samichlaus, schmutzli
Kultur Weihnachten

Der «Mann» im Hintergrund

04.12.2021
von SMA

Wo wäre der Samichlaus ohne seinen treuen Begleiter Schmutzli? Höchste Zeit, den Fokus mal auf ihn zu richten.

Wild und eindrücklich oder nutzlos und provokativ – die Meinungen über den Schmutzli gehen weit auseinander: «Das Gegenteil ist der Fall», entgegnet Roger Müller von der Samichlausgesellschaft Volketswil. «Für mich ist der Schmutzli zurückhaltend, hilfsbereit und geheimnisvoll. Er ist der treue Begleiter und Unterstützer des Samichlaus. Ohne die Arbeit des Schmutzlis wäre der Samichlaus aufgeschmissen. Erst zusammen sind sie ein funktionierendes Team.» Zum traditionellen Bild der Hausbesuche zählt der Schmutzli mit schwarz geschminktem Gesicht, rasselnden Schellen, Sack und Rute. Gemäss Daniel Küng, Präsident der St. Niklausgesellschaft Littau, fürchteten die Kinder früher, wegen ihrer Missetaten im Sack des Schmutzlis zu landen. Auch heute frage ein Kind ab und zu, ob es mitgenommen werde. «Dann schimpfen wir mit dem Grossvater, der ihnen solche Sachen erzählt.» Für Küng ist klar, wie er der «Luzerner Zeitung» sagte: «Wir wollen die Leute auf Weihnachten einstimmen, wir sind keine Polizisten, die in den Stuben für Ordnung sorgen.» Die Handhabe, vom Schmutzli im Sack in den Wald mitgenommen zu werden, hat Edy Jauch von der Krienser Galli-Zunft von früher noch selber vor Augen: «Das würde heute an Entführung grenzen.»

Wenig Verständnis für solche Schmutzli-Einschätzungen hat Roger Müller: «Viele Kinder sind regelrechte Schmutzli-Fans. Denn der ‹moderne› Schmutzli hat einen Jutensack, trägt ihn mit den feinen Sachen und Geschenken – und das wissen die Kinder! Er ist der Coole. Er ist aber auch der Arbeitsame – halt etwas wasserscheu und deshalb etwas ‹schmuddelig›. Er ist rätselhaft und genau das mögen die Kinder an Schmutzli. Und die Rute nutzt er nicht für die Kinder, sondern zum Reinigen der Stiefel von Dreck und Schnee. Chlausen ohne Schmutzli wäre für mich nicht mehr jenes echte Brauchtum, wie es sein soll.»

Gerade um den Schmutzli ranken sich viele alte Geschichten und verstaubte Überlieferungen. So würden die Kinder nicht in den Sack gepackt, sondern vom Samichlaus getadelt und gelobt, wie Müller betont. Der Schmutzli sehe das Jahr hindurch, was die Kinder so alles anstellen. Und er notiere dies für den Samichlaus: «Der Schmutzli liest aus den Notizen vor. So gesehen ist er derjenige, der das Gute und weniger Gute dem Samichlaus erzählt. Dieser Samichlaus wiederum bespricht das Gesagte dann mit den Kids und gibt ihnen Tipps zur Verbesserung. Gutes hebt er heraus und lobt die Kinder.» Dem Schmutzli kommt somit eine sehr wichtige Aufgabe zu: Er entscheidet letztlich, welche Taten der Samichlaus erfährt und welche nicht. Es ist auch der Schmutzli, der die Kinder und Eltern zu Ruhe und Ordnung ruft, wenn es mal etwas laut oder wild zu und her geht. In Deutschland wird der Samichlaus von Knecht Ruprecht begleitet, dem deutschen Pendant zum Schweizer Schmutzli. «Er trägt eine braune Kutte wie ein Mönch, hat aber kein geschwärztes Gesicht und geht auch nicht auf die Delinquenten los», so Küng in der «Luzerner Zeitung». Dennoch sollte sich niemand fürchten, wie Müller bestätigt: «Angst ist das falsche Wort. Kinder haben Respekt vor dem Samichlaus und seinem Schmutzli. Und das ist auch gut so.»

Buch-Tipp: «Wie de Samichlaus zu sim Schmutzli cho isch»

Mühsam hat sich der Samichlaus durch einen Schneesturm gekämpft. Erst im Dorf entdeckt er mit Schrecken das Loch, durch das all die kleinen Geschenke in den Schnee gepurzelt sind. Wie soll er das nur den enttäuschten Kindern erklären? Ganz unerwartet kommt ihm der einsame Holzfäller Ruprecht zu Hilfe. Er hat alle Geschenke aufgesammelt, und der Nikolaus-Tag ist gerettet. In dem vermeintlich kauzigen Einzelgänger Ruprecht findet der Samichlaus endlich den Gehilfen, nach dem er so lange gesucht hat. Und auch die Menschen im Dorf rücken ihr Bild von Ruprecht gerade. Die Geschichte von Kathrin Siegenthaler würdigt zur Abwechslung den treuen Gehilfen des Samichlaus. Marcus Pfister kreierte mit zarten Farben und sanft fliessenden Mustern eine magische Winteratmosphäre. Dank Regina Kuster Reich kann die Geschichte von Kathrin Siegenthaler auch in Schweizer Mundart vorgelesen werden. Bezugsquelle: Nord-Süd Verlag.

Bild samichlaus-mieten.ch / Matthias Forster

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