der seine Freizeit Christbäumen widmet und Mitglied bei IG Suisse Christbaum sowie dem Verband Schweizer Forstpersonal ist, gesprochen und die wichtigsten Tipps festgehalten.
«Fokus» wünscht allen bäumige Festtage!
Text Patrik Biberstein
Beliebte Baumarten
Nordmanntanne: Der beliebteste Weihnachtsbaum der Schweiz zeichnet sich durch seine lange Haltbarkeit aus. Aufgrund seiner wenigen Nachteile ist er am meisten verbreitet.
Rottanne: Auch als (Rot-)Fichte bekannt. Ein einheimischer, kostengünstiger Baum, der aber seine Nadeln relativ schnell verliert.
Blaufichte: Ein wohlriechender, schöner Baum von mittlerer Haltbarkeit, dessen Nadeln zuweilen stechen können.
Weisstanne: eine kostengünstige, einheimische Baumart, die jedoch von allen Tannenarten als erste ihre Nadeln verliert.
Nobilistanne: Ein schöner Baum mit sehr guter Haltbarkeit, der allerdings hohe Ansprüche an Boden und Klima stellt und deshalb schwer zu finden ist.
Baumpflege:
Den Baum sollte man vor dem Aufstellen möglichst kühl sowie wind- und sonnengeschützt lagern.
Der Raum sollte nicht zu warm sein. Falls der Baum neben einer Heizung steht, diese zurückdrehen.
Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung sollten vermieden werden.
Mit Wasser versorgt, bleibt der Baum länger frisch. Dazu sollte er mit der Rinde genügend tief im Wasser stehen. Idealerweise wird er vor dem Aufstellen frisch angeschnitten.
Stamm und Zweige täglich mit Wasser besprühen hält den Baum zusätzlich frisch
Sonstige Tipps:
Den Baum bei einem regionalen Produzenten oder Forstbetrieb kaufen, dort sind sie frisch geschnitten und haben nur minimale Transportwege.
Auf das umweltschonende Label von IG Suisse Christbaum achten!
Den Baum im Netz aufstellen und erst dann das Netz entfernen. Das erleichtert das Aufstellen.
Am besten den Baum einen halben Tag vor dem Schmücken aufstellen. So können sich die Äste entfalten.
Vollständig abgeschmückt, kann der Baum der Grünabfuhr übergeben werden. So wird sogar noch Energie aus ihm gewonnen.
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