duftende weihnachtsgewürze
Gesellschaft Kultur Weihnachten

Woher der Duft nach Weihnachten kommt

04.12.2021
von Melanie Cubela

Ob in Zimtsternen, Anisgebäck oder Lebkuchen, Gewürze sind von den Festtagen nicht wegzudenken. Hätten Wörter Gerüche, wäre das Wort «Weihnachten» eine Kombination aus Gewürznelken, Kardamom,  Sternanis, Zimt und Orangen. Warum Gewürze für uns nach Weihnachten duften, woher sie kommen und wie diese überhaupt zu uns nach Europa gelangt sind. «Fokus» ging der Sache auf den Grund.

Weihnachtskerzen, Weihnachtstees oder Weihnachtsraumsprays: es herrscht eine gewisse Vorstellung dieser Gerüche vor. Die wesentliche Rolle spielen hierbei die Gewürze. Doch warum setzen wir diese mit Weihnachten in Verbindung? «Der eine Grund ist das Fasten», erklärt Dominik Flammer, Ökonom, Foodscout sowie Autor. So hat man früher in der Vorweihnachtszeit 40 Tage lang gefastet. In dieser Zeit wurde auf Eier, Fleisch und Milchprodukte verzichtet. «Um den Gaumen trotzdem zu befriedigen, begann man in dieser Zeit, die Speisen stark zu würzen», so Flammer. Insbesondere in den Klöstern, die sich diese exotischen und teuren Gewürze leisten konnten. Mit der Zeit wurden die Gewürze etwas billiger, sodass sich zumindest an Fest- und Feiertagen auch die gemeine Bevölkerung gelegentlich die eine oder andere gewürzte Leckerei leisten konnte.

Die Reise der Gewürze

Nelken, Kardamom, Sternanis und Zimt stammen bekanntlich aus Asien. Wie aber sind diese Gewürze zu uns nach Europa gelangt? Laut Flammer geschah dies zunächst vor allem über die führenden Hafenstädte des Mittelmeers. Die Venezianer und Genuesen brachten diese Gewürze nach Europa und koordinierten dann von ihren Heimathäfen auch den Vertrieb auf dem Kontinent. Später übernahmen die Portugiesen den Gewürzhandel: «Der grosse portugiesische Seefahrer Magellan umrundete die Erde mit seiner Crew als erster, und das mit einem Schiff voller Gewürze. Er überlebte die Reise nicht und nur ein Teil seiner Crew erreichte ihre Heimat halb verhungert, obwohl sie Gewürze von unschätzbarem Wert geladen hatten.»

«Auf dem Weg von Genua und Venedig in die Lebkuchenstädte Deutschlands wie Nürnberg und Dresden brachten Säumer die Gewürze auch in die Schweiz und den Alpenraum, sodass hier unzählige Lebkuchen- und Gewürzgebäcktraditionen entstanden, wie etwa Appenzeller Biber oder Basler Läckerli», erzählt Flammer.

Verwendung der Gewürze

ZimtZimt

Ursprünglich kommt Zimt aus Sri Lanka. Wir unterscheiden zwei Arten des Gewürzes. Ceylon-
Zimt (links) ist der edlere und teurere der beiden. Der Name wurde von der früheren Benennung Sri Lankas übernommen. Die Sorte lässt sich an der Stange erkennen, da diese stets aus mehreren dünnen Lagen besteht.  Cassia, auch Chinazimt genannt, ist die billigere Variante. Diese erkennt man an der einzelnen Rinde. Ausserdem enthält Cassia reichlich Cumarin, was in erhöhten Mengen schädlich sein kann. An Weihnachten wird das Gewürz gerne in süssen Backwaren verwendet, unter anderem für den bekannten Zimtstern oder Zimtschnecken. Doch auch für Speisen über das Jahr eignet sich Zimt. Zum Beispiel als Garnitur für Porridge, im Curry, zum Kürbis oder als Marinade zu Fleischgerichten.

GewürznelkenGewürznelken

Wenn ein Lebkuchen gebacken wird, so dürfen Nelken nicht fehlen. Das Gewürz eignet sich hervorragend für schwer verdauliche Gerichte wie Wild oder Sauerkraut.  Nebst dem Verzehr haben die kleinen «Nägeli» auch eine medizinische Wirkung. Sie sollen antioxidativ, entzündungs- sowie auch gerinnungshemmend sein. Dafür wurden sie im Jahr 2010 sogar zur Heilpflanze des Jahres gekrönt.

Kardamom

Kardamom

Kardamom ist eines der Gewürze, das im bekannten «Chai Tee» enthalten ist. Es wird zwischen grünem und schwarzem Kardamom unterschieden. Die schwarze Sorte wird mehrheitlich für kräftige Fleischgerichte verwendet. Für den Chai, den Glühwein oder andere süssliche Gerichte wird die grüne Sorte benutzt.

SternanisSternanis

Das wohl schönste Gewürz ist der Sternanis. Nicht zu verwechseln mit Anis, einem Gewürz aus Europa, das sich abgesehen vom Namen und teils Geschmack vom Sternanis unterscheidet. Dieser Anis wird beispielsweise für die bekannten «Chräbeli» benutzt. Sternanis wiederum finden wir in unserem Glühwein. Auch für Geflügel- und Fleischgerichte eignet sich dieses Gewürz gut.

OrangeOrangen

Orangen sind heute alltäglich, doch früher waren dies kostbare Früchte, möglicherweise vergleichbar mit der heutigen Yubari Melone. Die runde, orangefarbene Frucht wird auch Apfelsine genannt, was so viel wie Apfel aus China heisst und uns wiederum auf den Ursprung hinweist. Es waren wieder die Seefahrenden, welche die Frucht nach Europa gebracht haben. Mit Orangen lässt sich vieles backen, aber auch die Schale eignet sich gut für Gebäck oder Marinaden.

Warum kommen gerade die Weihnachtsgewürze aus tropischen Gebieten?

Im Mittelpunkt vieler Weihnachtsgeschichten steht der berühmt-berüchtigte Nordpol. Warum also kommen gerade die für uns weihnachtlichen Gewürze aus den tropischen Gebieten? «Es gibt schon einen Grund», sagt Flammer. Er führt aus: «Das waren Handelsgewürze. Sehr intensive Gewürzpflanzen, wobei sich diese Geschmacksintensität nur in den Tropen entwickeln kann.» Es gilt zu bedenken, dass wir auch in Europa intensive Gewürze haben. Beispielsweise Fenchelsamen, Wiesenkümmel oder weisser Anis. «Diese aber galten nicht als wertvoll, da man sie über das ganze Jahr verwendet hat.» Laut dem Ernährungshistoriker konnte man im 14. Jahrhundert für eine Säckchen Pfeffer ein Pferd kaufen, so wertvoll war das Gewürz.

Riecht Weihnachten überall so?

Man mag sich die Frage stellen, ob die Gewürze weltweit oder nur im Westen als weihnachtlich gelten. «Es geht jedoch gar nicht darum, woher man kommt, sondern viel eher, welcher Religion man angehört», meint Flammer. Die Gewürze hätten vor allem in der christlichen Kultur einen weihnachtlichen Beigeschmack. Es sind jene, die Weihnachten kennen sowie auch feiern. Ausserdem sind diese Gewürze in deren Herkunftsländern alltäglich und nicht sonderlich festlich.

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