ehepaar unterschreibt ehevertrag
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Hochzeit

Der Ehevertrag: Romantik-Killer oder unverzichtbares Vorsorge-Tool?

06.01.2024
von SMA

«Bis dass der Tod uns scheidet.» Mit diesen Worten endet das klassische Eheversprechen. Doch statistisch gesehen zeigt sich, dass in der Schweiz rund 40 Prozent der Eheschliessungen richterlich geschieden werden. Welche Rolle spielt dabei der Ehevertrag – und was geschieht, wenn keiner vorliegt?

Die Entscheidung zu heiraten, ist ein bedeutender Schritt im Leben eines jeden Paares. Hierzulande entschieden sich gemäss aktuellen Statistiken mehr als 16 000 Paare zu diesem lebensverändernden Entscheid. Doch wie Juristinnen und Juristen betonen, sollten Heiratswillige nebst den emotionalen Aspekten auch die rechtlichen Überlegungen bedenken, bevor sie mit Inbrunst verkünden: «Ja, ich will!» Der Ehevertrag stellt hierbei ein wichtiges rechtliches Mittel dar, um verschiedene Szenarien und deren Auswirkungen zu regeln.

Die Aufsetzung eines Ehevertrags erfordert Zeit und Überlegung.

Grundsätzlich erfüllt ein Ehevertrag zwei Funktionen. Zum einen geht es darum, dass sich die Ehepartner mithilfe des Dokuments gegenseitig absichern können, wenn Unvorhergesehenes eintritt. Dieser Schutz erstreckt sich über verschiedene Lebensbereiche und gemäss Fachleuten lohnt es sich auch für kinderlose Paare, diese Form der Vorsorge in Betracht zu ziehen. Denn ein Ehevertrag ermöglicht es, im Voraus zu planen und sicherzustellen, dass beide Parteien in finanzieller Hinsicht abgesichert sind, sollten unerwartete Geschehnisse eintreten. Ein Beispiel hierfür ist die Aufteilung des Vermögens im Todesfall oder eine Änderung des Güterstandes. Bei gewichtigen Vermögenswerten, wie zum Beispiel einer Liegenschaft oder wenn man in einer Patchwork-Familie lebt, nimmt die Bedeutung des Ehevertrages noch zu. Aber Achtung: Ein Vorsorgeauftrag, der etwa im Falle von Invalidität oder Entscheidungsunfähigkeit eines Ehepartners die Vertretung durch den Ehepartner regelt, ist ein eigenständiges Dokument. Dieses hält fest, wer in solchen Fällen Entscheidungen treffen darf. Der Vorsorgeauftrag ist ähnlich wichtig wie eine Patientenverfügung und muss separat erstellt werden.

Die klare Regelung für den Fall der Trennung

Der zweite wesentliche Aspekt des Ehevertrags liegt in der Festlegung dessen, was geschehen soll, wenn die Ehe nicht wie erhofft funktioniert. Die Planung für ein «Leben nach der Ehe» ist zugegebenermassen nicht der romantischste Gedanke. Doch der Ehevertrag steht in diesem Zusammenhang für Sicherheit und Klarheit. Sollte es zu einer Trennung oder Scheidung kommen, wird durch ihn festgelegt, wie Vermögen, Schulden und andere Vermögenswerte aufgeteilt werden. Dies verhindert laut Fachleuten mögliche Konflikte sowie lange Gerichtsverfahren.

Was passiert dementsprechend, wenn kein Ehevertrag vereinbart wurde? In der Schweiz greift in solchen Fällen das Gesetz und legt die Errungenschaftsbeteiligung fest. Das bedeutet, dass das während der Ehe erworbene Vermögen zwischen den Ehepartnern aufgeteilt wird. Dies muss nicht zwangsläufig nachteilig sein, wenn beide Parteien kooperativ sind. Sind hingegen die Fronten verhärtet und eine einvernehmliche Regelung nicht möglich, wird die Bedeutung eines Ehevertrags umso klarer. Die geringen Kosten für das Erstellen eines Ehevertrags, die oft deutlich weniger betragen als ein potenzielles Gerichtsverfahren, sind in diesem Kontext vernachlässigbar.

Ans Leben anpassen

Die Aufsetzung eines Ehevertrags erfordert Zeit und Überlegung. Ein halbes Jahr ist eine vernünftige Zeitspanne, um die Einzelheiten zu klären und sicherzustellen, dass beide Parteien mit den Vereinbarungen einverstanden sind. Ein Ehevertrag muss zudem nicht zwingend vor der Hochzeit abgeschlossen werden, sondern kann auch später während der Ehe erstellt werden. Es ist zudem ratsam, den Ehevertrag mit einem Erbvertrag zu kombinieren und rund alle zehn Jahre zu überprüfen und anzupassen, um sicherzustellen, dass die Dokumente den aktuellen Lebensumständen entsprechen.

Insgesamt zeigt sich, dass ein Ehevertrag im Schweizer Recht weit mehr ist als nur ein «Nice-to-Have». Er bietet nicht nur rechtlichen Schutz, sondern fördert auch die Kommunikation zwischen den Ehepartnern betreffend wichtiger finanzieller Angelegenheiten. Die vergleichsweise geringen Kosten sowie der Nutzen im Falle von Trennungen oder Scheidungen machen ihn zu einer klugen Entscheidung für viele Paare. Es ist dementsprechend ratsam, sich frühzeitig mit einer juristischen Fachperson und/oder mit einer Notarin oder einem Notar zu beraten, um die bestmögliche Lösung für die eigenen Bedürfnisse zu finden.

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