obstteller. symbolbild essen aus dem 3d-drucker
iStockPhoto/Ledernase
Ernährung Nachhaltigkeit Gastronomie

Essen aus dem 3D-Drucker – die Zukunft?

03.06.2023
von SMA

Auf dem Markt erscheinen immer mehr Alternativen für Fleisch und andere Lebensmittel. Inzwischen wird auch mit gedruckten Nahrungsmitteln experimentiert. Ist Essen aus dem 3D-Drucker die Zukunft der Küche oder doch eher eine Utopie?

Lebensmitteltechnologe Martijn Noort, Forscher an der Wageningen University & Research, arbeitet bereits seit 2010 an dieser Frage. «3D-gedruckte Nahrung ist eine Herstellungsart. Genauso wie eine Köchin Essen zubereitet, macht es dann eben der Drucker. Eine vollständige Mahlzeit lässt sich zwar noch nicht drucken, doch die Möglichkeit besteht. Technologien benötigen einfach Zeit.

Derzeit glaubt Noort nicht, dass wir in Kürze unser tägliches Essen aus dem 3D-Drucker erhalten. Er betont jedoch, dass der 3D-Druck erfunden wurde, um den Konsument:innen zu dienen. Das heisst, den Konsument:innen soll ermöglicht werden, das herzustellen – oder eben zu essen – was sie möchten.

«Ein Beispiel ist ‹personalized nutrition›: Eine Technologie, die allerlei Personendaten und Gesundheitsindikatoren nutzt, um daraus vorherzusagen, was die Person für die optimale Gesundheit und Leistungsfähigkeit benötigt. Ein Beispiel: Person A zeigt ein Blutbild, das nach bestimmten Lipiden und etwas mehr Eiweissen verlangt. Die Absicht ist, dass der Drucker Esswaren produziert, die auf die Bedürfnisse der Person abgestimmt sind.» Gleichzeitig schreibt der Printer nicht komplett vor, wie sich das Resultat anfühlt oder schmeckt. Die Konsument:innen können dem Gerät ebenfalls Instruktionen geben, wie Geschmack, Textur und Form auszusehen haben.

Werden wir in nicht allzu ferner Zukunft kurz auf einen Knopf drücken und ein leckeres Häppchen aus dem Drucker rollt? So einfach ist es laut Noort dann doch nicht: «3D-Drucker werden bereits in vielen Betrieben regulär eingesetzt. In Krankenhäusern wird die Technologie bei Dysphagie-Patient:innen eingesetzt, die Schluckstörung haben. Aber man kann die Kostenseite nicht ignorieren: Technologien kosten Geld und solche Ausgaben werden häufig eingespart.»

Essen aus dem 3D-Drucker kann nachhaltiger sein als die bestehende Fleischketten. Aus diesem Grund forschen wir daran. Martijn Noort, Lebensmitteltechnologe

Verarbeitete Lebensmittel

«Ich habe lieber ein gewöhnliches Stück echtes Fleisch. Die ganze Chemie muss nicht sein», ist oft als Argument gegen Ersatzprodukte und 3D-gedrucktes Essen zu hören. Doch solche Aussagen scheinen in der Debatte komplett irrelevant zu sein. «Alle unsere Lebensmittel bestehen aus chemischen Verbindungen und Molekülen. So funktioniert die Natur nun mal. Gemeint ist, dass die Verbraucher:innen naturbelassene Lebensmittel bevorzugen, mit minimalen synthetischen Zusätzen und keinen unnötigen Verarbeitungen. Genau das versuchen wir mit dem 3D-Druck zu erreichen, indem wir wann immer möglich auf natürliche und unverarbeitete Zutaten zurückgreifen. Dennoch ist Essen aus dem 3D-Drucker immer ein verarbeitetes Produkt. Selbst Brot ist ein verarbeitetes Lebensmittel; wir essen Weizen nicht so, wie er geerntet wird», erläutert Noort.

«Das Ziel ist nicht, gesunde Frischprodukte zu drucken, sondern gesunde und leckere Alternativen zu Snacks. Das ist ein bedeutender Grund, diese Zubereitungsart zu erforschen», so Noort. «Es ist nicht das Ziel, Produkte nachzumachen, nur weil man es kann. Es ist immer noch besser, einfach einen echten Apfel zu essen.»

Eine Waffe gegen Lebensmittelverschwendung

Der 3D-Druck kann eine erstrangige Methode im Bestreben nach mehr Nachhaltigkeit werden, zum Beispiel in der Fleischproduktion. «Essen aus dem 3D-Drucker kann nachhaltiger sein als die bestehende Fleischketten. Aus diesem Grund forschen wir daran», hebt Noort hervor.

Der Fleischsektor besteht schon seit mehreren Hundert Jahren und ist darauf optimiert, Produktionsreste zu vermeiden. Wenn nun ein 3D-Drucker ein Steak auf Basis von Eiweissen einer bestimmten Bohne zubereiten soll, dann handelt es sich um eine relativ neue Kette, die sich noch entwickeln muss. «Ein 3D-gedrucktes Produkt auf Pflanzenbasis ist deshalb nicht per se nachhaltiger. Die Nachhaltigkeit steht aber bei der Entwicklung im Fokus», sagt Noort.

Der 3D-Druck ist eine Technologie, die Lösungen beim Problem der Überproduktion bieten kann. Dabei kann zum Beispiel die saisongebundene Überproduktion von Gemüse und Früchten zu hochwertigen Produkten aufgearbeitet werden. «Nehmen wir an, es gibt ein Überangebot von Äpfeln: Diese kann man zu Smoothies und allerlei gesunder Snacks verarbeiten, was einer Veredelung gleichkommt. Auf diese Weise wird der Kreislauf innerhalb der Lebensmittelketten optimiert. Das ist schlussendlich das Ziel von 3D-Druckern», führt Noort aus.

Pflanzlicher Burger. Symbolbild Essen aus dem 3D-Drucker

iStockPhoto/Photography By Tonelson

Hoffnungsvoller Blick auf eine nachhaltige Zukunft

Im Moment sind Martijn Noort und sein Team damit beschäftigt, Essen aus dem 3D-Drucker zu personalisieren. Der Lebensmitteltechnologe legt dar: «Die Personalisierung beinhaltet, dass man via App nicht nur die persönlichen Gesundheitsdaten, sondern auch individuelle Vorlieben angeben kann, um ein Produkt zu bestellen. Das kommt dann aus dem Printer und ist direkt verzehrbereit. Ich hoffe, dass dieses Konzept innerhalb von fünf Jahren getestet und zugelassen werden kann – vielleicht sogar kommerzialisiert.»

Ein zweites Projekt betrifft das Drucken von pflanzlichen Fleischalternativen. Die Untersuchungsphase wurde im letzten Jahr abgeschlossen. Noort: «Ich erwarte, dass es bald rauskommt und in grossem Masse kommerziell angepasst wird. Ich denke aber nicht, dass Familien in Kürze einen 3D-Printer zu Hause auf der Küchenanrichte stehen haben werden. Viele Betriebe wie Patisserien und Restaurants machen jedoch bereits von solchen Gerätschaften Gebrauch.» Die Technologie rund um Essen aus dem 3D-Drucker befindet sich in aktiver Entwicklung und es werden noch viele Durchbrüche folgen.

Eine andere vielversprechende Alternative für eine nachhaltigere Zukunft stellen Nahrungsmittel aus Insekten, insbesondere Grillen dar. Das wäre sogar umweltfreundlicher als Fleischersatzprodukte auf Pflanzenbasis.

Text Amaryllis De Bast

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Nachhaltig shoppen – hochwertige Basics statt schnelllebige Fast-Fashion kaufen
Nächster Artikel Editorial Energie & Nachhaltigkeit