lametta, weihnachtsbaum
Nachhaltigkeit Weihnachten

Früher war mehr Lametta, dafür weniger Nachhaltigkeit

04.12.2021
von Severin Beerli

Früher war das Lametta am Christbaum kaum wegzudenken und gehörte zum Fest dazu wie die Bescherung oder das Guetzlibacken. Heute sind die glitzernden und schillernden Metallstreifen weniger denn je gefragt. Das hat vor allem mit dem schädlichen Einfluss von Lametta auf die Umwelt zu tun. Leider ist Lametta nicht das Einzige, was einer nachhaltigen Weihnachtsfeier im Wege steht.

Ursprünglich sollte Lametta die schimmernd am Baum hängenden Eiszapfen darstellen. Eine Frühform der glitzernden Metallstreifen tauchte im 19. Jahrhundert auf. Das Bürgertum zeigte mit einem üppig geschmückten Weihnachtsbaum seinen Wohlstand. Zum Schmuck gehörten Kerzen, Bänder und erste Varianten des Lamettas. Damals schon wurde es aus Zinnfolien gefertigt. Genau diese Zinnfolie, auch genannt Stanniol, hat entscheidenden Anteil am Niedergang des Lamettas.

Blei im Lametta

Diesem Stanniol wurde früher Blei beigemischt, damit das Lametta an Gewicht gewinnt und schöner am Baum hängt. Laut Umweltgiftreporten von Green Cross ist Blei das schädlichste Gift für die Ökologie. Durch Müll und Recycling gelangt es immer wieder in die Umwelt. Heute wird Lametta nicht mehr aus mit Blei versetztem Stanniol hergestellt. Stattdessen wird metallisierter Kunststoff verwendet. Viel ökologischer ist Lametta aber deswegen nicht. Denn die wenigsten machen sich die Mühe, die funkelnden Fäden vor der Entsorgung des Baumes aus diesem wieder auszufädeln. Corina Gyssler, WWF-Kommunikationsberaterin und Zuständige für Konsumfragen sagt: «Wer Lametta benutzt, muss diese bei der Entsorgung des Baumes durch Kompostieren oder Häckseln unbedingt entfernen.»

Alternative für Lametta: basteln

Wer auf die Umwelt achtgeben will, kann sich auch nach Alternativen umsehen, die Ressourcen schonen und Müll vermeiden. Der WWF empfiehlt auf ihrer Homepage: «Anstatt nun Lametta auf die Zweige zu hängen, empfehlen wir Ihnen traditionelle Strohsterne, Holz- oder Glasschmuck, der einfach zu schön zum Wegwerfen ist. So haben Sie während des Festes mehr fürs Auge und danach weniger für die Mülltonne.» Es gibt auch Alternativen, die dem Aussehen des Lamettas nachempfunden sind. Die Webseite «familie.de» bietet zahlreiche Vorschläge. Beispielsweise kann altes Geschenkpapier verwendet werden. Dieses kann man ganz einfach im Aktenvernichter schreddern und die gewonnen Papierstreifen an den Baum hängen. Auch diese sollten beim Abschmücken wieder sorgfältig aus dem Baum entfernt werden. Altes Geschenkband ist ebenfalls ein Ersatzschmuck im Lametta-Look. Mit auf einem Faden aufgefädelten Perlen, glitzernden Knöpfen oder Naturmaterialien wie Eicheln, lassen sich Girlanden basteln. Diese können auch mit Farbe, etwa Gold oder Silber, verschönert werden.

Tipps und Kniffe für nachhaltigeres Weihnachten

Lametta ist aber nur ein Thema von vielen, welches an Weihnachten umweltbelastend ist. «Zu Weihnachtshandlungen, die ökologisch schwer ins Gewicht fallen, gehören sicher unnötige und viele materielle Geschenke, ein übermässiger Konsum an Fleisch oder Fisch oder Weihnachtsferien, an deren Destination man nur mit dem Flugzeug hingeflogen gelangt. Die Umweltbelastung, welche Geschenkpapier oder Lametta verursachen, wirken sich dagegen im «Nano-Bereich» aus», sagt Corina Gyssler. Um das Weihnachtsfest nachhaltiger zu verbringen, gibt es deshalb Dinge zu beachten, aber auch Tipps und Kniffe. Anstatt materieller Geschenke kann man beispielsweise auch gemeinsame Zeit verschenken. Das Kochen eines vegetarischen oder veganen Festgerichtes und das Verhindern von Food Waste sind ebenfalls ökologische Schritte. Auch für unliebsame Geschenke gibt es eine nachhaltige Verwendung. Diese kann man an Aktionen wie «2 x Weihnachten» in Secondhand-Läden, Brockenhäusern, an die Caritas oder in Online-Tauschbörsen weitergeben.

Was ist mit dem Christbaum?

Der Weihnachtsbaum ist ein weiterer Punkt, bei dem Nachhaltigkeit eine grosse Rolle spielt. Ungefähr die Hälfte aller in der Schweiz verkauften Bäume stammen aus dem Ausland. «Die langen Transportwege schaden dem Klima. In grossen Plantagen werden ausserdem oft synthetische Dünger, chemische Wachstumsförderer und Pflanzenschutzmittel verwendet – Gifte, die der Umwelt schaden und mit dem Baum in die Wohnstube gelangen», erklärt Gyssler. Besser sind deshalb Bäume aus Schweizer Wäldern oder Weihnachtsbäume mit dem Bio-Knospe- oder MSC-Label. Letztere stammen aus Mischwäldern, wo die Vielfalt von Pflanzen und Tieren erhalten bleibt. Ebenfalls wird auf Pestizide verzichtet und nur so viele Bäume gefällt, dass die Wälder nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Es gibt auch die Möglichkeit, Christbäume zu mieten. «Das ist eine gute Idee, insofern zwei Bedingungen erfüllt werden: Der Baum trägt das FSC- oder Bio-Label und die Christbaum-Vermietenden transportieren die zu vermietenden Bäume nahe an den Bestimmungsort, damit nicht alle Kund:innen einzeln mit ihrem Auto den Baum / das Mietobjekt abholen müssen. Denn viele Fahrten einzelner Autos sind schlecht fürs Klima», sagt Gyssler.

Jeden Tag sollte ökologisch gehandelt werden

Die WWF-Kommunikationsberaterin betont aber auch, dass es wichtig ist, zu verstehen, dass es umweltverträgliche Handlungen nicht nur an zwei Tagen im Jahr, sondern das ganze Jahr hindurch benötigt: «Wir befinden uns gerade in einer grossen Klimakrise und verursachen mit unserem Verhalten das grösste Artensterben seit der Dinosaurierzeit. Mit einem Verzicht auf Lametta retten wir die Umwelt nicht, sondern beruhigen höchstenfalls unser Gewissen», so Gyssler. Sie gibt noch einen weiteren Tipp auf den Weg: «Schenken Sie Zeit, anstatt materielle Geschenke. Und wenn es doch ein materielles Geschenk sein muss, dann achten Sie darauf, dass es ein Produkt aus guter Qualität, von Langlebigkeit und von den Beschenkten wirklich gewünscht ist.» Das hilft der Umwelt und freut auch die Empfangenden.

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