Mehr als 120 Kilometer pro Stunde? Zu schnell für Kaya Yanar. Der deutsche Komiker ist zwar in Frankfurt am Main gross geworden, doch vor zwölf Jahren verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt in die Schweiz – der Liebe wegen. Die Schweiz liebt er für ihre Landschaft, ihre Menschen und ihre Mentalität. Gegenüber «Fokus» gesteht er, dass diese Aussage viele skeptisch macht – aber im Gespräch wird deutlich, wie glücklich der 51-Jährige hier ist.
Kaya Yanar, du lebst seit zwölf Jahren in der Schweiz. Gibt es einen Dialekt, den du immer noch nicht verstehst?
Den Berner Dialekt krieg ich gerade noch hin, aber im Wallis hört es dann auf. Grundsätzlich gilt: je südlicher, desto schwieriger für mich zu verstehen. Nächstes Jahr trete ich zum ersten Mal in Brig auf. Ich bin echt gespannt, ob wir uns verstehen.
Und welcher Dialekt war für dich anfangs leicht zu verstehen?
Baseldeutsch und Zürideutsch. Schon in meinen ersten Jahren in der Schweiz fielen mir diese Dialekte relativ leicht. Aber ich bin auch geübt, seit ich ein Kind bin, weil wir als Frankfurter Familie regelmässig unsere Verwandten in der Schweiz besuchten. Es gibt gewisse schweizerdeutsche Wörter, die im Deutschen nicht existieren, mit denen tue ich mich schwer. Ansonsten ist das Verständnis kein Problem.
Was ist denn dein Lieblingswort auf Schweizerdeutsch?
Meine zwei Jungs, sie sind drei und vier Jahre alt, die tun ganz oft «täubele». Dieses Wort gefällt mir sehr gut, weil es den nervenaufreibenden Zustand für alle Beteiligten niedlich verpackt. Die sanfte Ausdrucksweise im Schweizerdeutsch im Vergleich zum harten Hochdeutsch schätze ich sehr. Diese Sanftheit in der Sprache prägt auch die Mentalität, Gedanken und Gefühle von Menschen hier und das gefällt mir.
Dieses Special bezieht sich auf den Sommer. Wenn du die Schweiz als Sommerdestination anpreisen müsstest, wie würde dein Pitch lauten?
An alle Schweizer:innen: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne so nah liegt? Die Schweiz hat im Sommer alles zu bieten, was man sich wünscht. Wenn es zu heiss ist – wenn der Sommer dann endlich da ist und auch bleibt – kann man einfach in einen See oder Fluss springen. Davon hat die Schweiz genug. Wenn man in Bern in die Aare springt, kann man sich sogar bis zur Nordsee treiben lassen (lacht). Wir haben als Familie schon viele Sommer in der Schweiz verbracht, zum Beispiel im Tessin oder in Zermatt, wo man fast alle zwei Minuten überfahren wird, weil man die Elektrofahrzeuge nicht hört. In Montreux gibt es das Jazz-Festival, in Bellwald im Wallis die Sieben-Seen-Wanderung. Die Schweiz hat wirklich in jeder Ecke etwas zu bieten.
Wo verbringst du den Sommer hierzulande am liebsten und warum?
Die Vierwaldstättersee-Region spricht mich sehr an. Ich bin in Frankfurt am Main aufgewachsen, war jedoch als Kind immer wieder bei meinem Onkel in der Schweiz zu Besuch. Schon damals raubte mir die klischeehafte Märchenlandschaft den Atem. Heute wohnen wir am Zürichsee – mit Seeblick. Besser kann es einem eigentlich nicht gehen in der Schweiz. Ich fühle mich sauwohl. Dennoch mache ich wahnsinnig gerne einen Abstecher in die Region Luzern, sie ist für mich sehr besonders. Das Gute in der Schweiz: Alles ist nur einen Katzensprung entfernt.
Bist du denn schon helvetisiert?
Ich merke, dass mir immer wieder Schweizer Ausdrücke herausrutschen im Umgang mit meinen Kindern wie «Hör uf» oder «hinderschi». Wenn ich mit ihnen schimpfe und streng bin, wechsle ich häufig ins «Schwiizerdütsch», weil es sanfter ist. Und wenn ich in Deutschland auf der Autobahn unterwegs bin, fühle ich mich schon unwohl, wenn wir schneller als 120 km/h fahren, 140 km/h ist das Maximum! Auch das höfliche Grüssen und Bedanken habe ich komplett von den Schweizer:innen übernommen. Am Anfang war das noch befremdlich für mich. Ich dachte mir, das ist doch komplett übertrieben. Nach all den Jahren habe ich mich aber so sehr daran gewöhnt, dass ich es nicht nur selbst übernommen habe, sondern es auch wertschätze. Ich sehe, wie meine deutsche und Schweizer Seite zusammenspielen, sie befruchten sich gegenseitig – eine absolut positive Entwicklung.
Die Schweiz hat im Sommer alles zu bieten, was man sich wünscht.
Du gehörst zu den besten Comedians Deutschlands. Wie würdest du deinen Humor beschreiben?
Ich nehme mich selbst nicht zu ernst. Ob privat oder auf der Bühne, man kann mich wunderbar auf den Arm nehmen. Es gibt niemanden, der mich besser veräppeln kann als meine Frau. Sie kann mich perfekt imitieren und mein Verhalten spiegeln. In dem Moment, in dem sie mich spiegelt, sehe ich genau, was sie mir sagen will – und muss lachen. Und genau das mache ich eigentlich auf der Bühne. Ich spiegle die Leute vor mir wider, ohne mit dem Finger auf sie zu zeigen. Ich lache nicht nur über mich, sondern auch über andere, aber respektvoll. Denn Humor ist für mich die schönste Art der Kommunikation.
Lachst du auch über Schweizer:innen?
Ja klar, über die Schweizer Kultur und über ihre Mentalität. Über alles, was ich sonderbar und bemerkenswert finde. Ich möchte die Schweizer:innen aber nicht verändern. Denn was will ich an einem wunderschönen Ort wie der Schweiz, wenn mir die Menschen nicht passen? Ich möchte Menschen oder Völkergruppen nicht kritisieren und ich versuche nicht, Gesellschaften zu verändern. Ich beobachte vielmehr, wie die Gesellschaft ist, und gebe weiter, was ich sehe. Idealerweise lachen die Leute dann darüber. Mein Publikum nimmt sich selbst auch nicht allzu ernst und das finde ich grossartig. Das Schweizer Publikum und ich, wir haben uns gefunden.
Tickets
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