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Nachhaltigkeit Corporate Social Responsibility

Mit Governance zum nachhaltigen Erfolg

25.11.2023
von SMA

Die Produktpalette eines Unternehmens lässt sich nicht von heute auf morgen nachhaltiger gestalten. Die Umstellung ist ein Prozess, der eine durchdachte ESG-Strategie erfordert und im gesamten Unternehmen gelebt werden muss. Nur so lassen sich Greenwashing-Skandale vermeiden, die zu erheblichen Reputationsschäden führen können.

Das Thema ESG (Environmental, Social und Governance) entstand in den Unternehmen zunächst im Vertrieb. Das Produktmanagement forderte nachhaltige Produkte, woraufhin solche entwickelt wurden. Diese wurden schliesslich auf den Markt gebracht, ohne dass man sich weitere Gedanken über die umfassende Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens gemacht hätte. Umweltverbände haben diese Produkte dann genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass sie zum Teil nicht wirklich nachhaltig waren und eher Greenwashing betrieben wurde. Gewiefte Analyst:innen können erkennen, ob sich in der Wertschöpfungskette weniger nachhaltige Aspekte befinden und ein Label nicht hält, was es verspricht. Dieses teilweise überhastete Handeln der Unternehmen entsteht durch den Nachhaltigkeitstrend und den Druck der Kund:innen, sozial und ökologisch verträgliche Produkte anzubieten. Der Reputationsschaden für die Unternehmen kann durch solche Enthüllungen enorm sein.

ESG mit dem «Top-down-Ansatz» erfolgreich vermitteln

Da sich mittlerweile die meisten Unternehmen bewusst sind, dass Nachhaltigkeit kein vorübergehender Trend ist, sondern von Dauer sein wird, müssen sie eine ganzheitliche ESG-Strategie implementieren. Dies sollte «top-down» geschehen: Das Management ist gefordert, darüber nachzudenken, was Nachhaltigkeit für das Unternehmen genau bedeutet und ob man sich nur auf die Produkte konzentrieren will oder ob man sogar ganzheitlich nachhaltiger agieren kann.
Nachdem der Vorstand für ESG sensibilisiert ist, muss er sich überlegen, welche Bereiche zuerst abgedeckt werden sollen. Der «Bottom-up-Ansatz» ist weniger effizient, da die Verbesserung der Nachhaltigkeit meist nur wenige Produkte auf einmal betrifft und somit keine bestehende Veränderung schafft. So ist beispielsweise die Reduktion des CO₂-Ausstosses oft das primäre Ziel. Will das Unternehmen nun eine weitere nachhaltige Veränderung umsetzen, muss der ganze Prozess von vorne beginnen, was ineffizient ist.

Bei allen Mitarbeitenden Bewusstsein schaffen

Eine erfolgreiche Governance ermöglicht ein flexibles und effizientes System zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsprozessen. Die vom Unternehmen engagierten Nachhaltigkeitsexpert:innen sind oft wenig mit den internen Abläufen vertraut und müssen sich zuerst in die verschiedenen Bereiche einarbeiten. Natürlich muss das Know-how zu Beginn vermittelt werden, doch mit der Zeit sollten sich gemischte Teams aus Fachvertreter:innen bilden, die das Wissen aneignen und anschliessend anwenden können. Diese Teams sind idealerweise über Hierarchien verteilt, da so ein gegenseitiger und schneller Austausch möglich ist. Das ESG-Know-how wird erlernbar und kann so im ganzen Unternehmen gelebt und in der Arbeit umgesetzt werden. Ein Paradebeispiel für eine solche Marke ist der Outdoor-Hersteller Patagonia, der seine Nachhaltigkeitsstrategie konsequent umsetzt und die von allen Mitarbeitenden gelebt wird.

Immer häufiger müssen Unter­nehmen den Aktionär:innen Nachhaltigkeits­berichte zur Verfügung stellen, was jedoch je nach Land variieren kann.

Analyse der Wertschöpfungskette

Ist das Bewusstsein für das Thema ESG vorhanden und sind die Mitarbeitenden vom Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung bis hin zu Produktion und Vertrieb geschult, gilt es, die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten. Es muss sichergestellt werden, dass beispielsweise keine Kinderarbeit stattfindet oder keine schädlichen Chemikalien bei der Herstellung von Kleidern oder Lebensmitteln verwendet werden. Darüber hinaus ist es für Unternehmen wichtig zu verstehen, dass das Produkt auch am Ende seines Lebenszyklus noch in ihrer Verantwortung liegt – und sogar Chancen bietet. Beispielsweise ist Fast Fashion in der Textilindustrie immer präsenter, und es gibt in der Regel keine Lösungen für Wiederverwendung oder Recycling. Wenn Governance erfolgreich umgesetzt werden soll, müssen sich die Hersteller:innen damit auseinandersetzen.

Womit die Unternehmen bei Governance beginnen können

Die Umsetzung einer ESG-Strategie erscheint nach dieser Fülle an Informationen etwas überwältigend. Es lohnt sich daher, sich zunächst auf die wichtigsten Aspekte mit klaren Zielen zu konzentrieren: keine Kinderarbeit, Diversität fördern und Emissionen reduzieren. Am besten mit einem Zeitrahmen, bis wann diese Ziele erreicht werden sollen. Immer häufiger müssen Unternehmen den Aktionär:innen Nachhaltigkeitsberichte zur Verfügung stellen, was jedoch je nach Land variieren kann. International vernetzte Unternehmen müssen sich zudem mit Compliance und Risk Management auseinandersetzen, da die Rechtslage in verschiedenen Ländern unterschiedlich ist und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zentral ist.

Vorsicht vor Greenwashing

Mit dem Aufkommen von ESG-Strategien rückt Greenwashing immer mehr in den Vordergrund. Die EU und die Schweiz arbeiten an neuen Regeln, um Greenwashing zu verhindern. Allerdings ist ESG gerade in der Finanzindustrie nicht so einfach zu definieren: Einerseits sind Investitionen in Solaranlagen oder Windräder möglich, die direkt erneuerbare Energien fördern und einen unmittelbaren Einfluss auf die Umwelt haben. Andererseits sind beispielsweise für Pensionskassen ESG-Investments nachhaltig, wenn nach Ausschlusskriterien investiert wird. So werden Investitionen in Kohlekraftwerke oder Rüstungsunternehmen vermieden, aber nicht unbedingt nachhaltige Unternehmen gefördert. Es lässt sich nun darüber streiten, ob hier tatsächlich Nachhaltigkeit gefördert wird oder ob durch einfache Ausschlussverfahren Greenwashing betrieben und den Investor:innen ein falsches Bild vermittelt wird.

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