aufnahme eines älteren paares,  am strand  dem fahrrad fährt. symbolbild lebensqualität im alter
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50+ Gesundheit

Prävention und Lebensstil: Schlüssel zu mehr Lebensqualität im Alter

07.12.2024
von Tatiana Almeida

Gesundheit wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger, da der Körper neue Herausforderungen meistern muss. Im Interview mit «Fokus» erläutert Dr. med. Mundackal, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Schlafmedizin und Notfallmedizin, die Bedeutung präventiver Massnahmen wie regelmässige Gesundheitschecks und einen gesunden Lebensstil, um die Lebensqualität im Alter zu erhalten.

Dr. med. Mundackal,Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Schlafmedizin und Notfallmedizin

Dr. med. Mundackal
Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Schlafmedizin und Notfallmedizin

Dr. med. Mundackal, inwiefern beeinflusst Ihre Fachrichtung die Beratung und Behandlung von älteren Patient:innen im Hinblick auf präventive Massnahmen und spezifische Gesundheitsprobleme in dieser Altersgruppe?

Die Allgemeine Innere Medizin umfasst viele Organsysteme und hat in der Regel die meisten Kontaktpunkte zum Gebiet der Prävention. Aus der Sicht eines Pneumologen ist bei Rauchern der Rauchstopp ein enormer Hebel, um die Lebensdauer und Gesundheit zu verbessern. Auch der Schlaf spielt eine zentrale Rolle, vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten, da Schlafstörungen eng mit einer geringeren Lebensqualität und verschiedenen Erkrankungen verbunden sind.

Welche regelmässigen Gesundheitschecks und Vorsorgeuntersuchungen sind für Menschen ab 50 besonders wichtig?

Gewisse Untersuchungen wie Blutdruckmessung, Cholesterinwerte und Langzeitblutzucker (HbA1c) sollten bereits vor dem 50. Lebensjahr erfolgen, spätestens jedoch dann nachgeholt werden. Ab 50 Jahren ist ein Screening auf Darmkrebs durch eine immunologische Untersuchung auf Blut im Stuhl oder eine Darmspiegelung empfohlen.

Weitere regelmässige Vorsorgeuntersuchungen umfassen das Screening auf Gebärmutterhalskrebs sowie, nach ärztlicher Beratung, auf Brust- und Prostatakrebs. Die Empfehlungen sollten jedoch immer individuell angepasst werden, unter Berücksichtigung von Risikofaktoren, Lebensumständen und Präferenzen des Patienten. Auf individueller Ebene können je nach Risikofaktoren oder z. B. als Selbstzahler, wo die Kosteneffektivität gegebenenfalls nicht relevant ist, andere Untersuchungen zur besseren persönlichen Risikoeinschätzung sinnvoll sein, wie z. B. genetische Untersuchungen wie polygene Risikoscores oder auch gewisse bildgebende Untersuchungen. Auch um damit gezielte Massnahmen zur Gesundheitsförderung zu treffen, da vor allem wichtig ist, die richtigen Konsequenzen hinsichtlich Lifestyle-Change aus den Resultaten zu ziehen.

Wie oft sollte man nach dem Erreichen des 50. Lebensjahres seinen Hausarzt aufsuchen, auch wenn man sich gesund fühlt?

Es ist sinnvoll, sich für die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen ärztlich vorzustellen. Die Häufigkeit weiterer Verlaufskontrollen sollte individuell, basierend auf Ergebnissen, Risikoprofil und Präferenzen festgelegt werden. Der Check-up dient zudem als gesundheitliche Gesamtschau und zum Aufbau des gegenseitlichen Vertrauensverhältnisses.

Wie kann man seine Gesundheit ab 50 am besten im Auge behalten? Gibt es bestimmte Messwerte, die man regelmässig selbst kontrollieren sollte?

Zu Hause ist es sinnvoll, den Blutdruck regelmässig zu messen. Bei normalen Werten ohne Risikofaktoren reicht es, dies einmal jährlich zu tun. Je nach Werten sollte gegebenenfalls die Messfrequenz erhöht werden. Es gibt inzwischen auch Wearables, die den Blutdruck über 24 Stunden messen oder Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern erkennen. Zusätzlich kann die gelegentliche Messung des Nüchternblutzuckers hilfreich sein, besonders bei Risikofaktoren. Bei Übergewicht kann eine Gewichtskontrolle sinnvoll sein oder eine Bioimpedanz-Analyse zur Beurteilung vom viszeralen Fett- und Körperfettanteil.

Viele Menschen wissen nicht, dass Apotheken oft auch umfassende Beratungen anbieten. Welche Vorteile sehen Sie darin, dass Menschen Apotheken als erste Anlaufstelle nutzen, bevor sie den Gang zur Notaufnahme antreten?

Apotheken sind oft gut erreichbar und bieten Gesundheitschecks sowie Beratungen ohne Terminvereinbarung an. Sie ermöglichen einen unkomplizierten Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, insbesondere für Patientinnen und Patienten, die ansonsten den Weg zum Hausarzt scheuen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, was Menschen ab 50 tun können, um ein gesundes und aktives Leben zu führen?

Am wichtigsten ist, die richtigen Lifestyle-Massnahmen umzusetzen. Dazu gehört unter anderem, nicht zu rauchen, so wenig Alkohol wie möglich zu konsumieren, regelmässig Sport zu treiben, sich gesund zu ernähren, genügend und gut zu schlafen, wie auch das Sozialleben zu pflegen. Viele haben jedoch Schwierigkeiten, dies in die Praxis umzusetzen. Hier kann es Sinn machen, einerseits eine Standortbestimmung im Rahmen eines Check-ups durchzuführen, wie auch externe Unterstützung zu holen, wie z. B. mit Rauchstopp- oder Ernährungsberatungen.

Wie wichtig ist die mentale Gesundheit für Menschen in dieser Altersgruppe und was können sie tun, um Stress oder psychische Erkrankungen zu vermeiden?

Stress wird individuell unterschiedlich wahrgenommen. Für das Wohlbefinden und die Lebensqualität ist effektives Stressmanagement entscheidend, da die Empfindlichkeit gegenüber Stress im Alter oft zunimmt. Techniken wie Meditation oder autogenes Training können helfen, den Stress zu bewältigen.

Welche Rolle spielen familiäre Vorgeschichten oder genetische Veranlagungen bei der Gesundheitsvorsorge für Menschen ab 50 Jahren?

Die genetische Veranlagung spielt eine bedeutende Rolle bei vielen Erkrankungen, wobei die Vererbbarkeit und Ausprägung unterschiedlich sind. Auch wenn die familiäre Vorgeschichte oft unvollständig erfasst wird, beeinflusst sie die Risikoeinschätzung und die Empfehlung für Screening-Untersuchungen. Dies kann bereits vor dem 50. Lebensjahr relevant sein oder auch später, wenn z. B. frühere Vorsorgeuntersuchungen versäumt wurden.

Inwiefern sind Ernährung und körperliche Aktivität von zentraler Bedeutung für die Gesundheit von Menschen über 50 Jahren?

Ernährung und körperliche Aktivität sind von zentraler Bedeutung, besonders für Menschen über 50. Durch den altersbedingten Abbau von Muskelmasse und Knochenbau wird körperliche Aktivität noch wichtiger. Zudem verändert sich der Metabolismus im Alter, was oft eine Anpassung der Ernährung erforderlich macht.

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