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Vom Liebes- zum Elternpaar

16.09.2012
von Sybille Bruetsch-Prevot

Viele Elternpaare sind enttäuscht, wenn die Zeit nach der Geburt nicht so harmonisch und freudig verläuft, wie sie gedacht haben. Anfangsschwierigkeiten gehören aber dazu und müssen nicht immer dramatisch sein.

«So hatte ich mir das nicht vorgestellt», sagt Rebecca, 31, über ihre ersten Wochen als Mutter. «Mein Mann Tobias und ich haben uns nach der Geburt unseres Sohnes fast ständig gestritten.» Frust statt Freude erleben viele Paare, wenn sie Eltern werden. Die Erwartungen sind hoch. Von Plakatwänden und vom Fernsehbildschirm strahlen Mütter und Väter mit ihren hübschen, sauberen Babys und vermitteln den Eindruck, dass alles kein Problem sei, wenn man bloss die richtigen Windeln verwendet, den richtigen Brei füttert oder die richtige Milch schöppelt. Dabei beschäftigen junge Eltern ganz andere Fragen: Nuggi ja oder nein? Baby im Elternbett oder nicht? Soll man der Schwiegermutter klar machen, dass sie sich nicht ständig einmischen soll oder lässt man sie? Harmlosigkeiten, die in Zeiten von Anspannung und Schlafmangel schnell zu Konflikten führen können.

Sich auf Veränderungen vorbereiten

Hat ein Paar schon vor der Schwangerschaft Probleme, lösen sich diese selbstverständlich durch die Geburt des Babys nicht einfach in Luft auf. Eher das Gegenteil ist der Fall! Aber auch Paare, deren Beziehung gefestigt ist und die sich ein Kind gewünscht haben, bleiben nicht von Streitigkeiten verschont, die die neue Lebenssituation mit sich bringt. Wichtig ist, dass sich Paare bereits vor der Schwangerschaft über einige Punkte einig sind:

  • Was ist uns wichtig? Sind wir bereit, den Beruf oder die Ausbildung zugunsten eines Kindes zurückzustellen? Oder ist es besser, mit der Familienplanung noch etwas zuzuwarten, bis sich die berufliche Situation gefestigt hat oder eine Ausbildung abgeschlossen ist?
  • Wie wichtig sind uns Hobbys, Freunde?
  • Können wir uns ein Kind finanziell leisten?
  • Wie organisieren wir die Kinderbetreuung?
  • Wer unterstützt uns dabei?
  • Wie können wir uns als Paar Freiräume erhalten?

Wenn Sie als Elternpaar nicht auf alle Fragen eine Antwort finden, helfen Gespräche mit Freunden und der Familie, Fachliteratur oder auch Recherchen im Internet weiter. In der Praxis schliesslich können Planung und Realität selbstverständlich weit auseinanderklaffen. Die Schwangerschaft ist schwierig, die Geburt verläuft anders als geplant, das Baby hat Koliken und schreit viel, mit dem Stillen klappt es nicht… Sich der neuen, vielleicht auch schwierigen Situation anzupassen, erfordert viel Flexibilität und Wohlwollen dem anderen gegenüber. Und das Netz, das gerade in der Startphase als Familie vorhanden ist, soll unbedingt um Rat gefragt werden. Gynäkologin, Hebamme, Kinderarzt oder Mütterberaterin helfen in ihrem Bereich gerne mit professionellen Tipps weiter, wenns Probleme gibt.

Verständnis füreinander

Dass sich Mütter in der Anfangszeit intensiver um das Baby kümmern, ist meist schon durchs Stillen gegeben und Eifersucht des Partners ist jetzt fehl am Platz. Nach der Geburt fahren die weiblichen Hormone zudem Achterbahn und der frischgebackene Vater tut gut daran, nicht jede Reaktion gleich persönlich zu nehmen. Wichtig ist aber auch, dass die Symbiose zwischen Mutter und Kind nicht so eng wird, dass sich der Mann überflüssig oder sogar ausgegrenzt vorkommt. Die Aufgaben klar zu definieren und zu überlassen, kann helfen, dass der Vater sich gebraucht fühlt. Und das kommt schliesslich auch der Mutter zugute – durch etwas freie Zeit nämlich, die sie ganz für sich alleine nutzen kann.

Zeit zu zweit einplanen

Die Paarbeziehung sollte auch nach der Geburt des Kindes an erster Stelle stehen. Wenn eine Frau nur noch Mama und ein Mann nur noch Papa ist, leidet die Liebe. Auch wenn es zu Beginn des Familienlebens unmöglich erscheint – eine regelmässige Auszeit als Paar ist dringend nötig, weil Liebe ohne Aufmerksamkeit verkümmert. «Seit drei Monaten ist der Donnerstagabend unser Paarabend», erklärt auch Rebecca, die zusammen mit ihrem Mann nach dem Grund für die häufigen Streitereien gesucht hat, «Immer nur Mutter und Vater zu sein, war uns als Liebespaar zu wenig.» Inzwischen sind die Donnerstagabende zu einem festen Ritual geworden, eine Studentin kümmert sich fix als Babysitterin um den gemeinsamen Sohn. «Wir gehen essen, ins Kino oder bummeln durch die Stadt», schwärmt Rebecca, «es muss nichts Grossartiges sein – die Zeit zu zweit zählt!»

Immer nur Mutter und Vater zu sein, war uns als Liebespaar zu wenig. Rebecca, 31

Das Baby im Ehebett?

Vielen Müttern und Vätern ist es wichtig, das Neugeborene zu sich ins Bett
zu nehmen, um dem Baby auch nachts Nähe und Wärme zu geben. Voraussetzung dafür ist selbstverständlich, dass beide Elternteile damit einverstanden sind, und dass die Zeit begrenzt ist. Um nah beim Kind zu sein, aber trotzdem genügend Platz im Bett zu haben, gibt’s übrigens Babybettchen, die auf der Seite des Ehebettes eingehängt werden können. Oder aber, man stellt das Kinderbettchen oder die Wiege ans Fussende des eigenen Bettes. Sobald das Kind selbstständiger wird, geht die «Übersiedlung» ins eigene Bett oder Zimmer meistens ohne Probleme über die Bühne. Ansonsten kann als kleiner Trick als Kopfunterlage ein T-Shirt verwendet werden, das die Mutter oder der Vater tagsüber getragen hat. Es riecht vertraut und vermittelt dem Kind Geborgenheit.

Text: Sybille Brütsch-Prévôt

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